Gegen Rechtsextremismus800 Menschen demonstrieren in Waldbröl für Demokratie und Vielfalt

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Demonstranten in Waldbröl.

Trotz Nieselregen kamen 800 Menschen zu der Demo nach Waldbröl.

Auch in Oberberg gehen Menschen weiter auf die Straßen und demonstrieren gegen Rechtsextremismus.

„Der Unterschied zwischen 1933 und 2024 bist Du“ oder „Remigriert euch ins Knie“ stand auf Schildern und Transparenten bei der Kundgebung gegen Rechtsextremismus am Samstagmittag auf dem Marktplatz, zu der die Ratsfraktionen gemeinsam aufgerufen hatten.

Auch der kleine Mio auf dem Arm seines Vaters hielt ein Schild in die Höhe, das mit einem roten Herz verziert war: „Meine Zukunft soll bunt sein.“ Trotz Nieselregen waren rund 800 Teilnehmer gekommen, um die Demokratie zu verteidigen und für Menschenwürde einzutreten.  „Wir alle zeigen heute, dass wir wach sind. Wir haben nicht vergessen, was hier vor Jahrzehnten passiert ist, was die Nationalsozialisten den Menschen angetan haben – und wir möchten nicht, dass sich diese Geschichte wiederholt“, sagte Bürgermeisterin Larissa Weber in ihrer Begrüßung.

Sie plädierte für ein „gutes Leben“ in Frieden, Freiheit und mit Menschlichkeit. Das gehe nur in einer Demokratie. Rassismus, Extremismus und Diskriminierung in jeder Form seien jedoch Feinde dieser Ziele.

Tödliche Ideologien 

Weber forderte, nicht nur jetzt auf dem Marktplatz, sondern auch in Vereinen, Nachbarschaft und Familien jeden Tag ein Zeichen zu setzen: „Jeder Mensch hat das Recht, sich sicher und wertgeschätzt zu fühlen und fair behandelt zu werden.“ „Wir haben ein Lebensmotto: Nie wieder Krieg“, schilderte Dr. Sándor Károly Molnár, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Waldbröl, in seiner Ansprache. „Diese Worte sind in weißen Buchstaben auf eine schwarze Mauer gemalt. Sie wirken in Eurer Seele, sie sind wie ein Glaubensbekenntnis.“ Molnár führte aus, dass sich Waldbröl mit seiner Geschichte auseinandergesetzt habe: „Wir wollen nicht noch einmal durch und für Extremismus ausgenutzt werden, wir wollen auf der Seite des Friedens stehen.“

Tödliche Ideologien würden die Gesellschaft in gute und schlechte, nützliche und nutzlose Menschen spalten und dabei ignorieren, dass alle Menschen eine Würde haben, die ihnen im Grundgesetz garantiert ist. Mit bewegten Worten beschrieb die Iranerin Vida Salehi vom Waldbröler Freundeskreis Asyl, dass sie vor rund zehn Jahren aus politischen Gründen aus ihrem Heimatland fliehen musste. Nach einer langen und gefährlichen Reise sei sie schließlich mit ihrem Mann und ihrem damals sieben Jahre alten Sohn in Deutschland angekommen. „Wir sind sehr dankbar für die vielfältigen Unterstützungen, die wir hier erfahren haben“, erklärte die Frau.

Meine Familie und ich möchten gerne in Deutschland bleiben, aber wir haben Angst – einige politische Gruppen fordern unsere Ausreise. Lassen sie das bitte nicht wahr werden
Vida Salehi vom Waldbröler Freundeskreis Asyl

Nach einer Zusatzausbildung könne sie nun wieder in ihrem früheren Beruf als Lehrerin arbeiten: Ab diesem Monat unterrichtet sie an einer Gummersbacher Grundschule Deutsch, Englisch und Sport. „Meine Familie und ich möchten gerne in Deutschland bleiben, aber wir haben Angst – einige politische Gruppen fordern unsere Ausreise. Lassen sie das bitte nicht wahr werden!“ „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen“, zitierte Gerhard Jenders von „Oberberg ist bunt, nicht braun“ den Holocaust-Überlebenden Primo Levi und forderte: „Jetzt ist es unsere Verpflichtung, dieser Aufgabe nachzukommen.“ Den Abschluss machte Küster Jörg Groneberg mit einer Samba-Trommel und dem Sprechchor: „Rechtsradikale, nein danke. Deutschland ist nicht euer Land – Ihr seid nicht anerkannt.“

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