Kölner Schülerin im Kart erfolgreich„Jungs mögen es nicht, wenn ich schneller bin“

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Der orange-farbene Helm ist das Markenzeichen von Mathilda Paatz, an dem man die 14-Jährige auch bei Rennen, wie oben im belgischen Genk gut erkennen kann.

Der orange-farbene Helm ist das Markenzeichen von Mathilda Paatz, an dem man die 14-Jährige auch bei Rennen, wie oben im belgischen Genk gut erkennen kann.

Bergisch Gladbach – Mathilda Paatz mag Geschwindigkeit. Während ihre Schulkameradinnen über Reiten und Pferde sprechen, denkt sie vor allem an Pferdestärken. Genauer: an 28 PS. Denn so viel hat der Motor ihres Karts, mit dem die 14-jährige Schülerin des Bensberger Albertus-Magnus-Gymnasiums bei internationalen Kartrennen mit an der Spitze unterwegs ist.

Der orange-farbene Helm ist das Markenzeichen von Mathilda Paatz, an dem man die 14-Jährige auch bei Rennen, wie oben im belgischen Genk gut erkennen kann.

Der orange-farbene Helm ist das Markenzeichen von Mathilda Paatz, an dem man die 14-Jährige auch bei Rennen, wie oben im belgischen Genk gut erkennen kann.

„Auch Frauen können schnell sein“, sagt die 14-Jährige lächelnd. Gerade ist sie von einem Rennen der WSK Euro Series im italienischen Sarno zurückgekehrt und startet an diesem Wochenende beim nationalen ADAC Kart Masters in Kerpen. „Meine Heimstrecke“, sagt die Kart-Pilotin, die erst seit fünf Jahren im Kart-Sport unterwegs ist und es schon nach ganz oben geschafft hat. In einem Sport, in dem wie im Motorsport der „Großen“ immer noch Jungs und Männer den Ton angeben.

Auch Boxen gehört zum Training

„Als ich angefangen habe mit dem Kartsport, haben die Jungs meist gar nicht mit mir geredet“, erinnert sich Mathilda. „Erst als ich dann an die Spitze der Meisterschaft gefahren bin, haben sie mich wahrgenommen“, erzählt sie. Wie diese „Wahrnehmung“ aussah? „Na ja, sie haben versucht, mich zu überholen, und sind auch schon mal ziemlich unfair gefahren.“ Mathilda grinst: „Die Jungs mögen es nicht, wenn ich schneller bin.“

Viele Jungs sehen Mathildas Kart oft nur von hinten.

Viele Jungs sehen Mathildas Kart oft nur von hinten.

Das hält die 14-jährige allerdings nicht davon ab, hart zu trainieren – und Gas zu geben. Seitdem sie denken kann, ist sie vom Motorsport fasziniert. „Ich glaube, ich war fünf, als ich zum ersten Mal beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring dabei sein durfte“, erinnert sie sich an das Wochenende mit Papa. Der hat schon seit Anfang der 90er Jahre ein eigenes Motorsportteam. Seitdem dieses für einen Zeitungsbericht mal einen Namen brauchte, trägt es sogar den Namen der Tochter: „Mathilda Racing“.

Damals war Mathilda gerade zwei Jahre alt – und niemand dachte daran, dass sie mal selbst Rennen fahren würde. „Mir hat man damals sogar gesagt: Das ist doch eine Männersportart, da kannst du nicht mit einem Mädchennamen kommen“, erinnert sich Michael Paatz. „Aber ich fand’s gut.“

Mit Tanzen und Ski fahren fing es an

Mathilda strahlt. In einem Fernsehbericht über das Team ihres Vaters ist sie sogar mal als „Teamchefin“ vorgestellt worden. Dass sie mal selbst Fahrerin werden würde, mit Mechaniker und Papa zu internationalen Rennen fahren würde, war damals aber noch nicht absehbar.

Der orange-farbene Helm ist das Markenzeichen von Mathilda Paatz, an dem man die 14-Jährige auch bei Rennen, wie oben im belgischen Genk gut erkennen kann.

Der orange-farbene Helm ist das Markenzeichen von Mathilda Paatz, an dem man die 14-Jährige auch bei Rennen, wie oben im belgischen Genk gut erkennen kann.

Tanzen und Skifahren waren damals Mathildas Sportarten, in denenen sie es auch zu einigen Erfolgen brachte. „Im Westerwald bin ich dann zum ersten Mal in einem Doppelsitzer mit Papa auf einer Kart-Bahn gefahren“, erinnert sich Mathilda mit glänzenden Augen. „Und dann habe ich zum ersten Mal in einem Rennkart gesessen . . .“

Im Urlaub in Portugal lernte sie das Fahren in den kleinen Flitzern, die es bei Rennen leicht auf Tempo 120 bringen: „Ein tolles Gefühl“, erinnert sich die 14-Jährige. „Bald waren wir mehr auf der Kartbahn als am Strand“, ergänzt ihr Vater. Auch zuhause ließ seine Tochter das Kartfahren nicht mehr los. Papa sorgte dafür, dass sie in einer Kartschule in Kerpen trainieren konnte.

Sehr schnell ganz vorne mitgefahren

„Ich fand es cool, selbst in einem kleinen »Auto« zu sitzen, und wollte immer schneller fahren“, erinnert sich Mathilda, „und habe mich dann bald mit Papa im Kartfahren gebattelt.“ Mit neun bekam Mathilda ihr erstes eigenes gebrauchtes Kart, fuhr erste Erfolge bei Rennen ein, wurde mit elf ins Team von „TB Racing“ aufgenommen und startete in der Mini-Klasse des ADAC Kart Masters.

Und Mathilda fuhr ganz vorne mit. 2018 wurde sie Westdeutsche Meisterin im ADAC Kart Cup, wurde Dritte im deutschlandweiten ADAC Kart Masters und Siegerin der Ladies Cup Wertung. Zudem fuhr sie gegen internationale Konkurrenz als schnellstes Mädchen beim ROK Cup Superfinale im italienischen Franciacorta ins Ziel. Dass sie sich dort im gemischten Fahrerfeld um beachtliche 30 Plätze nach vorne gearbeitet hatte, sorgte in der internationalen Fachpresse für Aufsehen.

Als Interviewpartnerin ist Mathilda auch international gefragt.

Als Interviewpartnerin ist Mathilda auch international gefragt.

Schmunzelnd denkt sie an den verdutzten Jungen, der sie nach einem ihrer ersten erfolgreichen Rennen fragte: „Warum hast du mich nicht vorbeigelassen? du bist doch ein Mädchen!“

Gleich zwei Top-Platzierungen in der neuen Altersklasse

Seit dem vergangenen Jahr startet Mathilda in der OK Junior-Klasse, schaffte gleich zwei Top-10-Platzierungen bei den ADAC Kart Masters und der Deutschen Junioren Kart-Meisterschaft. „In diesem Jahr möchte ich aufs Podium fahren“, sagt die 14-Jährige. Zurzeit ist sie Zweite in der Gesamtwertung.

Jedes Mal besonders: Aufs Podest zu kommen, ist Mathildas Ziel.

Jedes Mal besonders: Aufs Podest zu kommen, ist Mathildas Ziel.

Um am Kartsteuer erfolgreich zu sein, trainiert Mathilda hart. Oft mehrere Stunden am Tag. „Vor allem Rücken, Oberkörper, Nacken, Bauch.“ Boxen gehört ebenso zu ihrem Trainingsprogramm wie Jonglieren und Konzentrationstraining. Sportlich ist auch, wie Mathilda den Schulstoff nachholt, wenn sie mal wieder für ein Rennen am Wochenende schon am Donnerstag anreisen muss. Mit Freistellung von der Schule versteht sich.

14-Jährige will ihre Bensberger Schule nicht verlassen müssen

Wenngleich diese Freistellungen insbesondere wegen der internationalen Starts so zugenommen haben, dass Mathilda hofft, noch auf der regulären Schule des Albertus-Magnus-Gymnasiums bleiben zu können und nicht auf ein Sportgymnasium wechseln zu müssen.

„Ich würde so gerne in Bensberg auf der Schule bleiben, sagt die 14-Jährige, die Mathematik ebenso wie Physik zu ihren Lieblingsfächern zählt und den bilingualen Zweig der Schule besucht. Schule ist ihr wichtig.

Traum, die erste Frau in der Formel 1 zu werden

Was sie einmal werden möchte? Da überlegt Mathilda nicht lange: „Die erste Frau in der Formel 1 zu werden. Vielleicht ein gigantischer Traum, der aber in Erfüllung gehen könnte . . .“ Das hält auch Vater Michael Paatz, der seine Tochter fördert und mit Hilfe von Sponsoren den nicht ganz günstigen Sport finanziert, nicht für ausgeschlossen: „Ich bin überzeugt davon, dass sie mit dem Motorsport mal ihren Lebensunterhalt verdienen kann.“

Deshalb versuchen Mathilda und er auch, dass sie sich in internationalen Förderprogrammen wie der FIA Kart Academy oder „Girls on Track“ durchsetzt. Um dann später, wenn alles klappt, in der Formel 1 an den Start gehen zu können. Für Mathilda ginge damit ein Traum in Erfüllung.

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Wer Mathilda Paatz im Kart erleben möchte: an diesem Samstag, 6. August 2022, startet sie um 11.10, 13.30, 15.40 und 17.20 Uhr auf der Kartbahn in Kerpen (Steinheide), am Sonntag, 7. August 2022, um 9.35 Uhr und 13 Uhr.

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