Neuer EigentümerWipperfürther Traditionsmetzgerei hat jetzt eine Chefin

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Das Foto zeigt eine Metzgerei mit einer Fleisch- und Wursttheke und vier Personen

Die neue Inhaberin Vanessa Beinghaus (r.), der bisherige Besitzer Mecki Schulte mit seiner Frau Claudia und Tochter Natalie.

Mit 66 Jahren geht Metzgermeister Jürgen „Mecki“ Schulte in den Ruhestand. Seine Metzgerei, ein echtes Tradionsgeschäft, hat er an Vanessa Beinghaus übergeben.

Meckis Knacker, Pfefferbeißer und Bratwurst sind beliebt bei den Wipperfürthern, die in der Metzgerei Schulte einkaufen. Das können sie auch zukünftig tun, denn obwohl Jürgen Schulte, den alle nur „Mecki“ nennen, mit 66 Jahren aufhört, bleiben die Türen der alteingesessenen Metzgerei offen.

Die Nachfolgerin steht in den Startlöchern: Zum 1. Oktober hat Vanessa Beinghaus den Laden übernommen und beschlossen: Vorerst bleibt fast alles, wie es immer war. Seit 1954 gibt es die Metzgerei. Schulte hatte sie 1979 von seinem Vater übernommen. „Das war eben früher so, man ist ins Familienunternehmen eingestiegen. Mein Vater hat immer gesagt: Wenn Du das nicht machst, mach ich zu!“, erinnert er sich. Doch nun ist für ihn die Zeit gekommen, den Ruhestand mit seiner Familie zu genießen.

1954 eröffnete die Wipperfürther Metzgerei

Die letzte Metzgerei in Wipperfürth sollte deshalb aber nicht schließen. Warum auch? Um die Mittagszeit geht es im Laden an der Unteren Straße zu wie in einem Taubenschlag. An der linken Theke werden alle die fündig, die Fleisch und Wurst kaufen wollen, Bratwurst-Nachschub kommt frisch gedreht aus dem Fleischwolf. Rechts lockt die heiße Theke mit Hausmannskost, um den Hunger in der Mittagspause zu stillen, während gleichzeitig der rollende Mittagstisch unterwegs ist, um rund 40 Senioren in Wipperfürth zu beliefern.

Ein straffes Programm für alle Beteiligten. Das weiß auch die neue Chefin Beinghaus, deren Tag bereits morgens um 4.45 Uhr beginnt. Sie kommt aus der Produktionsfirma „Bäuerliche Fleischwaren Berg und Mark“ und ist mit der Materie Wurst und Fleisch bestens vertraut. Zwar ist sie keine gelernte Metzgerin, hat aber von 2013 bis 2017 Agrarwissenschaften in Göttingen studiert und ist anschließend in dem Familienbetrieb eingestiegen, in dem sie die Direktvermarktung ausgebaut hat.

Die neue Chefin hat Agrarwissenschaften studiert

Deswegen weiß die 31-Jährige, worauf es bei einer guten Wurstware ankommt. Dass die Metzgerei für transparente, regionale und gute Tierhaltung stehen soll und unabhängig vom großen Markt ist, da sind sich Schulte und Beinghaus einig, beide Betriebe profitieren voneinander. Sie kennen sich schon lange, da „Berg und Mark“ auch schon früher die Metzgerei Schulte mit Tieren aus der Region versorgt hat.

Obwohl Beinghaus Ideen für Neues hat, die Schweine nun in Vossebrecher geschlachtet werden und von Oliver Rassenhövel aus Ennepetal kommen, bleibt sonst erst einmal alles so, wie es war. „Zu viel Veränderung in Wipperfürth ist nicht ratsam“, weiß die junge Frau. Und aus diesem Grund bleiben Fleischwurst, Mettwurst, Leberwurst, Meckis Knacker und Co. genau so, wie sie immer waren, wie auch das Ladengeschäft. „Nur meine schlechten Sprüche hinter der Theke fallen dann weg“, sagt Schulte und lacht

Zu viel Veränderung in Wipperfürth ist nicht ratsam
Vanessa Beinghaus, neue Inhaberin der Metzgerei Schulte

. Seine Nachfolgerin unterstützt er bis Ende des Jahres im Laden und hilft ihr, alle Abläufe kennenzulernen. Denn diese sind allen anderen schon lange vertraut, etwa den drei Mittagstischfahrern und den drei Fleischereifachverkäuferinnen, darunter auch Mecki Schultes Tochter Natalie als Allrounderin.

Viele Kunden sind Stammkunden, wie Schmitze Peter aus Wipperfürth, der als gebürtiger kölsche Jung an der heißen Theke, bevor er sein Mittagessen abholt, erst einmal ein kölsches Liedchen schmettert. Zwei bis dreimal in der Woche komme er. „Ich werde hier nett bedient, das Essen schmeckt wie im Fünf-Sterne-Restaurant und ich glaube an die Übernahme“, sieht er positiv in die Zukunft der Metzgerei. Der Kundenkontakt ist für Beinghaus noch neu, mache ihr aber unglaublich viel Spaß.

An ihre neue Rolle muss sie sich noch gewöhnen. „Ich sag immer noch beim Mecki“, stellt die neue Inhaberin lachend fest, die den Arbeitstag mit der Bestandskontrolle für den nächsten Tag nicht selten nach langen 13 Stunden beendet. Den gerne genutzten Partyservice wird es aus Zeitgründen künftig nicht mehr wie gewohnt geben. Suppen, Eintöpfe und Salate seien allerdings mit Abholen auf Bestellung möglich. In der kommenden Woche steht bei der Metzgerei an der Unteren Straße traditionell die Bayrische Woche an mit Haxen, Krustenbraten und Leberkäse von der heißen Theke sowie Weißwurst und küchenfertigen Braten in der Auslage.

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