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TierschutzSaatkrähe geht es in Waldbröl schlecht

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Viele Blätter liegen auf dem Weg im Königsbornpark-Waldbröl

Der Königsbornpark in Waldbröl ist für weitere drei Jahre unter Schutz gestellt. 

Den letzten Saatkrähen im Oberbergischen geht es schlecht. Das ist die traurige Bilanz der Kreisgruppe Oberberg im Naturschutzbund Deutschland (Nabu) für die Krähengruppe, die offenbar 1986 im Waldbröler Königsbornpark – und damit nahezu in der Stadtmitte – Quartier bezogen hat und diesen nicht wieder verlassen hat.

„Die Zahl der Vögel nimmt weiterhin ab, die Kolonie wird immer kleiner“, berichtet Vorstandsmitglied Michael Gerhard mit Blick auf Statistiken, die der Morsbacher Nabu-Mann Christoph Buchen bereits seit dem Jahr 1968 führt. „Warum es dieser Krähe immer schlechter geht, das ist uns allerdings ein großes Rätsel“, sagt Gerhard.

Er vermute, dass geeignete Nahrungsflächen für diese Kolonie zu weit entfernt seien und dass es in der Nachbarschaft zu wenig Ackerbau gebe. 2016 schrieben die Naturschützer um Gerhard erste Anträge an den Oberbergischen Kreis und ans Rathaus der Marktstadt, etwa 3,2 Hektar des Parks zum Wohle der Saatkrähe unter Schutz zu stellen.

Park für weitere drei Jahre unter Schutz gestellt

Das geschah am 10. Oktober 2019 und zunächst auf drei Jahre befristet, zuvor hatte Waldbröls Stadtpolitik möglichen Bauvorhaben auf dem Parkgelände bereits einen Riegel vorgeschoben. Jetzt hat sich der Kreistag für eine Verlängerung dieses Schutzes ausgesprochen, ab dem Stichtag 25. Oktober dieses Jahres für weitere drei Jahre – ein Votum, dem sich nun der Umweltausschuss des Stadtrates ebenso einstimmig angeschlossen hat.

Beobachtung seit über 50 Jahren

Seit dem Jahr 1968 behält der Morsbacher Nabu-Mann Christoph Buchen die Saatkrähe und ihren Bestand im Auge, jährlich dokumentiert er die Zahl der Nester in Oberbergs Süden, also auch im Stadtgebiet von Waldbröl. Die Gruppe dort gilt als die letzte im ganzen Kreisgebiet. Buchen: „Überhaupt ist die Krähe im Bergischen Land eine Rarität – nur in der Mucher Ortschaft Marienfeld findet sich noch eine Gruppe mit zuletzt 84 Nestern.“

Weil eine Saatkrähe niemals alleine nistet, sprechen Fachleute wie Christoph Buchen von Kolonien. In Waldbröl entdeckte er 1968 erstmals Nester – 22 an der Zahl, und zwar im Stadtteil Isengarten. „Dorthin sind jüngst einige Krähenfamilien zurückgekehrt“, schildert der Morsbacher eine frische Beobachtung. (höh)

In Waldbröl seit 1986 nachweisbar

In der Waldbröler Innenstadt spürte er 1986 das erste Nest auf – seither schwankt die Zahl der Krähenheime, aber ein Jahr ohne Krähenvorkommen hat es Buchens Zahlenwerk zufolge nach 1986 nicht gegeben.

Mit 296 Nestern notierte der Fachmann 2004 ein Rekord-Krähenjahr, in diesem Jahr zählte Buchen nur noch 54 Nester im Herzen der Marktstadt, 47 weitere fand er in Isengarten sowie zwei im Stadtteil Eichen. (höh)

Im Süden Oberbergs seit langem keine Nester mehr

2007 dokumentierte er zum letzten Mal Krähenvorkommen auch an anderen Orten im Süden Oberbergs – in Nümbrecht-Auf der Hardt (zwölf Nester). 2004 war er zudem noch in Reichshof-Eiershagen (drei Nester), in der Ortschaft Auf der Hardt (144) und in Wiehl-Oberwiehl (34) fündig geworden.

In jenem Jahr sichtete der Morsbacher in Oberwiehl die bisher letzten Nester. Die Kolonie dort gilt als die zweitälteste nach der in Waldbröl-Isengarten: 1975 war Christoph Buchen erstmals auf Nester gestoßen, es waren 34. Ein Rekordjahr in Oberwiehl war 1996 mit 176 Nestern. (höh)

„Darüber hinaus gilt es, den Parkcharakter dauerhaft zu erhalten“, betonte Frank Marmor von der SPD, während sein Parteigenosse Jürgen Hennlein die Bedeutung dieser Krähenkolonie unterstrich: Einst sei diese Art typisch gewesen für das Oberbergische, von den letzten Gruppen sei heute nur noch die Waldbröler übrig. Diese habe in der Stadt zwei Brutquartiere, eines eben im Königsbornpark.

Studie nimmt Gelände unter die Lupe

Weil Waldbröl zurzeit noch Geld aus dem interkommunalen, integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzept mit Nachbar Windeck übrig hat, hat die Verwaltung eine Studie auf den Weg gebracht, die sich mit dem Gelände zwischen der Kaiserstraße und dem Schaumburgweg beschäftigt. Davon berichtete der zuständige Fachbereichsleiter Jan Kiefer dem Ausschuss: „Ziel ist es, Aufschluss zu erhalten darüber, was im Königsbornpark möglich ist und was nicht.“

Kiefer sprach von einer Bestandsaufnahme. Diese erfasse die oft sehr alten Bäume, kartiere mögliche Biotope und nehme auch den Artenschutz in den Fokus. „Dieser und ökologische Aspekte sollen nicht berührt werden.“ Erste Ergebnisse aus der Studie erwarte er noch in diesem Jahr.

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