„Beschreibung war auf Chinesisch“Hobby-Angler bestellt online verbotenes Springmesser

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Ein Symbolbild einer Festnahme.

Bergisch Gladbach – Im Amtsgericht ist es still geworden, Strafprozesse finden kaum noch statt – es sei denn, ein Angeklagter sitzt beispielsweise schon seit Monaten in U-Haft. Oder er bittet selbst mit gutem Grund um einen schnellen Prozess.

Einen solchen Fall hatte jetzt Jugendrichter Berthold Sellmann zu verhandeln. Es ging um Fabian S. (Name geändert), trotz seiner 20 Jahre schon ein alter Bekannter bei Gericht.

Gemessen an früheren Regelverstößen wie der Verwüstung des Rösrather Schulzentrums oder einem dicken Handy-Betrug waren die neuen Vorwürfe überschaubar: dreimal Schwarzfahren in der Regionalbahn-Linie 25, ein Verstoß gegen das Waffengesetz.

Vom Gesetzesverstoß will Fabian S. nichts gewusst naben

Fabian S. hatte über ein dubioses Internet-Portal ein verbotenes Springmesser mit neun Zentimeter langer Klinge bestellt. Das brauche er als Angler, erzählte er im Prozess treuherzig, damit er nicht gegen das Tierschutzgesetz verstoße.

Das nahm ihm aber Sellmann nicht ab: So ein Messer verstoße gegen das Waffengesetz, darum habe der Zoll es auch konfisziert. Was sich Fabian denn dabei gedacht habe? Gar nichts, gab sich der junge Mann weiterhin arglos. Er habe nichts gewusst, die Beschreibung sei auf Chinesisch gewesen. Der Richter riet ihm, künftig ins Fachgeschäft zu gehen.

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Unerfreulich war auch die Schwarzfahrerei des jungen Mannes. Auch hier hatte Fabian S. für sein aus richterlicher Sicht asoziales Verhalten Erklärungen. Einmal habe er ein Ticket gezogen, es dann aber im Automaten vergessen. Eine Freundin könne das bezeugen.

Angeklagter war schon früher auffällig

Auf die Ladung der Freundin verzichtete das Gericht, übrig blieben damit am Ende ein fahrlässiger Verstoß gegen das Waffengesetz und einmal Schwarzfahren. Dafür gab es lediglich eine Verwarnung und eine monatliche Vorsprache bei der Jugendgerichtshilfe.

Fabian S. scheint auf gutem Weg: Er macht ein Langzeitpraktikum, dem sich im Sommer eine Lehre anschließen könnte. Eben wegen dieser guten Chance hatte Fabian auch um den schnellen Prozess trotz Corona gebeten. Der junge Mann lebt in familiär sehr prekären Verhältnissen: Die Eltern trennten sich, als er noch Kind war, und zwar ausgerechnet an seinem Geburtstag. Die Großeltern nahmen ihn auf.

Später verwüstete er gemeinsam mit anderen das Schulzentrum. Die Polizei entdeckte eine Blutspur, die seine war. Sellmann warnte jetzt eindringlich: „Sie werden bald 21. Dann fragt kein Mensch mehr, ob bei Ihnen Jugend- oder Erwachsenenstrafrecht angewandt wird.“

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