Kesselhaus unter DampfWipperfürths einzige Disco öffnet nach anderthalb Jahren wieder

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Die neu gestaltete Cocktailbar testen Nicole Schulz, Kristin Jürgensen und Sabrina Heidenreich.

Die neu gestaltete Cocktailbar testen Nicole Schulz, Kristin Jürgensen und Sabrina Heidenreich.

Wipperfürth – Bunte Lichtstrahlen wandern über die Tanzfläche des Kesselhauses. DJ Rout legt einen neuen Remix auf. Auf der Tanzfläche wird wild getanzt und an der Theke sich lautstark unterhalten. Nach einer fast eineinhalbjährigen Schließung durfte das Kesselhaus am Wochenende wieder öffnen.

Seit März 2020 musste die Wipperfürther Diskothek coronabedingt eine Zwangspause einlegen. Doch nach den Neuregelungen des Landes NRW ist ein Discobesuch seit dem 20. August wieder möglich. Und so erwacht das Nachtleben auch in Wipperfürths einziger Disco wieder.

Wiedereröffnung mit Re-opening Party

Mit einer Re-opening Party feierten die Besucher die Wiedereröffnung gebührend. Schon vor dem Eingang bildete sich eine lange Schlange. Viele junge Leute warteten darauf, endlich wieder ausgelassen feiern zu gehen. Ganz vorne: Die beiden Freundinnen Kimberly und Bea. Sie hatten schon seit Monaten darauf gewartet, endlich wieder ins Kesselhaus gehen zu dürfen. „Vor Corona waren wir schon so fast jedes zweite Wochenende hier. Deshalb freuen wir uns mega auf heute Abend“, erzählte die 21 jährige Kimberly Meyer. „Genau“; stimmte Bea Rabe ihr zu, „als wir von der Party hörten war sofort klar: Da müssen wir hin!“.

Doch bevor es für die zwei Freundinnen und die andern Partygäste ins Kesselhaus ging, kontrollierten die Türsteher am Eingang die Nachweise über eines der 3-Gs. Geimpft, genesen oder getestet - nur wer mindestens eins der Kriterien erfüllte, konnte mitfeiern. Als getestet galten nur die Leute mit einem aktuellen negativen PCR Test. Bürger- oder Selbsttests sind für einen Discobesuch nicht ausreichend.

Inhaber befürwortet Corona-Regelungen

Thomas Wicke, Inhaber des Kesselhauses, befürwortet diese Regelung ganz klar, auch wenn der PCR Test womöglich einige Partyliebhaber von einem Kesselhausbesuch abhält. „Der Sicherheit wegen würde ich sogar die 2G Regelung begrüßen“, erklärte Wicke. Er hat die Befürchtung, dass bei noch höheren Fallzahlen die Discos im Herbst wieder schließen müssen.

Eine Maskenpflicht gilt im Kesselhaus nicht. Jedoch positionierte Wicke wenige Minuten vor dem Einlass noch einen Desinfektionsspender direkt am Eingang. Es ist 21.25 Uhr. In wenigen Minuten ist Einlass. Die Vorfreude bei Wicke und seinem Personal ist groß. Aber es liegt auch Anspannung in der Luft. „Es ist wie beim ersten Mal vor 29 Jahren. Ich hoffe so sehr, dass alles klappt“, so Wicke. Während der Schließungszeit haben sein Team und er viel an der Location gearbeitet. Es gibt neue Waschbecken, einige Veränderungen in der Lichttechnik und die Cocktailtheke wurde umgestaltet. „Wir haben einen mehr als ordentlichen Frühjahrsputz gemacht“, berichtete Wicke von der vergangenen Zeit.

Änderungen im Personalteam

Und auch in seinem Personalteam gibt es einige Änderungen. Während der Pandemie ist nur rund die Hälfte des Teams bestehen geblieben. Die restlichen Stellen müssen neu besetzt werden. Alleine am Abend der Re-opening Party arbeiteten fünf neue Teammitglieder zum ersten Mal.

Eine von ihnen ist Sophie Bauer. An der Garderobe nahm sie Jacken und Taschen entgegen. „Ich hoffe schon irgendwie auf einen entspannten Abend und das nichts schiefläuft. Aber die Leute sind eh alle voller Vorfreude“, so die 18 jährige Wipperfürtherin. Unterstützung an der Garderobe erhielt sie von Marie Zoller. Sie hat dort schon bereits vor Corona gearbeitet. „Es ist ganz klar das Team, was einen hier hält. Bei den Leuten möchte man einfach bleiben“, erklärte die 22 Jährige.

Die Hälfte des Stammteams ist geblieben

Ähnlich ist es auch bei Olga Ogay. Sie steht bei der Wiedereröffnung hinter der Theke und kümmert sich um Getränke. Eigentlich arbeitet sie schon seit 10 Jahren nicht mehr in der Wipperfürther Diskothek. Doch wenn Not am Mann ist, kommt sie gerne zurück und hilft mit. „Heute ist ein total aufregender Abend. Die Leute haben Lust zu feiern und das merkt man“,so Ogay. Fleißig verteilt sie Getränke. Besonders gefragt sind Desperados, Wodka Bull und Bacardi Razz - die selben Getränke wie vor Corona.

Auf der anderen Seite der Theke stehen die beiden Freunde Justin Ufer und Justin Wittfeld. Sie feiern ausgelassen mit ihrem Freundeskreis. Es wird geredet, viel gelacht und auf die Wiedereröffnung angestoßen. „Es ist mega wieder hier zu sein. Früher waren wir jedes Wochenende hier. Wir sind also quasi Stammgäste. Da ist es doch gar keine Frage mehr, dass wir heute auch hier sind“, so Wittfeld. Justin Ufer sieht es genauso wie sein Freund: „Endlich wieder viele Menschen sehen, gute Musik hören und gemeinsam was trinken. Darauf freuen wir uns heute am meisten“.

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Die 3G Regel macht Justin Ufer nichts aus. Er selbst ist geimpft. „Ich finde es gut, dass so auf die Sicherheit geachtet wird. Es ist ja leider so, dass die Zahlen noch steigen und dann muss man auf Nummer Sicher gehen. Ich habe mich eben auch nochmal getestet“, so der Wipperfürther. Sein Freund Justin Wittfeld steht der Vorschrift kritischer gegenüber. „Klar ist das sicher, aber ich bin trotzdem definitiv dagegen. Ich finde es nicht gut, dass es sich irgendwie nach einer Zweiklassengesellschaft anfühlt“, kritisiert er.

Trotz der Meinungsverschiedenheit hat der Freundeskreis Spaß daran nach so langer Zeit zu feiern. Auch die Freundinnen Sabrina, Kristin und Nicole genießen den Abend. Die drei haben es sich an der Cocktailbar gemütlich gemacht. Von ihren Plätzen aus haben sie freien Blick auf die Tanzfläche. Das weckt bei den drei Mädels Erinnerungen. „Wisst ihr noch? Früher ist man immer von hier oben auf die große Musikbox geklettert, um dort zu tanzen“, sagt Nicole. Auch sie waren vor Corona immer wieder mal im Kesselhaus. „Wir haben lange darauf gewartet, hier wieder tanzen zu gehen. Es fühlt sich an wie ein absolutes Glücksgefühl“, freut sich Sabrina Heidenreich. Die Freundinnen hoffen, dass Wipperfürths einzige Disco offen bleibt.

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