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Kommentar

Pro und Contra
Will Bergisch Gladbach die falsche Straße zur Fahrradstraße machen?

Ein Kommentar von
Lesezeit 3 Minuten
Eine Bahn fährt ein. 

In der Sackgasse geht es nur noch für Fahrradfahrer und Fußgänger weiter.

Die Siegenstraße könnte ein Anfang für mehr Akzeptanz von Fahrradstraßen sein. Andererseits würde sich durch den Umbau wenig verändern. Ein Pro und Contra.

Redakteurin Uta Böker findet, dass das für den Umbau der Siegenstraße Geld woanders besser angelegt wäre:

In der Siegenstraße in Refrath ist die Welt noch in Ordnung, dies zeigt ein kurzer Besuch an einem Wochentag. Zwei Spaziergänger gehen mit ihren Hunden entlang des Grünstreifens Gassi. Zwei Sprinter von Handwerksbetrieben parken vor einem Haus. Ein Mann lädt seine Einkäufe aus. Drei, vier Fahrradfahrer radeln daran vorbei, ohne dass sie in irgendeiner Weise behindert werden.

Fahrradstraßen sind nur dann sinnvoll, wenn der Autoverkehr dadurch zu mehr Rücksicht gezwungen wird. Aber hier, in der Siegenstraße, fährt ja gar keiner lang, den man bremsen muss. Wer fährt schon einfach so in eine Sackgasse rein?

In der Siegenstraße kann alles bleiben, wie es ist

Nur wer hier wohnt oder einen Termin hat, kommt zielgerichtet hierhin, sonst keiner. Deshalb kann hier alles so bleiben, wie es jetzt ist.

Das Geld für den Umbau als Fahrradstraße wäre an anderen Stellen viel besser angelegt. Denn Fahrradstraßen auf Nebenstraßen einzurichten, ist der richtige Weg, um fahrradfreundlicher zu werden und den Radfahrern zu signalisieren: Ihr seid wichtig. Ihr bekommt mehr Platz.

Aber in der Siegenstraße gibt es gar keinen Konflikt zwischen Autofahrern und Radfahrern. Höchstens künftig zwischen Schulkindern und Radfahrern, wenn letzteren die Hoheit zugesprochen wird. Zum Auftakt ihres ambitionierten Radwegeverkehrskonzepts hätte sich die Stadt eine andere Straße aussuchen müssen.

Die Stadt Bergisch Gladbach hat dieses Mal einen guten Plan

Matthias Niewels findet: Irgendwo muss die Stadt anfangen, Fahrradstraßen zu bauen.

Die Stadt hat einen Plan – und diesmal einen guten: In Zukunft, in ferner Zukunft, wird es ein Radwegenetz für die gesamte Stadt geben. Vorbei die Zeiten, in den Radfahrer auf vielen viel zu schmalen buckligen Radwegen froh sein können, unverletzt am Ziel angekommen zu sein. Und in diesem Gladbach der Zukunft haben Radfahrer eine besondere Bedeutung, denn fast jeder fährt Rad - zumindest auf den Kurz- und Mittelstrecken.

Wie der Start dieser Stadt der Zukunft aussieht? Es werden kleine Straßen - aber für Radfahrer wichtige Streckenabschnitte - zu Fahrradstraßen ausgewiesen, auf denen die Bürger schon mal einen Geschmack für die neue Form der Mobilität bekommen können. Kleine Strecken, von denen es dann immer mehr gibt, bis schließlich die letzten Lücken gefüllt sind und ein Radwegenetz Kernstück für die Mobilität der Stadt ist.

Die Siegenstraße ist so eine Straße für den Anfang. Und sie ist nicht zu vergleichen mit Laurentiusstraße oder Buddestraße. Auf den letzt genannten Straßen sollte auf Biegen und Brechen eine Verkehrspolitik durchgesetzt werden, für die es keinen Bedarf und deshalb keine Unterstützung aus der Bevölkerung gibt. Aus Prinzip sollten Straßen verändert werden. Und aus Prinzip scheinen viele Anwohner der Siegenstraße gegen eine Fahrradstraße zu sein. In beiden Fällen der falsche Weg.