Neben dem Denklinger gibt es mit Peter Siebert noch einen zweiten gebürtigen Oberberger im Team für Tokio.
FußballBernd Hannes tritt mit der Ü70 bei der WM in Japan an

Ü70-Nationalspieler Bernd Hannes fühlt sich in der Offensive am wohlsten, spielt aber da, wo oh sein Team braucht..
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Während andere mit 73 den Ruhestand genießen, schnürt Bernd Hannes noch einmal die Fußballschuhe – und das nicht irgendwo, sondern auf einer der größten Bühne, die der Seniorensport zu bieten hat: der Weltmeisterschaft der Ü70-Nationalmannschaften in Tokio. Am heutigen Donnerstag hebt er mit dem Flieger in Frankfurt ab. Das Ziel: das Land der aufgehenden Sonne. Das Ziel im Herzen: noch einmal alles geben für das Nationalteam.
„Ich bin eigentlich keiner, der schnell nervös wird“, sagt Hannes, „aber so kurz vorher, da spüre ich es schon. Die Spannung ist groß.“ Kein Wunder. Denn was vor Monaten noch wie eine schöne Idee klang, wird nun Realität: fünf Gruppenspiele in drei Tagen, zwei Partien täglich, jeweils 2 x 30 Minuten auf dem Großfeld. Die Gegner heißen Australien, Japan, Wales, CT United und NC United – alles andere als lockere Freizeitkicks. „Wir wissen nicht genau, was auf uns zukommt“, gibt er zu. „Aber wir haben uns gut vorbereitet – körperlich und als Team.“
Bernd Hannes kämpfte sich nach einer Verletzung zurück
Mit dabei im Kader ist auch ein weiterer Oberberger: Peter Siebert, früherer Torjäger der Tura Dieringhausen-Reserve. Nach Hannes ist er der zweite gebürtige Oberberger, der bei der WM in Tokio das Nationaltrikot (Nummer 20) trägt.
Dass Bernd Hannes überhaupt dabei ist, war nach seiner Verletzung kaum zu erwarten. Anfang 2022 riss ihm die Achillessehne – für viele das Ende. Für Hannes der Beginn eines neuen Kapitels. Ein Jahr lang kämpfte er sich zurück. „Ich habe mich fit gemacht und darüber den Mut gefasst, wieder Fußball zu spielen.“ Dass er sich mit 73 Jahren gegen jüngere Mitbewerber durchsetzen konnte, ist das Ergebnis harter Arbeit – und einer großen Portion Leidenschaft.
Das sind alles coole Jungs, die mit 70 noch alle das Gleiche wollen
Sein Weg ins Nationalteam begann 2023, als er bei einem Turnier erstmals ins Blickfeld der Ü70-Auswahl geriet. Der Kontakt kam über Jürgen Liehn, Vorsitzender des Fußballkreises Berg, zustande, der Hannes dem Teammanager der Nationalmannschaft, Günter Christmann, empfahl. Im April war er bei einer ersten Sichtung im niedersächsischen Engter dabei, später folgte eine weitere Einladung zum Training in Papenburg, seitdem ist Hannes im Kader.
Mit einigen Mitspielern bildet Hannes eine Fahrgemeinschaft zu den Trainings – lange Anreisen, aber viel Gemeinschaft. „Das sind alles coole Jungs, die mit 70 noch alle das Gleiche wollen.“
1977 gab es ein Spiel in der Gummersbacher Lochwiese gegen die japanische A-Nationalmannschaft
Hannes fühlt sich am wohlsten in der Offensive. „Ich turne überall herum“, sagt er. Links, rechts, im Mittelfeld – wo immer das Team ihn braucht. Seine Trikotnummer: die 16. Dass auch Philipp Lahm mit dieser Nummer Weltmeister wurde, wusste er gar nicht. Zufall – aber ein schöner.
Die Vorbereitung war intensiv: Lauftraining, viele Wiederholungen mit dem Ball, Krafttraining – aber alles gezielt, ohne Übertreibung. „Man muss auf seinen Körper hören“, sagt er.

Die Fußball-Nationalmannschaft Ü70 mit Bernd Hannes, Nummer 16, und dem ehemaligen Dieringhauser Peter Siebert, Nummer 20.
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Für Hannes ist das Turnier die Fortsetzung einer langen Fußballreise. Angefangen 1962 bei der SpVg Rossenbach, über den SV Schönenbach, RS 19 Waldbröl, den SSV Bergneustadt – und zurück zum RS 19 Waldbröl, wo er heute noch in der Alte-Herren-Abteilung aktiv ist. Mit diesem Team wurde er 1995 Ü40-Mittelrheinmeister. Jetzt, 30 Jahre später, trägt er stolz das Deutschlandtrikot.
Fast fünf Jahrzehnte ist es her, dass er schon einmal gegen Japan spielte – 1977, in der Lochwiese, mit einer regionalen Auswahl gegen die japanische A-Nationalmannschaft. Damals stand Yasuhiko Okudera auf dem Feld – ein Name, der Legendenstatus hat. Heute ist Bernd Hannes selbst Teil einer Geschichte, die er nie erwartet hätte. Und falls am Ende auch noch ein Tor in Tokio herausspringt? „Das wäre natürlich ein Traum.“
Hannes hat allerdings noch eine andere Sache im Kopf. „Mein größtes Problem ist: Wie geh ich mit den Stäbchen zum Essen um?“ gibt er zu. Sein Enkel hat ihm schon ein Set geschenkt – geübt hat er allerdings noch nicht.