NeueröffnungHoffnung für Menschen mit psychischer Behinderung in Wipperfürth

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Eine Gruppe von Menschen steht lächelnd hinter einem Basteltisch.

Kreative Keimzelle: Über die neuen Räume an der Wipperfürther Marktstraße freuen sich (v.l.) Tobias Engelbert-Fatone, Simone Ufer, Susanne Berger, Martina Raczkowiak und Michaela Döhl-Becker.

Am Anfang geht es vielleicht nur darum, pünktlich zu frühstücken. Die Tagesstätte in Wipperfürth hilft psychisch Behinderten auf die Beine.

Dem Alltag eine Struktur zu geben, kann eine echte Herausforderung sein. Menschen mit einer schweren psychischen Erkrankung haben oft nicht die Kraft, in einem regelmäßigen Tagesablauf einer befriedigenden Beschäftigung nachzugehen. Ihre Angststörungen, Depressionen oder Psychosen stehen im Weg.

Die Oberbergische Gesellschaft zur Hilfe für psychisch Behinderte (OGB) unterstützt diese Menschen und hat nun eine neue Tagesstätte eröffnet mitten im Wipperfürther Stadtzentrum. Ein wichtiges Ziel ist nämlich, den kranken Besucherinnen und Besuchern eine Teilhabe am Stadtleben zu ermöglichen. Am Markttag, also freitags, werden die in der Tagesstätte hergestellten Produkte künftig der Wipperfürther Kundschaft präsentiert.

Kontaktzentren auch in Gummersbach und Waldbröl

Die Sozialpsychiatrische Kontaktzentren (SBZ), die die OGB auch in Gummersbach und Waldbröl betreibt, bieten Menschen mit psychischen Erkrankungen und deren Angehörigen Rat und Hilfe. In Wipperfürth (und Gummersbach) betreibt das SBZ zugleich eine Tagesstätte. Die Besucher werden von 8 Uhr am Morgen bis 16 Uhr nachmittags mit Ergotherapie und kreativer Arbeit dabei angeleitet, zurück in einen gesunden Alltag zu finden.

Der Tag beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück und einem Blick in die Tageszeitung. Im Laufe des Tages werden verschiedene Aktivitäten angeboten, wie Arbeiten mit Holz oder Stoff. Aber auch auf der Leinwand können sich die Besucher kreativ ausleben. Es gibt einen Wochenplan, in dem festgelegt wird, wer wann einkauft oder kocht.

OGB-Betriebsleiterin Michaela Döhl-Becker erklärt: „Bei uns passiert alles auf freiwilliger Basis. Die Besucher setzten sich selbst die Ziele, die sie erreichen möchten.“ Ein Ziel kann es zum Beispiel sein, einfach nur morgens pünktlich zum Frühstück zu erscheinen. Andere Besucher wiederum möchten in der Zukunft zurückkehren an einen richtigen Arbeitsplatz.

Die Tagesbetreuung fand zuvor in einem Durchgangszimmer in der Beratungsstelle statt, was sehr umständlich war. „Wir mussten die Materialien und Gerätschaften jedes Mal wegräumen und beim nächsten Mal wieder neu aufbauen“, berichtet Michaela Döhl-Becker. Weil es bei Holzarbeiten schon mal lauter wird, sei der Beratungsbetrieb oft gestört worden. Dann entdeckte das SBZ, dass das benachbarte Ladenlokal in der Marktstraße zur Verfügung stand. Unterstützung für die Ausstattung der Räumlichkeiten erhielt die OGB unteranderem durch die Kölner Kämpgen-Stiftung.

OGB-Geschäftsführerin Simone Ufer freut sich über den neuen Standort: „Hier ist es perfekt für uns, jetzt sind unsere Besucher mitten im Stadtleben vertreten.“ Die Marktstraße sei ein geeigneter Platz, um psychische Erkrankungen für die Bevölkerung sichtbarer zu machen. Denn für viele Menschen seien sie noch immer ein Tabuthema.


Die Oberbergische Gesellschaft zur Hilfe für psychisch Behinderte

Die Oberbergische Gesellschaft zur Hilfe für psychisch Behinderte ist eine Tochter des Trägervereins, der 1978 gegründet wurde, weil es im ländlichen Raum keine außerklinischen Betreuungsangebote gab. Die OGB betreibt heute zwischen Hückeswagen und Waldbröl neun Wohnzentren, drei Sozialpsychiatrische Kontaktzentren und zwei Tagesstätten und erreicht mehr als 1500 Menschen.

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