Bebauungsplan stehtWeg für umstrittenen Gladbacher Klinikneubau ist frei

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Beim Bürgerverein und bei Naturschützern ist die Bebauung der Wiese am Schlodderdicher Weg umstritten.

Bergisch Gladbach – Jetzt ist der Weg frei für den Erweiterungsbau der Psychosomatischen Klinik (PSK) auf Schlodderdeichs Wiese in Gierath. Der Bebauungsplan steht, mehrheitlich gebilligt am Dienstagabend vom Stadtrat und zuvor vom Planungsausschuss. Dabei fühlt sich der Bürgerverein Gierath-Schlodderdich übergangen.

Denn ein umfassender Antrag des Bürgervereins zum Hochwasserschutz, der auch Vorschläge zur Nutzung dieser Fläche beinhaltet, wurde gar nicht erst diskutiert. „Dies ist für uns sehr befremdlich“, kritisiert Vereinsvorsitzender Jürgen Schlößer. Denn gerade erst hatte der Ausschuss für Anregungen und Beschwerden einstimmig entschieden, die Vorschläge des Bürgervereins im Nachgang des Starkregens vom Juli 2021 zur Beratung in die Fachausschüsse zu verweisen.

Deshalb beantragte Dirk Steinbüchel (Grüne), Vorsitzender des Ausschusses für Anregungen und Beschwerden, in der Sitzung des Planungsausschusses, die Entscheidung zur PSK zu vertagen. „Erst muss über den Bürgerantrag entschieden werden, sonst übergehen wir den Beschluss eines Fachausschusses“, argumentierte er vergeblich.

80 zusätzliche Betten zur Suchttherapie

Nur drei Mitglieder der Grünen sowie die Freie Wählergemeinschaft hatte Steinbüchel auf seiner Seite. Die Mehrheit der Fraktionen beschloss die Satzung für den vorhabenbezogenen Bebauungsplan. Auf der 15 000 Quadratmeter großen Wiese plant die PSK, ein zweigeschossiges Klinikgebäude zu errichten mit 80 zusätzlichen Betten zur Suchttherapie.

„Wir hätten erwartet, dass unsere Recherchen und Alternativvorschläge in die Entscheidung der Politik miteinfließen“, ärgert sich Schlößer auf Nachfrage dieser Zeitung. Der Bürgerverein habe neue Erkenntnisse gewonnen, die belegten, dass die Regenwasser-Einleitungen im vergangenen Juli in den rechtsrheinischen Randkanal zu gravierenden Überschwemmungen auf Kölner Stadtgebiet geführt hätten. Die aktuellen Pläne im Rahmen des „Strunde hoch vier“-Kanalbauprojekts sähen jetzt sogar vor, den Zufluss noch zu erhöhen, um Hochwasserrisiken auf Gladbacher Stadtgebiet zu reduzieren. „Dieser Plan muss dringend hinterfragt werden“, fordert Schlößer.

Bürgerverein fordert, ökologisch zu handeln

Aus Sicht des Bürgervereins gibt es nur eine Strategie: „Alle noch vorhandenen Regenwasser-Retentionspotenziale müssen ausgenutzt werden.“ Und dazu geeignet sei auch Schlodderdeichswiese. „Ökologisch nachhaltiges Handeln darf nicht aufhören, wenn es unbequem wird. Die kommenden Generationen erwarten dies von uns!“, betont Schlößer.

Friedrich Förster von der Freien Wählergemeinschaft schlug in der Sitzung des Planungsausschusses vor, zu prüfen, ob die Strunde nicht zu nah am neuen Gebäude entlang fließe. Anna Steinmetzer, Grüne, sagte: „Wir können nicht immer große Reden schwingen, wenn es um die Umwelt geht, und dann kneifen wir.“ Aber die beiden Koalitionspartner SPD und FDP stellten sich auf den Standpunkt, das Projekt sei schon zu weit fortgeschritten, um es zu stoppen. Genau wie der CDU war ebenfalls wichtig, die Versorgung von Suchtpatienten sicherzustellen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Mit dem Ratsbeschluss ist jetzt das bei Naturschützern und Anwohnern umstrittene Kapitel der Errichtung eines Erweiterungsbaus der PSK abgeschlossen. Ein Durchführungsvertrag regelt unter anderem, dass der Investor alle Kosten für die Planung, auch für die wegemäßige Erschließung übernimmt. Der Zugang zum Neubau der Klinik für Suchtkranke verläuft nun auf einem Grünstreifen zwischen dem südlich gelegenen Kantinen- und Verwaltungsgebäude der Gemeinnützigen Werkstätten Köln (GWK) und der Strunde. Gegen die zuvor von der Verwaltung favorisierte Lösung, den Verkehr zum Klinikneubau mitten über das Gelände der sozialen Einrichtung abzuwickeln, hatte die GWK erhebliche Sicherheitsbedenken vorgebracht und dagegen erfolgreich protestiert.

KStA abonnieren