Spenden, die ankommenWie erste Hilfsgüter aus Oberberg in die Ukraine gelangten

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Drei freiwillige Helferinnen in der Ukraine, die an der Hilfsstation an der Grenze die Hilfsgüter des CFA Oberbantenberg entgegennehmen.

Drei freiwillige Helferinnen in der Ukraine, die an der Hilfsstation an der Grenze die Hilfsgüter des CFA Oberbantenberg entgegennehmen.

Oberberg – Die Eindrücke von der Fahrt mit einer Hilfskolonne in die Ukraine lassen Nathan Westerink nicht los. Als Pfarrer der freikirchlichen CFA-Gemeinde in Wiehl-Oberbantenberg hat er in der vergangenen Woche eine Kolonne von vier Kleinbussen in die Ukraine begleitet. Gerade organisiert er einen weiteren Transport.

„Hunderte von Frauen mit Kindern und alte Menschen standen bei zehn Grad Minus an der Grenze im eisigen Wind. Tagelang hatten manche in Bunkern ausgeharrt, ihre Häuser in Schutt und Asche“, erzählt Westerink. „Herzzerreißend auch die Abschiede der Familien von den Männern. Immer wieder kamen Autos an, die wieder umkehrten, nachdem Frauen und Kinder ausgestiegen waren.“

Medizinisches Material, Hygieneartikel, Kleidung

Zugleich sei er überwältigt von der großen Solidarität und Menschlichkeit. Zahlreiche Oberberger hatten zuvor für den Hilfstransport gespendet, Vereine, Firmen, Schulen, viele Hände hatten beim Verpacken geholfen. Anlaufstelle war nach 20-stündiger Fahrt eine Sammelstelle auf der ukrainischen Seite der Grenze, zu der vorher bereits Kontakt bestand. Ebenso war geklärt, was konkret benötigt wird, und auch der Weitertransport mit Pkw ins Land war geregelt. „So hatten wir nach zwölf Stunden bereits die Rückmeldung, dass alles an den Zielorten angekommen war“, berichtet der Pfarrer.

Die Hilfe für die Menschen, die vor dem Krieg flüchten, hat viele Gesichter.

Die Hilfe für die Menschen, die vor dem Krieg flüchten, hat viele Gesichter.

Medizinisches Material wurde in Krankenhäuser oder gleich an die Front gebracht, Hygieneartikel und Kleidung nach Kiew und in weitere Städte. „Es ist wichtig, zu wissen, dass alles wirklich da ankommt, wo es gebraucht wird. Es sind ja sehr gute Sachen, die gespendet werden.“ Er rät dringend ab, auf eigene Faust zur Grenze zu fahren und Sachen abzuliefern. Da türmten sich Säcke von Spenden, niemand schaffe es, sie zu sortieren.

Babynahrung, Verbandsmaterial, Trockennahrung

„Die Frauen mit ihren Kindern, die ankommen, haben ihre ganze Kraft gebraucht, um es irgendwie nach tagelanger Flucht über die Grenze zu schaffen. Sie haben gar nicht die Kraft, in Säcken nach Kleidungsstücken zu suchen.“ Sie selbst hätten Menschen ansprechen müssen, um ihnen für die Rückreise eine Mitfahrgelegenheit anzubieten. 13 Personen brachten sie so schließlich zu verschiedenen Orten in Deutschland, zu denen die Geflüchteten bereits Kontakte hatten.

Auch der MGV Alferzhagen hat zusammen mit dem Verschönerungsverein gezielt anhand einer Liste Spenden gesammelt. Die Idee entstand am Rosenmontag unter dem Eindruck des Krieges, erzählt Vorsitzender Markus Freitag. Die Sänger stehen im Kontakt mit einem Aufnahmelager in Polen. Nächste Woche sollen Babynahrung, Verbandsmaterial und Trockennahrung auf die Reise gehen. Mit Geldspenden, die aus der Vereinskasse aufgestockt wurden, wird der Diesel und die Miete für den Transporter bezahlt sowie noch fehlende Hilfsgüter eingekauft. Auf dem Rückweg wollen die Sänger Geflüchtete mitbringen, um die sie sich kümmern wollen, eine Wohnung ist hergerichtet.

Unterlagen, Logistik und Zollpapiere

Gleich nach Beginn des Krieges hat der christliche Verein M-Connected aus Windhagen einen ersten Lkw-Konvoi in die westliche Ukraine geschickt. Mehr als 160 Firmen und Privatpersonen hätten Geld gespendet, mit dem bei einer großen Supermarktkette vor allem lebensnotwendige Lebensmittel eingekauft werden, berichtet Organisator und Firmenchef von HDS in Windhagen, Kornelius Siemens. Ein Team kümmere sich um Unterlagen, Logistik und Zollpapiere, Kontakte bestehen zu verschiedenen Gemeinden und Missionsstationen in der Ukraine. Auf dem Rückweg nehmen sie Geflüchtete mit, die innerhalb ihres Netzwerks untergebracht werden.

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„Wir hatten einen Transporter ohne Sitzbank, da haben wir unterwegs Stühle gekauft, damit die Menschen nicht die ganze Fahrt über auf dem Boden sitzen müssen. Die Polizei hat uns bei einer Kontrolle lächelnd durchgewunken“, erzählt Siemens. So lange die Grenzen offen sind, soll jeden Donnerstag ein Konvoi starten.

Für ihren Hilfstransport mit fünf bis sechs Kleinbussen, der am Donnerstag, 24. März, in die Ukraine starten soll, sucht die CFA Gemeinde Oberbantenberg noch Spenden, vor allem Fleisch- und Fischkonserven, Reis, Nudeln, Mehl, Hygieneartikel. Kleidung wird nicht benötigt. Geldspenden sind willkommen. Angenommen werden die Sachen von Montag bis Mittwoch, 10 bis 11.30 Uhr und 17 bis 18 Uhr, im Gemeindehaus, Am Faulenberg 9.

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