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StichwahlWer wird neuer Landrat in Oberberg – Klaus Grootens oder Sven Lichtmann?

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Klaus Grootens und Sven Lichtmann stehen im Kreishaus nebeneinander.

Am Sonntag gehen Klaus Grootens (l.) und Sven Lichtmann erneut in den direkten Wahlkampf um den Chefposten im Kreishaus.

Nach dem ersten Wahlgang in Oberberg standen Klaus Grootens (43,2 Prozent) und Sven Lichtmann (22,0) als Kandidaten für die Stichwahl fest.

Am Sonntag entscheidet Oberberg über seinen neuen Landrat sowie die Bürgermeister von Reichshof und Morsbach. Die hohe Kunst wird sein, die Wählerinnen und Wähler ein zweites Mal binnen 14 Tagen an die Wahlurne zu bekommen. Das hatten auch die beiden Landratskandidaten Klaus Grootens (CDU/FDP) und Sven Lichtmann (SPD/Linke) unmittelbar nach dem ersten Wahlgang deutlich gemacht. Werden am Sonntag erneut die 58,9 Prozent Wahlbeteiligung wie in der ersten Runde erreicht?

Was die beiden Kontrahenten wenige Tage vor der Wahl zu fünf Fragen dieser Zeitung geantwortet haben, ist in den Interviews auf dieser Seite zu lesen. Darin haben wir die beiden auch zu ihren Positionen zu den Plänen für ein neues Kreishaus gefragt. Die Antworten spiegeln die bisherigen Positionen wider. Aber auch sonst wird deutlich, dass Grootens als Mann aus dem Haus auch an anderen Stellen unterschiedliche Positionen vertritt als jene, die Sven Lichtmann für richtig hält.

AfD Oberberg positioniert sich gegen Sven Lichtmann als Landrat

Bei der Stichwahl wird es aber auch darum gehen, dass die Wählerinnen und Wähler, deren Landratskandidaten in der ersten Runde auf der Strecke geblieben sind, sich neu entscheiden müssen. Kein Wunder, dass Klaus Grootens immer wieder betont, dass die Wahl bei null beginne. Für den CDU-Mann, der von der FDP unterstützt wird, hat sich für den zweiten Durchgang auch die UWG ausgesprochen. Bei Sven Lichtmann, dem Kandidaten von SPD und Linken, sind nun auch die Grünen und Volt mit im Boot.

Die AfD spricht zwar keine Empfehlung aus, positioniert sich aber deutlich gegen Sven Lichtmann: „Die AfD Oberberg warnt vor Dr. Sven Lichtmann, der mit seinen öffentlichen Aussagen ein sehr fragwürdiges Demokratieverständnis offenbart und große Teile der Bevölkerung ausgrenzt“, heißt es in einer Pressemitteilung der AfD.

Oberbergische Landratskandidaten äußern sich zu AfD-Mitteilung

Als Sprecher des Kreisverbandes teilt Bernd Rummler weiter mit: „Bereits nach dem ersten Wahlgang erklärte Lichtmann, die Bürgerinnen und Bürger hätten nun eine ‚wirkliche Wahl zwischen zwei demokratischen Bewerbern‘.“ Wer so spreche, nehme sich das Recht heraus, den AfD-Kandidaten Jürgen Braun einfach aus dem Kreis der Demokraten auszuschließen. Das wiederum findet Bernd Rummler undemokratisch.

Zu der „Warnung“ der AfD sagt Sven Lichtmann: „Ich nehme die Ausführungen der AfD zur Kenntnis. Dass eine gesichert rechtsextreme Partei einem Kandidaten der SPD eine antidemokratische Haltung versucht zu unterstellen, ist grotesk und verdreht die Tatsachen.“

Zu den Äußerungen der AfD sagt Klaus Grootens: „Die Wählerinnen und Wähler sind glücklicherweise in ihrer Entscheidung frei, und sie haben die Möglichkeit, einen Kandidaten unterstützt von SPD, die Linke, Grünen und Volt oder einen Kandidaten der bürgerlichen Mitte zu wählen. Wie ihre Entscheidung ausfällt, sehen wir am Sonntag.“

Heribert Rohr (SPD) durchbrach in Oberberg einst die CDU-Dominanz

Schaut man sich die Ergebnisse der beiden Hauptakteure vom ersten Wahlgang an, so könnte man meinen, dass Kreisdirektor Grootens mit seinen 43,22 Prozent und 55.127 Stimmen im Vergleich zu Lichtmann – 22,03 Prozent/28.105 Stimmen – einen Vorteil mit ins Rennen brächte. Doch bestätigen will das niemand.

So oder so dürfte auch die Zeit nach der Wahl spannend werden. Im Falle eines Sieges von Klaus Grootens könnte dieser nicht mehr auf die bisherige Mehrheit im Kreistag von CDU, FDP, UWG, FWO, DU zurückgreifen.

Diese Situation, dass ein CDU-Landrat bzw. Oberkreisdirektor über keine Mehrheit im Kreistag verfügt, ist neu. Aber auch Lichtmann müsste sich Mehrheiten suchen, die Stimmen seiner SPD reichen nicht. Nach Heribert Rohr (1995 bis 1999) wäre Lichtmann erst der zweite SPD-Mann an der Spitze der oberbergischen Verwaltung. Rohr hatte damals eine rot-grüne Mehrheit im Kreistag hinter sich. Und mit Nobert Wolter einen grünen Kreisdirektor. Die FDP war in dieser Wahlperiode mit 4,2 Prozent an der letztmals geltenden Fünf-Prozent-Hürde gescheitert.

Doch zurück zur CDU: Mit den Oberkreisdirektoren Gert Ammermann (1987–1995), Dieter Fuchs (1979–1987) und Friedrich-Wilhelm Goldenbogen (1946–1979) dominierten CDU-Männer diesen Posten über Jahrzehnte.

Und bei den Landräten – seit 2015 Jochen Hagt, Hagen Jobi (2004–2015) und Hans-Leo Kausemann (1999–2004) war ebenfalls die CDU tonangebend.


Stichwahlen und Wahlparty am 28. September in Oberberg

Weitere Stichwahlen finden am Sonntag um die Bürgermeisterämter in Reichshof und Morsbach (Seite rechts) sowie im Nordkreis statt. In Radevormwald treten Johannes Mans (parteilos) und Dejan Vujnovic (CDU) an, in Hückeswagen Mario Moritz (CDU) und Jörg von Polheim (FDP). Die Wahllokale haben zwischen 8 und 18 Uhr geöffnet.

Am Wahlabend informiert die Kreisverwaltung im Gummersbacher Kreishaus (Moltkestraße) über die Ergebnisse im Oberbergischen Kreis. Neben den Vertreterinnen und Vertretern der Politik sind interessierte Bürgerinnen und Bürger eingeladen, sich vor Ort zu informieren. Ab 17.30 Uhr ist das Foyer des Kreishauses geöffnet.

Aktuelle Informationen und Ergebnisse zu den Stichwahlen gibt es am Sonntag im Internet.