Absagen, abwarten und hoffenIm Bergischen finden zunächst keine Schützenfeste statt

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Der Festumzug im Juli 2019 in Hand. Die Schützenmajestäten salutieren beim Vorbeizug der Bruderschaften.

Der Festumzug im Juli 2019 in Hand. Die Schützenmajestäten salutieren beim Vorbeizug der Bruderschaften.

Rhein-Berg – Am 1. Mai startet traditionell im Bergischen die Saison der Schützenfeste. Die Bruderschaft aus Kürten-Dürscheid ist die erste, die zu Königsschießen und am Wochenende darauf zum Festumzug einlädt.

Eigentlich.

Diesmal bleiben die grünen Festanzüge und die bunten Roben der Schützen-Damen im Schrank. In Dürscheid wird es keine Feierlichkeiten geben in diesem Jahr. Wegen der Pandemie.

Wie beim Domino reiht sich Absage an Absage: Die Schützenkollegen aus Bergisch Gladbach-Schildgen haben schon vor ein paar Tagen alles abgeblasen und auf 2022 vertröstet. Das Schützenfest in Kürten-Biesfeld, im Juni im Schützen-Festkalender, ist ebenfalls abgesagt worden. In Kürten-Olpe und bei den Schützen im Gladbacher Stadtteil Hand, beide mit Feiern im Juli, ist die Euphorie gebremst. Er persönlich könne sich kein Schützenfest in diesem Jahr vorstellen, meint der erste Brudermeister von Hand, Peter Knoob. Offiziell wird in beiden Bruderschaften abgewartet, aber so richtig an eine Wende glaubt kaum ein Mitglied.

Sorge um Gesundheit groß

Mindestens bis August sieht es mau aus bei bei den beliebten Volksfesten. Ob die „späten“ September-Schützenfeste (etwa Rösrath und Refrath) stattfinden dürfen, ist, Stand heute, völlig offen. In den Bruderschaften wird vom Blick in die Glaskugel gesprochen. „Auf die Hand“ kommen immer Tausende Besucher zu den Feiern am Festwochenende. „Wieviele würden jetzt überhaupt kommen wollen?“, fragt Knoob. Die Sorge um die eigene Gesundheit sei groß.

Schützenverbände

Die Schützenbruderschaften der Region verteilen sich auf mehrere Bezirksverbände. Dem Bezirk Bergische Heimat gehören die Bruderschaften aus Bärbroich/Herkenrath, Bensberg/Ehrenfeld, Biesfeld und Rösrath an. Im Bezirk Bergisch Gladbach zusammengeschlossen sind die Bruderschaften aus Hand, Refrath, Schildgen, Dürscheid und Odenthal. Dem Bezirk Sülztal gehört Kürten-Olpe mit Süng, Helling, Linde (alle Lindlar) und Engelskirchen-Loope an. (cbt)

„Ein Schützenfest würde uns momentan durch die Behörden auch gar nicht erlaubt werden“, sagt Kunibert Meyer, der Dürscheider Brudermeister. Schon 2020 haben die Bruderschaften landauf, landab ihre Feiern absagen müssen; im Spätsommer fanden nur interne Schützenfest-Messen statt. „Unsere Königskette liegt seit zwei Jahren bei mir“, berichtet der Dürscheider Vorsitzende. Das Vereinsleben ruhe weitestgehend, auch die Privat-Vermietung des Schützenheims sei verboten. „Was sollen wir machen?“, kommentiert Peter Knoob die Situation. Über E-Mail tauschen sich in Hand die Mitglieder aus. Andere Bruderschaften, wie die in Bärbroich-Herkenrath, kommunizieren via Facebook. Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl. „Bei uns wird es kein Schützenfest geben“, sagt Brudermeisterin Nadine Fröhlingsdorf.

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Ihre Absage stehe schon seit langem fest, sagt Wilbert Klein, der Brudermeister aus Biesfeld. Auch in Biesfeld wird auf bessere Zeiten gewartet. Die Sorge, die Klein hat, betrifft den Neustart des Vereinsleben, irgendwann später. Er hoffe sehr, dass die Mitglieder wieder zu ihren früheren Aktivitäten mit wöchentlichen Treffen zurückkehrten. Ähnlich die Hoffnung bei Brudermeister Alexander Neu von den Olper St. Hubertus-Schützen. Die Bruderschaft feiert 2021 ihr 100-jähriges Bestehen. Die Entwicklung der Pandemie werde abgewartet, allerdings ruhten die Vorbereitungen. Vorstellbar sei für ihn am ehesten, die Feierlichkeiten auf das nächste Jahr zu verschieben, sagt Neu.

In Hand gibt es auch noch keine offizielle Absage. Aber Peter Knoob und seine Kollegen haben die Planungen eingestellt. „Der Zeltverleiher hat uns gesagt, dass er sich keine Feier vorstellen kann.“ Die Festschrift, immer randvoll mit Nachrichten der Bruderschaft, werde auch nicht aufgelegt. „Worüber sollen wir auch berichten, wenn nichts stattfindet?“ Der Brudermeister tröstet sich mit den Erfahrungen der vorherigen Generation. Im Zweiten Weltkrieg sei die Situation noch viel dramatischer gewesen. Anschließend habe es wieder Vereinsleben gegeben. „Darauf hoffe ich“, sagt Knoob.

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