Wegen der geringen Nachfrage und der Kritik von Schülern und Eltern hat die Stadt Wipperfürth den laufenden Vertrag mit dem Caterer gekündigt.
Neues KonzeptSchülern des Wipperfürther EvB-Gymnasiums schmeckt das Mensaessen nicht

Mensaessen soll schmecken und gesund sein, darf aber nicht zu viel kosten.
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Das Engelbert-von-Berg-Gymnasium hat eine schicke, moderne Mensa. Doch das Mittagessen, das die Ganztagsschule montags bis donnerstags anbietet, trifft offenbar oft nicht den Geschmack der Kunden. Im ersten Halbjahr wurden im Schnitt täglich nur 49 Essen geordert, die Schule hat rund 550 Schülerinnen und Schüler sowie 54 Lehrkräfte. Aufgrund der geringen Nachfrage und der Kritik von Schülern und Eltern hat die Stadt Wipperfürth den laufenden Vertrag mit dem Caterer – der Firma „Bergischer Genuss“ aus Engelskirchen – fristgerecht zum 31. Juli 2026 gekündigt.
Im Ausschuss für Schule und Soziales wurde über das weitere Vorgehen beraten. Angeboten werden drei verschiedene Mahlzeiten, eine davon ist immer vegetarisch. Auf dem aktuellen Mensaplan stehen etwa Gemüsefrikassee mit Reis und Joghurt als Dessert und Hackfleischbällchen in Rahmsauce mit Kartoffeln und frisches Obst. „In den Rückmeldungen, die wir erhalten, heißt es ‚Schmeckt mir nicht. Ist zu wenig gewürzt. Die Portionen sind zu klein‘“, sagte Schulamtsleiterin Sarah Menger. Bei der Ausschreibung war die Stadt den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung gefolgt, die unter anderem empfiehlt, nicht zu stark zu salzen.
Schulen: Die Stadt Wipperfürth bezuschusst jedes Mensaessen
Die Stadt bezuschusst jedes Essen, das 6,70 Euro kostet, mit 2,90 Euro, die Eltern zahlen den Restbetrag von 3,80 Euro. Bei Vertragsabschluss 2022 war die Stadt von einer Richtgröße von 120 Essen pro Tag ausgegangen, im Jahr drauf wurde die Menge auf 100 Essen täglich reduziert. Menger erklärte, dass die Stadt für diese 100 Essen eine Pauschale an den Caterer zahle – die auch dann fällig wird, wenn diese Ware nicht bestellt und gegessen werde. Die Ausschussmitglieder reagierten darauf teils erstaunt. „Wir zahlen für Essen, das wir nicht bekommen, können wir das zum Beispiel nicht an die Tafel geben“, wollte Klaus Felderhoff (UWG) wissen. „Das dürfen wir nicht, weil das die Warmhaltekette unterbrechen würde“, so die Schulamtsleiterin.
Aus der Verwaltungsvorlage wird deutlich, dass Stadtverwaltung und Schule immer wieder in Gesprächen mit dem „Bergischen Genuss“ nach Lösungen gesucht haben. Doch offenbar ohne großen Erfolg. Interessanterweise beliefert der Bergische Genuss auch die Konrad-Adenauer-Hauptschule in Wipperfürth, dort gebe es keine Beschwerden von Schülern, bekräftigte Hauptschulleiter Wolfgang Beilfuß.
EvB-Gymnasium hat begonnen, ein neues Mensa-Konzept zu erstellen
Wie geht es jetzt weiter? Das EvB-Gymnasium hat begonnen, ein neues Mensa-Konzept zu erstellen, wie Schulleiterin Melanie Burger und Koordinator Daniel Kohlhaas erklären. Dazu gebe es Gespräche mit dem Schulamt, den Jugendlichen, den Eltern und Lehrern sowie mit dem Caterer. „Es ist uns als Schule sehr wichtig, dass wir ein gutes Mittagessen anbieten können“, sagt die Schulleiterin. „Das schließt auch mal eine Currywurst oder eine Pizza nicht aus“, ergänzt Kohlhaas. Liegt das Konzept vor, wird die Stadt den Vertrag über das Catering für das EvB-Gymnasium neu ausschreiben, und zwar europaweit, wegen der Höhe des Auftrags.
Hendrik Plitazki ist Geschäftsführer der Firma „Bergischer Genuss“ Nach eigenen Angaben beliefert das Unternehmen in Oberberg eine hohe zweistellige Zahl an Schulen und Kitas. „Wir haben noch nie so viele Essen verkauft wie jetzt“, sagt Pilatzki. Die Stadt habe DGE-zertifiziertes Essen bestellt. „Das trifft nicht unbedingt den Geschmack der Jugendlichen, vor allem, wenn sie von zu Hause aus Convenience-Food kennen, das ganz anders gewürzt ist.“ Am Gymnasium seien es oft die Eltern, die das Essen für ihre Kinder bestellen würden. „Vielen Eltern ist nachhaltiges Essen in Bio-Qualität ganz wichtig“, so Pilatzki, „gleichzeitig achten sie auf den Preis“.
Der Geschäftsführer kritisiert zudem einen unfairen Wettbewerb. „Da gibt es auf der einen Seite ein Schülercafé, das fast nur mit Ehrenamtlern arbeitet und sehr niedrige Preise hat.“ Zum anderen gehe die Schule sehr liberal mit Lieferdiensten um, die bis an das Schulgrundstück fahren, dort finde dann die Essensübergabe statt. „Wenn zwei Schüler dort Chicken-Nuggets mit Pommes bestellen, und ein dritter Schüler ein Sellerieschnitzel in der Mensa geordert hat, dann können sie sich die Reaktionen vorstellen.“
Die Aussage „Es schmeckt nicht“, komme oft von denen, die gar nicht in der Mensa essen, sagt Pilatzki. „Manche Eltern geben ihren Kindern ein Butterbrot mit, auch aus Kostengründen, nennen dann aber andere Gründe.“