Heimat-CheckReichshof gelingt der Spagat zwischen Tourismus und Arbeitsort

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Ein Blick nach Reichshof

Denklingen – Ist Ihnen, verehrte Leserin, verehrter Leser aufgefallen, dass zu Beginn dieses Artikels als Ortsmarke nicht Reichshof steht, sondern Denklingen? In der Zeitung ist von Denklingen die Rede, wenn es um Belange der ganzen Gemeinde geht. Denn den Ort Reichshof gibt es gar nicht im Reichshof. Das ist nur eine der Besonderheiten der Gemeinde, die in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag feiern konnte.

Eine weitere ist, dass es nicht einen Hauptort gibt wie in den anderen 12 zum Oberbergischen Kreis gehörenden Kommunen, sondern gleich vier so genannte Siedlungsschwerpunkte: Eckenhagen, Denklingen, Wildbergerhütte und Hunsheim/Berghausen. Und mittendrin im Gemeindegebiet liegt die Wiehltalsperre, ein hochsensibler Stausee, der für die Trinkwassergewinnung in Oberberg genutzt wird.

Mit 115 Quadratkilometern ist die Gemeinde flächenmäßig die zweitgrößte Kommune Oberberg und mit 107 Ortschaften Spitzenreiter: Keiner hat mehr Ortschaften als Reichshof.

Klicken Sie sich in unserer interaktiven Karte durch die Auswertung.

In unserem PDF mit dem Zeugnis für Reichshof finden Sie neben den Noten auch Geschichten und Details zu Ihrem Heimatort.

Und obwohl (oder gerade weil?) Reichshof so anders ist, scheinen die Menschen eine besondere Vorliebe dafür zu haben. Denn in unserer Heimat-Check“-Frageaktion hat die Gemeinde mit der Verbundenheit, die die Teilnehmer zu ihr verspüren, mit 2,8 den höchsten Wert aller ihrer Beurteilungen erzielt. Und das, obwohl beinahe jeder Fünfte (19,2%) erklärte, ein Umzug in eine Nachbarkommune können durchaus in Frage kommen. Das meistgenannte Umzugsziel war Wiehl.

Insgesamt hat der Reichshof wenig gute Noten bekommen. Alle Werte dümpeln um die Schulnote 3 herum. Bei den 73 am Heimat-Check beteiligten Kommunen im rheinischen Verbreitungsgebiet unserer Zeitung war nur ganz selten ein Wert 4,0 oder schlechter. Dabei steht der Reichshof im wahren leben besser da als die meisten oberbergischen Nachbarn. Dass man im Kreis zu den wirtschaftlich starken Gemeinden zählt, wird von den Beteiligten gelegentlich selbst als eine Art „Wunder“ bezeichnet.

Tourismus und Arbeitsplätze und Steuereinnahmen

Der Gemeinde ist ein schwieriger Spagat geglückt: Man gehört zu den drei Tourismusgemeinden in Oberberg, hat aber zugleich dank großzügig ausgewiesener Gewerbegebiete in Autobahnnähe Arbeitsplätze und Steuereinnahmen, welche beispielsweise die der benachbarten „Industriestadt“ Bergneustadt deutlich übertreffen. Schwerpunktbranchen sind Maschinenbau,Stahl- und Metallbau, Kunststoffverarbeitung und Elektronik, Drahtzieherei, Straßen- und Tiefbau.

Auch der Tourismus behauptet seine Stellung als Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor. Inzwischen gibt es in der Gemeinde neben zahlreichen Ferienwohnungen und Pensionen auch wieder zwei Hotels. In Eckenhagen bringen zwei Kliniken zehntausende Gäste.

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Doch zurück zu den Noten, die die Heimat-Checker der Gemeinde gaben: Reichshof erhielt für Sauberkeit eine 3,2, für die von den Bürgern empfundene Sicherheit eine 3,1.

Dass die Gemeinde mit einem so großen Gebiet und so vielen kleinen Ortschaften keine Bestnoten für ihren Öffentlichen Personennahverkehr erzielt, sondern nur bei 3,8 landet, ist nachzuvollziehen: zu weit die Strecken, zu dünn das Busangebot. Und trotz der Nähe zur Autobahn zwischen Köln und Olpe gab’s für die Verkehrsanbindung auch nur eine unterdurchschnittliche Note 3,7. Die Kinderfreundlichkeit (3,1) bekam andernorts auch bessere Noten.

Dass aber das gastronomische Angebot ausgerechnet in einer Fremdenverkehrsgemeinde nur bei 3,6 liegt, macht nachdenklich. Dabei beherbergt sie einige auch jenseits der Gemeindegrenzen geschätzte Restaurants.

In der Gesamtwertung ist Reichshof beim Heimat-Check mit der Gesamtnote 3,2 auf Platz acht unter den elf oberbergischen Teilnehmern gelandet – vor Bergneustadt (3,3), Waldbröl (3,4) und Morsbach (3,5) .

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