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LesungIra Peter hat in Waldbröl aus ihrem neuen Buch vorgelesen

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Die Journalistin Ira Peter sitzt auf der Bühne. Vor ihr sitzen viele Menschen, die ihr beim Vorlesen zuhören.

Das Interesse an der Lesung mit Ira Peter (r.) war so groß, dass der Saal kurzerhand gewechselt werden musste.

„Warum wir endlich über Russlanddeutsche sprechen müssen“ – Lesung der Journalistin Ira Peter in Waldbröl. 

„Sie sind keine ‚richtigen‘ Deutschen, sie sind alle Putin-Anhänger, und sie wählen sowieso die AfD“ – mit solchen Vorurteilen gegenüber Russlanddeutschen wird Ira Peter, die selbst in Kasachstan geboren ist und als Kind mit ihrer Familie nach Deutschland kam, immer wieder konfrontiert. Um Stigmatisierungen abzubauen und ein differenzierteres Bild zu vermitteln, hat die preisgekrönte Journalistin das Buch „Deutsch genug? Warum wir endlich über Russlanddeutsche sprechen müssen“ geschrieben, das im Frühjahr 2025 im Goldmann-Verlag erschienen ist.

Integration und Identität: Was bedeutet „deutsch genug“?

Auszüge daraus präsentierte sie am Wochenende im Rahmen einer Lesung im evangelischen Gemeindehaus in Waldbröl und stellte sich am Ende den kritischen Fragen des Publikums. Der Besucherandrang war so groß, dass kurzfristig ein Ortswechsel vorgenommen werden musste. Denn für mehr als 100 Besucher ist der Buchladen Buch + Welt, wo die Veranstaltung ursprünglich stattfinden sollte, nicht groß genug.

Angesichts der bevorstehenden Kommunalwahlen, des vergleichsweise hohen Anteils an Russlanddeutschen in Waldbröl und des Wahlerfolgs der AfD im Wahlbezirk ist das Thema hochaktuell. Neben den harten Fakten aus zahlreichen Studien – etwa, dass 70 bis 80 Prozent der Russlanddeutschen keine AfD-Wähler sind – ist es vor allem Peters sachliche Art und ihr sprachliches Talent, das die Anwesenden abholt.

Zahlreiche Studien belegen, dass 70 bis 80 Prozent der Russlanddeutschen keine AfD-Wähler sind
Ira Peter, Journalistin und Buchautorin

Sie sensibilisiert dafür, wie die Realität aussieht, was gefühlte Wahrheiten sind und dass es um individuelle Geschichten und Menschen geht. Der Wille zum Zusammenleben und zur Integration müsse auf beiden Seiten bestehen, damit ein echtes Zusammenwachsen möglich ist, appellierte Peter.

Christoph Waffenschmidt, ehemaliger Bürgermeister von Waldbröl und Sohn des früheren Bundestagsabgeordneten und Aussiedlerbeauftragten der Bundesregierung (1988-1998) Horst Waffenschmidt, hatte Ira Peter bereits bei einer Lesung in Berlin erlebt. Die Veranstaltung beeindruckte ihn so sehr, dass er sofort Waldbröl als geeigneten Ort für eine weitere Lesung ins Spiel brachte.

Auch Jochen Gran, ehemaliger Pfarrer der evangelischen Gemeinde und Moderator des Abends, zeigte sich begeistert: „Ich bin überwältigt vom Andrang und vom Erfolg der Veranstaltung. Mit so vielen Besuchern hatten wir nicht gerechnet.“ Larissa Weber, amtierende Waldbröler Bürgermeisterin, die zu Beginn der Veranstaltung appellierte, die Kommunalwahl nicht nur von der Bundespolitik abhängig zu machen, resümierte: „Es war eine tolle Veranstaltung: Die Bücher sind uns aus der Hand gerissen worden – wir hätten noch deutlich mehr anbieten können.“