Am 14. September wird auch in Wipperfürth ein neuer Stadtrat gewählt, sieben Parteien treten an. Anne Loth bleibt Bürgermeisterin, sie ist die einzige Kandidatin.
KommunalwahlSieben Parteien wollen in den Wipperfürther Stadtrat

Durchfahrt verboten: Die Hochstraße ist für den Autoverkehr gesperrt.
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Bei der Kommunalwahl kandidieren in Wipperfürth sieben Parteien für den Stadtrat. Neben CDU, SPD, Grünen, der UWG und FDP treten erstmals auch die AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) in der Hansestadt an. Bereits entschieden ist die Bürgermeisterwahl. Mit der parteilosen Amtsinhaberin Anne Loth, die von CDU, SPD und FDP unterstützt wird, gibt es nur eine Kandidatin.
Wie ist die Ausgangslage im Wipperfürther Rat?
Mit 17 von 38 Sitzen ist die CDU im Rat die klar dominierende Kraft. Die Union gewann auch alle 17 Wahlbezirke in der Stadt. Die Fraktion wird von einer Doppelspitze geführt, Jörg Heckersbruch und Bernd Schnippering teilen sich die Arbeit. Mit acht Sitzen ist die SPD die zweitstärkste Fraktion. Sie wird seit nunmehr 33 Jahren von Frank Mederlet angeführt. Drittstärkste Kraft sind die Grünen mit sieben Sitzen, die UWG kommt auf vier, die FDP auf zwei Sitze.
Wipperfürth galt lange Zeit als die „schwarze Hochburg“ in Oberberg, über Jahrzehnte verfügten die Christdemokraten über eine absolute Mehrheit im Rat. Doch das ist Vergangenheit. Schmerzhaft bekam die CDU dies zu spüren, als es um die umstrittene Sperrung der Hochstraße ging, die die Innenstadt vom Autoverkehr entlasten soll.
Sperrung der Hochstraße bleibt umstritten
Weil die anderen vier Fraktionen zusammen hielten, musste die CDU eine Niederlage einstecken. Ursprünglich hatten auch die Christdemokraten die Sperrung – auch „Abbindung“ genannt – befürwortet, hatten dann, vor allem auf Druck von Geschäftsleuten, ihre Meinung geändert. Aus Sicht der CDU ist die Sperrung nicht mehr nötig. Im aktuellen Wahlkampf hat die CDU das Thema erneut aufgegriffen, sie will – falls sie dazu eine Mehrheit bekommt – prüfen lassen, ob sich die Sperrung wieder rückgängig machen lässt.
Viele der großen Themen, wie der Beschluss zum Neubau des Schulzentrum Mühlenberg oder das Integrierte Stadtentwicklungskonzept wurden im Rat jedoch über die Fraktionsgrenzen hinweg einstimmig entschieden.
Mitunter knirscht es zwischen Politik und Verwaltung. Deutlich wurde dies bei der Diskussion um die Zukunft der Musikschule und die Festanstellung der Dozenten. Kämmerer Jens Groll hätte angesichts der schwierigen Haushaltslage gerne einen deutlich restriktiveren Kurs gefahren – doch die Politik – vor allem die SPD – sah dies anders.
Wer tritt am 14. September zur Wahl an?
In Wipperfürth gibt es 17 Wahlbezirke. Der Kandidat oder die Kandidatin, der dort die meisten Stimmen holt, zieht direkt in den Rat ein. Das war in der Vergangenheit fast ausschließlich die CDU. Die übrigen Sitze im Stadtrat werden je nach dem Stimmenanteil, den die Parteien erhalten, verteilt. Dabei spielt der Platz auf der sogenannten Reserveliste eine wichtige Rolle. Um so besser der Platz, desto größer sind die Chancen auf ein Mandat.
Bei den Kandidaten, die von den Parteien ins Rennen geschickt werden, sind zumeist die altbekannten Gesichter zu finden, die teils schon seit Jahrzehnten in Stadtrat und dessen Ausschüssen ehrenamtlich am Werk sind. Das gilt sowohl für die CDU wie auch für die SPD und die UWG. Bei den Grünen hat eine Verjüngung eingesetzt. Unter den ersten sieben Kandidaten und Kandidatinnen auf der Reserveliste finden sich mehrere neue Namen. Einen Umbruch gibt es auch bei der FDP. Der bisherige Spitzenkandidat Franz-Josef Flosbach scheidet aus. Auf Platz zwei der Liste steht mit Yannik Koers (Jahrgang 2002) ein ganz junger Kandidat zur Wahl.
AfD und BSW treten erstmals an
Die Kandidaten und Kandidatinnen der AfD dürften den meisten Bürgerinnen und Bürgern unbekannt sein. Sollte das BSW mit einem oder mehreren Kandidaten in den Wipperfürther Rat einziehen, würde dies das Durchschnittsalter dort senken. Die BSW-Kandidaten auf den ersten drei Plätzen der Liste sind alle erst zwischen 18 und 20 Jahre alt. Für Erstwählerinnen und -Wähler könnte das eine Rolle bei der Wahl spielen.
Was sind die drängendsten Themen in Wipperfürth?
Schulsanierungen und Schulneubauten waren eines der zentralen Themen der letzten Jahre, sie werden Politik und Verwaltung auch in den kommenden fünf Jahren weiter beschäftigen. Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung erfordert eine Erweiterung der Grundschulen. Das Regionale-Projekt „Auf zu neuen Ufern“ soll ein neues Quartier auf dem Radium-Gelände schaffen, vor allem zusätzlichen bezahlbaren Wohnraum, der dringend benötigt wird. Die Dorfentwicklung soll eine wichtige Rolle spielen.
Einig sind sich alle Fraktionen, dass der Öffentliche Nahverkehr ausgebaut werden muss. Der geplante Neubau des Busbahnhofes spielt dabei eine zentrale Rolle. Klar ist: Aufgrund der schwierigen Haushaltslage werden nicht alle Wünsche erfüllbar sein.
Mit Amtsinhaberin Anne Loth (Jahrgang 1972) tritt bei der Bürgermeisterwahl nur eine Kandidatin an. Loth, die seit November 2020 im Amt ist, ist parteilos, sie wird unterstützt von CDU, SPD und seit einigen Monaten auch von der FDP. „Wir haben in den vergangenen Jahren vieles angestoßen, jetzt müssen wir am Ball bleiben“, sagt die Bürgermeisterin. Das beziehe sich sowohl auf die Schulen wie auch auf das Innenstadtkonzept. Beim Streit um die umstrittene Absperrung der Hochstraße rät Loth zu Gelassenheit. „Wir sollten uns ein Jahr Zeit nehmen und Erfahrungen sammeln und diese dann auswerten.“ Der Wipperfürther Bürgermeisterin ist es wichtig, dass sie parteiunabhängig ist. „Ich sehe mich als eine Vermittlerin.“