MusikerPianist aus Bergisch Gladbach bringt Musik in die ganze Welt

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Roman Salyutov steht am Steuer eines Segelboots.

Wenn der Wind ihm auf dem Segelboot ins Gesicht bläst, fühlt sich Roman Salyutov wohl.

Roman Salyutov ist Pianist und Dirigekt des Sinofnieorchesters Bergisch Gladbach. Seine Musik führten ihn schon an entfernte Orte.

Wo ist eigentlich Roman Salyutov, Pianist und Dirigent des Sinfonieorchesters Bergisch Gladbach? Roman Salyutov ist in Australien gewesen. Er konzertierte in Melbourne, Canberra und Sydney, flog zurück nach Deutschland und war sofort wieder unterwegs in Sachen Auftritten. Ungewöhnlich ist das für den 38-Jährigen nicht: „Vor 2020 war ich jedes Jahr in Australien. 2017, 2018, und 2019 hab ich im Mai eine Erdumrundung gemacht.“ Inklusive Konzerten und Verhandlungen über künftige Projekte in den USA – New York, Chicago, Los Angeles.

Trotz der Pandemie hat er intensiv die Kontakte gepflegt und sie jetzt wieder vor Ort zu der deutschsprachigen und der russischsprachigen Kulturszene aufgefrischt. Gut vernetzt ist er , vor allem zu den russisch-jüdischen Migranten, aber auch mit dem Auswärtigen Amt, der israelischen Botschaft und den Medien.

Ich habe Erfahrungen mit Reisen in die Ferne, weiß, wie mein Körper reagiert und kann entgegenwirken.
Roman Salyutov, Musiker aus Bergisch Gladbach

Auch in Australien ist Salyutov sein eigener Manager. „Ich gehe zu jeder Redaktion, gebe Interviews – auf Deutsch, Russisch und auch mein Englisch reicht dafür.“ Jetlag kennt er nicht wirklich: „Ich habe Erfahrungen mit Reisen in die Ferne, weiß, wie mein Körper reagiert und kann entgegenwirken.“

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Als er morgens um halb 6 in Melbourne gelandet war, fand schon um 12.30 Uhr das erste Konzert statt. Danach fuhr er zu den Freunden, lief zu Fuß zum nächsten Chopin- und Liszt-Konzert, genoss die frische Luft. „Ich muss um jeden Preis den Tag überstehen – mich zwingen, in der Nacht zu schlafen, dann aktiv zu bleiben und viel zu Fuß laufen.“ Als er ein Konzert vor russischsprachigem Publikum plötzlich auf Deutsch moderierte, wurde dies mit Humor hingenommen.

Roman Salyutov steht an einem Flügel, neben ihm ein Geiger.

Der Musiker spielte auch im australischen Canberra.

Nach dem Konzert ist er zehn Stunden nach Sydney gefahren, im Linksverkehr, vollkonzentriert: „Rechts und links des Highways liegen tote Kängurus, die Tiere springen einfach über die Straße.“ In Sydney ging es weiter: Proben mit dem Australian Chamber Orchestra, der Sopranistin Jade Mc Faul und dem Violonisten Ilya Isakovitsch – deutsche und israelische Klassik und Moderne. Geprobt und konzertiert wurde übrigens im Kammermusiksaal des Musikzentrums, mit Blick auf das berühmte Sydney-Opernhaus. Vielleicht tritt er dort auch mal auf? Roman Salyutovs Augen leuchten: „Vielleicht geht das mal.“

Weiter ging es mit Proben und Konzerten in Canberra und Sydney – und nach zehn Tagen zurück nach Melbourne zum Rückflug nach Deutschland.

Roman Salyutov steht an einem weißen Flügel, danaben eine Deutschland- und eine Europa-Flagge.

Selfie in der Botschaft: Roman Salyutov ist viel unterwegs.

Im Australien haben die deutschen und russischen Migranten den größten Anteil am Erhalt der klassischen Kultur, Literatur und Musik. „Die Leute sind aktiv und neugierig, kommen von weit her angereist“, berichtet Salyutov. „ Angekommen in Deutschland, ging es sofort zu Proben und Konzerten, auf Schloss Bensberg gibt er Anfang April eine Solo-Matinée zu Chopin, Mitte Mai mit dem Orchester Brahms und Wagner im Altenberger Dom – sehr spannend.

Über Bergisch Gladbach sagt der Musiker. „Hier ist mein Stützpunkt, meine Basis, von der aus alles funktioniert“, sagt er. „Von diesem Drehkreuz kann ich überall hinfahren.“ Als 2018 eine überregionale Zeitung ein Interview mit ihm führte, äußert er den vielbeachteten Satz: „Niemand hat das Sagen über mich.“ Das wolle er behalten, auswählen, mit wem er kooperiere und musiziere. „Diese Freiheit möchte ich nicht verspielen, auch nicht gegen einen Vertrag.“

Studium und Promotion in Köln

Das komme aus seiner Biografie: Sein erstes Studienjahr fand noch in St. Petersburg statt, mit 19 Jahren siedelte er nach Deutschland über, aber als Fernstudent hat er weiterstudiert, hat Abschlüsse in St .Petersburg und in Köln gemacht. Auch in Köln hat er promoviert. „Ich hatte eine große Portion Glück, aber auch viel Fleiß, Verzicht auf Freizeit, Urlaub, immer im Einsatz. Das zahlt sich aus.“

Sein einziges Hobby ist das Segeln – sich den Naturkräften aussetzen im Mittelmeer und dem Ostatlantik: „Wenn dir der Wind ins Gesicht bläst, du die Wale und Delfine siehst, begreifst du das Unendliche der Welt.“

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