Im Interview spricht Brauereichef Axel Haas, der am Freitag seinen 80. Geburtstag feiert, unter anderem über Highlights seiner beruflichen Laufbahn.
43 Jahre an der SpitzeChef der Bielsteiner Erzquell Brauerei wird 80 und übergibt das Ruder

Axel Haas ist seit 43 Jahren Chef der Bielsteiner Erzquell Brauerei. Seine Tochter Tina hat nun das Ruder übernommen.
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Herr Dr. Haas, wie geht Ihnen?
Axel Haas: Ich bin zutiefst dankbar, dass ich dieses Alter erreichen darf. Das war mit Blick auf meine Krankenakte nicht immer selbstverständlich. Viele Oberberger kennen Sie vor allem als Brauereichef.
Wollten Sie schon immer die Nachfolge Ihres Vaters antreten, oder hatten Sie auch andere Pläne?
Mein Vater hat mir immer jede Freiheit gelassen, aber die Brauerei war genau mein Ding. Ich hätte mir nie etwas anderes vorstellen können.
Was macht für Sie der Beruf aus?
Ich habe von Kindesbeinen an mitbekommen, wie der Betrieb funktioniert und wie das Unternehmen aufgebaut wurde. Es macht mir Spaß, mit Menschen zusammen zu sein und wir sind ein fröhliches Produkt. Es macht mir Freude, Dinge zu bewegen und Marketing zu machen. Ich bin inzwischen 50 Jahre in der Branche und seit 43 Jahren hier bei der Erzquell Brauerei in Bielstein. Eine Zeit, die ich nicht missen möchte.
43 Jahre sind eine lange Zeit, welche Highlights sind Ihnen besonders in Erinnerung?
Wir haben in den Jahren die gesamte Logistik im Unternehmen umgestaltet. Unbestrittener Höhepunkt aber war im Jahr 1987 der Neubau unseres Sudhauses, dessen Kupferkessel auch für die Menschen von außen sichtbar sind und unsere Brauerei ein Stück weit prägen. Daneben haben wir die Marke weiter geführt und mit den Getränken der Bergischen Braukunst eine regionale dritte Linie aufgebaut. Jede Generation hat ihre Aufgaben, jede Generation macht ihr Ding. Rückblickend könnte man meinen, dass früher alles einfacher war, aber wirklich glauben kann ich das nicht. Dennoch beneide ich meine Tochter als meine Nachfolgerin nicht.
Das hier ist genau mein Ding.
Sie brauen Kölsch und Pils. Gehen Sie in Sachen Bier auch mal „fremd“?
Andere Biere trinke ich im Labor, wenn wir diese verkosten. In meinem privaten Kühlschrank jedoch stehen nur unsere eigenen Produkte. Und was ist Ihr Favorit, Kölsch oder Pils? Ich habe immer gesagt, dass ich beide Töchter gleich lieb habe. Ich trinke beides gerne.
In den vergangen Jahren sind die selbstständigen Kölsch-Brauereien immer weniger geworden und im Oetker-Konzern aufgegangen. Wie besteht man als Familienbrauerei in diesem gefühlten Haifischbecken?
Als wir im Jahr 1986 die Kölschkonvention unterschrieben haben, standen darunter 24 Unterschriften, heute sind wir sieben Brauereien. Wir sind die einzige Kölschbrauerei außerhalb von Köln mit Ausnahme einer landwirtschaftlichen Brauerei in Brühl. Es ist schon beängstigend, wie sich das alles auf einen konzentriert, nämlich Oetker. Man wird sehen, wie es weiter geht.
Und wenn jemand fragen würde, ob er für Sie auch Zunft Kölsch brauen soll?
Das mag der Wunsch von Herrn Oetker sein. Aber ich will ihm den nicht erfüllen. Wir haben hier die Regionalität als heimische Brauerei und viele treue Kunden.
Wie emotional ist das für Sie, dass Sie fortan „nur“ noch den Beiratsvorsitz haben?
Wir haben diesen Schritt ja seit Jahren vorbereitet, indem ich mich mehr und mehr zurückgezogen habe. Irgendwann ist Ende. Als Beiratsvorsitzender werde ich natürlich beratend zur Verfügung stehen. Viele Dinge weiß ich nur noch auf Grund meines Alters. Ich bin gerade auch dabei, die Geschichte des Brauerei aufzuschreiben.
Was machen Sie denn, wenn Sie künftig mehr Zeit haben?
Ich fahre immer noch sehr gerne Ski. Wenn auch die Pausen auf den Hütten länger werden als früher. Und österreichisches Bier kann man auch trinken (lacht). Zudem spiele ich gerne Golf, was allerdings altersbedingt weniger wird. Aber ich will jetzt noch einmal etwas mehr Dampf geben. Ansonsten geht alles etwas langsamer. Und Probleme, mich zu beschäftigen, habe ich auch keine.
Neuer Geschäftsführer
Mit Sebastian Brack hat die Erzquell Brauerei Bielstein einen neuen Geschäftsführer für die Brauerei in den Bereichen Vertrieb und Logistik gewonnen. „Nach über 100 Jahren ist somit wieder ein familienexterner Co.- Geschäftsführer an Bord“, teilt das Unternehmen mit. „Es reizt mich sehr in einer so traditionsreichen Familienbrauerei die Zukunft mit gestalten zu können“, wird der Getränkespezialist und Multi-Start-up-Unternehmer zitiert, der von Berlin nach Bielstein wechselt.

Neues Duo: Tina Haas und Sebastian Brack.
Copyright: Erzquell Brauerei
Die Erzquell Brauerei wurde im Jahre 1900 von Ernst Kind gegründet und blickt auf eine erfolgreiche Tradition als Familienunternehmen zurück: Inzwischen wird das Unternehmen von seiner Ur-Ur-Enkelin Tina Haas geleitet. Die Wirtschaftspsychologin und Unternehmerin verantwortet die Bereiche Technik, Personal und Verwaltung . „Mein Vater und ich haben das Unternehmen in den letzten Jahren als Tandem gemeinsam geführt. Er hat inzwischen den Beiratsvorsitz übernommen und wird der Brauerei weiterhin für bestimmte Aufgaben mit seinem Rat zur Seite stehen“, so Tina Haas.
Überzeugte Teamworkerin
Ihr Wunsch sei es gewesen, auch zukünftig als Teil einer Doppelspitze zu arbeiten. „Zum einen, weil ich überzeugte Teamworkerin bin. Zum anderen, weil ich mit zwei kleinen Kindern neben der unternehmerischen Verantwortung auch genug Zeit für meine Familie brauche. Die letzten Monate haben gezeigt, dass das passt.“ Der gebürtige Essener Sebastian Brack startete seine neue Position in Bielstein schon zum 1. November 2024. Inzwischen sind beide überzeugt, dass sie ein erfolgreiches Tandem bilden: „Sebastian bringt einen neuen frischen Blick auf unsere erfolgreichen Traditionsmarken. Das heißt nicht, dass wir morgen alles anders machen, sondern dass wir auf dem was uns bislang erfolgreich gemacht hat aufbauen“, erläutert Haas. „Dafür haben wir mit Sebastian Brack den richtigen Impulsgeber an Bord.“
Erzquell Brauerei
Axel Haas wurde am 30. Mai 1945 in Gera geboren. Seine Mutter stammte aus dem Sudetenland. Bei der Flucht nach Bielstein, wo sein Vater herstammte, kam Haas zur Welt. Nach dem Abitur in Gummersbach und zwei Jahren bei der Bundeswehr folgten ein Betriebswirtschaftsstudium in München und die Promotion. In den Jahren 1975 bis 79 war Haas im Münchner Hofbräuhaus Direktionsassistent.
Seit 1979 ist Haas Geschäftsführender Gesellschafter der Erzquell Brauerei Siegtal und ist nach dem Tode seines Vaters im Jahr 1983 in gleicher Position in der Erzquell Brauerei Bielstein tätig. Die Brauerei beschäftigt an ihren beiden Standorten in Bielstein und Siegtal insgesamt 140 Mitarbeitende. Das Sortiment der Erzquell Brauerei umfasst fünf Getränkemarken, von Kölsch, über Pils, alkoholfreies Helles, Malzbier bis Aperitif. Die Brauerei mit einer Tradition von 125 Jahren versteht sich als Familienunternehmen für die Region: Sie setzt auf kurze Lieferwege. Die Rohstoffe und Dienstleistungen kommen aus der Region für die Region. Produziert wird mit eigener Quelle in Bielstein.