Ansturm auf ApothekenDie Nachfrage nach FFP2-Masken ist immer noch hoch

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Mehrere Menschen stehen vor einer Apotheke, um unter anderem ihre kostenlosen FFP2-Masken abzuholen.

Wipperfürth-Lindlar – Noch bis zum 6. Januar können Menschen über 60 Jahre und solche mit ernsten Vorerkrankungen drei sogenannte FFP2-Masken kostenlos in der Apotheke bekommen. Eine Woche nach dem Start der bundesweiten Verteilaktion zeigt sich in Oberberg: Die Menschen stehen für die begehrten Filter nach wie vor Schlange.

Große Nachfrage in der Region

„Das Interesse an den Masken ist enorm“, berichtet Marianne Welzenberg, Inhaberin der Frielingsdorfer Montanus-Apotheke. An der Jan-Wellem-Straße fährt der Lieferdienst täglich vor, mal hat er 500, mal 1000 Masken im Gepäck. „Trotzdem ist in kurzer Zeit alles ausverkauft - wir müssen unsere Kunden dann auf den nächsten Tag vertrösten. Immerhin bekommen wir täglich Nachschub“, beschreibt Welzenberg ihren aktuellen Arbeitsalltag.

Um ihr Alter nachzuweisen, müssen Kunden dem Apotheker regelmäßig ihren Personalausweis vorlegen. Die Möglichkeit, wirklich nachzuvollziehen, wer sein Kontingent bereits abgeholt hat und wer nicht, sei in der hektischen Praxis aber unmöglich, betont Welzenberg. „Wir notieren die Namen. Aber ob dieser Mensch nun auf der neunten Seite dahinter schon einmal aufgeschrieben worden ist, kann niemand kontrollieren.“

Ein Abgleich der Daten unter den Apotheken finde nicht statt, erklärt Martina Dammüller, die die Cosmas- und die West-Apotheke in Wipperfürth führt und zugleich Sprecherin der Oberbergischen Apotheker ist.

Warnung der Apothekerverbände

Erst jüngst habe die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) ihre Mitglieder davor gewarnt, dass schon die Dokumentation der Kundendaten gegen den Datenschutz verstoßen könnte.

Für den Austausch mit Kollegen sehe der ABDA erst recht enorme rechtliche Hürden, berichtet Martina Dammüller. Kritik der Oberbergischen Apotheker. Die Wipperfürtherin kritisiert, dass den Apothekern insgesamt viel zu wenig Zeit geblieben sei, um sich für den Ansturm der Berechtigten zu rüsten.

Kaum Vorlaufzeit

Offiziell beschlossen wurde die Verteilung der FFP2-Masken über die Apotheken von der Bundesregierung erst wenige Stunden vor dem Start der Aktion in ganz Deutschland. „Die Pandemie hat uns gelehrt: Was der Spahn vorne über die Medien raushaut, ist nicht unbedingt das, was hinten in Gesetzesform rauskommt“, wird Apothekerin Martina Dammüller deutlich.

Kontakt zum Großhandel

Mehrmals täglich telefoniert sie inzwischen mit Großhändlern, ihre Bestellung über 10 000 weitere Masken liegt inzwischen beim dritten Lieferanten. Die Lieferketten stabilisiere sich langsam, berichtet Martina Dammüller. In ihren beiden Apotheken gibt es allerdings auch noch lange Wartelisten. „Dass mit den Masken natürlich auch Schmu getrieben wird, steht für mich fest.“ Martina Dammüller hätte sich eine Verteilungsprozedur gewünscht, bei der die Apotheken außen vor gewesen wären und die Krankenkassen übernommen hätten.

„Die Krankenkassen haben doch sämtliche Daten von den Menschen. Sie wissen, wer wie alt ist und wer welche Erkrankungen hat.“ Am einfachsten wäre es laut Dammüller gewesen, wenn jeder Berechtigte automatisch drei Masken nach Hause geschickt bekommen hätte. „Dann würden die Menschen - auf der Suche nach ihren Masken - auch nicht ein drittes oder viertes Mal in die Stadt fahren, sondern zu Hause bleiben.“

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Fragen und Antworten

Was machen die Masken?

Die FFP2-Masken erfüllen definierte Standards: Mindestens 94 Prozent der Schadstoffe aus der Luft müssen sie filtern, um die Klassifikation zu bekommen.

Schützt mich das vor Corona?

FFP2-Masken filtern Partikel zwar besonders wirksam aus der ein- oder ausgeatmeten Atemluft, sie bieten aber keinen 100-prozentigen Schutz vor einer Corona-Infektion.

Worauf muss ich bei den Produkten achten?

Um sicherzugehen, dass man geprüfte Ware erhält, sollte man auf die CE-Kennzeichnung achten, rät Apothekerin Marianne Welzenberg von der Montanus-Apotheke in Frielingsdorf.

Was sagt denn ein CE-Zeichen?

Hinter dem CE-Zeichen ist regelmäßig eine vierstellige Nummer aufgedruckt – über das Internet lässt sich mit wenigen Klicks die Zertifizierungsstelle ermitteln, die die Maske getestet hat.

Wie viele Masken werden verteilt?

Rund 18 Millionen FFP2-Masken werden nach Schätzung des Apothekerverbands Nordrhein bis Weihnachten an etwa sechs Millionen Berechtigte in NRW verteilt sein.

Wie viele Masken stehen mir zu?

Laut Apothekerverband stehen nach der jetzigen Regelung je drei Masken zunächst kostenlos den Über-60-Jährigen und Menschen mit bestimmten chronischen Erkrankungen zu.

Wie geht es im Januar weiter?

Im neuen Jahr können Berechtigte mit Gutscheinen von ihrer jeweiligen Krankenkasse zwölf weitere Masken bekommen – wahrscheinlich mit einem Eigenanteil.

Wie viele Menschen gehören zu Risikogruppen?

Insgesamt dürften 27,35 Millionen Menschen Anspruch auf die Masken haben, weil sie einer Risikogruppe angehören. Das schätzen unter anderem die Krankenkassen.

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