Prozess in WaldbrölNach Schlägerei in Morsbacher Wohnung – Sechs Personen vor Gericht

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Das Amtsgericht in Waldbröl von außen mit weißer Fassade

Dass gleich sechs Angeklagte und drei Strafverteidiger im Saal des Waldbröler Amtsgerichtes Platz nehmen, kommt nicht alle Tage vor.

Das Ergebnis vorneweg: Das Verfahren wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung gegen drei Frauen wurde auf Kosten der Staatskasse eingestellt – eingestellt mit Geldauflage gegen die drei mitangeklagten Männer. Sie müssen binnen sechs Monaten jeweils 400 Euro an das Kinderhospiz Balthasar in Olpe zahlen.

Dass gleich sechs Angeklagte und drei Strafverteidiger im Saal des Waldbröler Amtsgerichtes Platz nehmen, kommt nicht alle Tage vor. Eigentlich wären es sogar sieben Angeklagte gewesen, doch hatte der Anwalt der siebten Beschuldigten kurzfristig wegen Erkrankung absagen müssen. Das Verfahren gegen sie wurde abgetrennt, wird aber vermutlich – nach dem Ergebnis der Hauptverhandlung – ebenfalls eingestellt.

Lange Befragung durch den Vorsitzenden Richter

Letztlich im Dunkeln blieb auch nach ausführlicher Befragung durch den Vorsitzenden Richter Dr. Jan Röleke der eigentliche Auslöser jener Schlägerei, die sich im Juni 2020 in einer Morsbacher Wohnung zugetragen haben soll. Das vermeintliche Opfer, ein heute 34-Jähriger, berichtete als Zeuge von einem regelrechten Überfall in seiner Wohnung durch mindestens vier der Angeklagten.

Er sei mit einem Baseballschläger auf den Rücken und mit einem Teleskopschlagstock gegen das Schienbein geschlagen worden. Die Angeklagten hätten beide Waffen mitgebracht, einer der Angeklagten sei gleich mit gesenktem Kopf auf ihn losgestürmt, kaum dass er die Wohnungstür geöffnet habe. Es sei ihm zunächst gelungen, den Angreifer so lange im Schwitzkasten zu halten, bis diesem übel geworden sei. Als er sich aufrichten wollte, habe er Schläge einstecken müssen.

Vor seiner Aussage, die unvereidigt blieb, hatten die Schülerinnen und Schüler des Düsseldorfer Humboldt-Gymnasiums, die derzeit im Waldbröler Schullandheim weilen und die Gerichtsverhandlung als Bildungsangebot annahmen, genau das Gegenteil in der Verhandlung gehört: schwerste Anschuldigungen seitens der Angeklagten in Richtung des Zeugen.

Denn dieser soll schon am Vortag der Schlägerei übelste Beleidigungen und Drohungen per WhatsApp abgesondert haben – bis hin zu Vergewaltigungsdrohungen. Man habe ihn schließlich nur aufgesucht, um die Dinge verbal zu klären. Doch der habe sofort einen der Angeklagten in seinen Wohnungsflur gezerrt und auf diesen eingeschlagen.

Baseballschläger unter dem Bett hergeholt

Den Baseballschläger hätte der Zeuge unter seinem Bett hervorgeholt, man selbst habe keinerlei Waffe dabeigehabt. „Noch nie im Leben hätte er einen derart aggressiven und gewalttätigen Menschen erlebt“, sagte einer der Angeklagten, der nach dem Vorfall selbst die Polizei gerufen hatte. Die Vermutung liege nahe, dass er unter Drogen stand, doch das hätte die herbeigeeilten Polizeibeamten nicht interessiert.

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Letztlich sahen der Vorsitzende Richter, die Staatsanwältin und die Verteidiger keinen Anhaltspunkt für eine Verurteilung im Sinne der Anklage. Die drei Männer, die ja immerhin in die Wohnung des 34-Jährigen eingedrungen waren, akzeptierten sofort, je 400 Euro an das Kinderhospiz zu zahlen.

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