Schneller helfenTablets haben bei Bergisch Gladbachs Feuerwehr Aktenordner abgelöst

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Computer-Tablets wie Feuerwehrchef Jörg Köhler (r.) und Technikabteilungsleiter Axel Merten eins in Händen halten, gibt's nun auf allen Einsatzführungsfahrzeugen der Feuerwehr.

Computer-Tablets wie Feuerwehrchef Jörg Köhler (r.) und Technikabteilungsleiter Axel Merten eins in Händen halten, gibt's nun auf allen Einsatzführungsfahrzeugen der Feuerwehr.

Das neue digitale System kann im Notfall noch viel mehr als nur den schnellsten Weg ins Gebäude zeigen.

Notruf aus der Stadtmitte: In einem großen Wohnkomplex in der Stadtmitte wird ein Feuer gemeldet. Einsatz für die Feuerwehr Bergisch Gladbach. Früher musste ein Feuerwehrbeamter jetzt an einen Hängeregisterschrank eilen und die entsprechenden Pläne für das Gebäude heraussuchen, damit dann zum Fahrzeug laufen und den Einsatzleiter sich vor Ort anhand der Papierunterlagen ins Bild setzen. Das ist jetzt vorbei.

Computer-Tablets in den Einsatzführungsfahrzeugen zeigen nun nicht nur alle Infos über den aktuellen Einsatz an, sondern haben auch sämtliche Feuerwehrpläne von 286 Gebäudekomplexen in der Kreisstadt hinterlegt und ersparen den Einsatzkräften schränkeweise Papier auf den Fahrzeugen, wie Feuerwehrsprecher Elmar Schneiders erläutert. Außerdem eröffnet die Digitalisierung einige weitere Hilfen für die Einsatzkräfte, die im Notfall wertvolle Zeit bei der Rettung von Menschenleben sparen.

Digitale Gebäudepläne machen Zugang für Gladbacher Feuerwehr leichter

Vorgestellt wurde die neue Form digitalisierter Einsätze von Feuerwehr und Rettungsdienst in der Kreisstadt gestern von Feuerwehr- und Stadt-Verantwortlichen am Wohncarrée Gronau an der Tannenbergstraße. „Hier haben wir einen Wohnkomplex mit Brandmeldeanlage“, sagt der Abteilungsleiter Gefahrenvorbeugung, Felix Müller, und nimmt das Tablett aus der Halterung im Cockpit des im September in Dienst gestellten neuen Einsatzleitwagens.

Die Feuerwehr hat jetzt Computer-Tablets.

Die Feuerwehr hat jetzt Computer-Tablets.

Wo ist die Feuerwehrzufahrt zum Innenhof? Wo die Säule mit dem Schlüssel für das Gebäude? Und wo der nächste Hydrant mit welcher Wasserförderungsleistung? All diese Informationen lassen sich auf dem Tablet nun samt Plänen des Gebäudes mit normierten Eintragungen etwa für Orte, an denen die Drehleiter aufgestellt werden kann, per „Knopfdruck“ auf dem Tablet-Computer in der militärischen Schutzhülle abrufen.

Tablets sparen der Gladbacher Feuerwehr Platz

156 Gebäudekomplexe mit Brandmeldeanlagen sowie 130 weitere besondere Objekte wie Schulen und Kitas, die ebenfalls über eigene Feuerwehrpläne verfügen. Die Pläne, die früher fünf pralle Aktenordner im Einsatzleitwagen füllten, sind nun ebenso digitalisiert wie 15 Ordner mit Informationen zu Gefahrstoffen. Der digitale Zugriff auf die Daten spart im Notfall wertvolle Zeit.

Der neue, 170 00 Euro teure Einsatzleitwagen hat im Inneren auch jede Menge Digitaltechnik, wie Gefahrenvorbeugungsabteilungsleiter Felix Müller vorführt.

Der neue, 170 00 Euro teure Einsatzleitwagen hat im Inneren auch jede Menge Digitaltechnik, wie Gefahrenvorbeugungsabteilungsleiter Felix Müller vorführt.

„Es soll ja nicht einem Effizienzgewinn, sondern vor allem unser aller Sicherheit dienen“, sagt Stadtkämmerer Thore Eggert, der in der Stadtverwaltung für die Digitalisierung zuständig ist.

Auch Daten sind digital hinterlegt

Während der Einsatzleiter seinen Kräften den Weg zum besten Hydranten ebenso zeigen kann wie den Safe, in dem per Feuerwehrschlüssel nun ein Generalschlüssel fürs Haus ausgelöst werden kann, ist auch der zuständige Hausverwalter Fabian Schüren im Nu verständigt.

Auch seine Daten sind digital hinterlegt, im Notfall könnte er den Rettern eine weitere wichtige Hilfe in dem von Jürgen Kops entwickelten und im vorigen Jahr erstbezogenen Wohnkomplexes mit Tiefgarage samt integrierter Gebäudefunkanlage, damit sich die Feuerwehr auch mit Einsatzkräften in Räumen wie der Tiefgarage verständigen kann, die durch dicken Beton ansonsten abgeschirmt wären.

Wir sind dabei als Feuerwehr wie in einem Sandwich zwischen zwei Hochsicherheits-IT-Systemen
Jörg Köhler, Feuerwehrchef

Die Digitalisierung ihrer Systeme, zu denen auch Funk, Handys und Satellitentelefone gehören, war für die Feuerwehr nicht leicht. „Wir sind dabei als Feuerwehr wie in einem Sandwich zwischen zwei Hochsicherheits-IT-Systemen: einmal des Kreises, über dessen Leitstelle die Aufträge eingehen, und zum anderen der städtischen IT“, erläutert Feuerwehrchef Jörg Köhler. Daher habe man ein eigenes IT-System samt Hochsicherheits-Internet-Cloud entwickelt, um darauf auf beide Systeme zugreifen zu können.

Zwei Jahre lang hat das Team von Technik-Abteilungsleiter Axel Merten an der Digitalisierung gearbeitet. Auch sicherheitstechnisch eine große Herausforderung. „Die Daten müssen offline auf den Geräten gespeichert sein, und werden automatisch aktualisiert, sobald sich das Gerät in der Wache mit WLAN verbindet“, erläutert Merten.

„So braucht man eine geänderte Telefonnummer beispielsweise nur einmal neu eingeben – und sie aktualisiert sich auf allen Geräten“, erläutert Andreas Sobczak-Karg, der zuständige Sachbearbeiter für Fahrzeug-, Informations- und Kommunikationstechnik bei der Feuerwehr. Früher mussten bei Aktualisierungen stets etliche Papierseiten in Aktenordnern ausgetauscht werden.

Zur Sicherheit ist auch der neue Einsatzleitwagen noch mit analogem Funk für den (Not-)Fall eines Digitalausfalls ausgerüstet – und kann auf einem DIN-A3-Drucker Gebäudepläne notfalls oder für eine Lagebesprechung auch noch ausdrucken. „Wichtig ist es natürlich, für jeden Fall gerüstet und einsatzbereit zu sein“, so Feuerwehrchef Köhler.


Das neue Digitalsystem der   Feuerwehr Bergisch Gladbach stellt Feuerwehr und Rettungsdienst unter anderem folgende Informationen und Hilfsmittel zur Verfügung:

– Alle Informationen zum aktuellen Einsatz

– Sämtliche aktive Straßensperrungen in der Stadt und Sonderanfahrtshinweise.

– Feuerwehrpläne von 286 Gebäudekomplexen im Kreisstadtgebiet

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