VerkehrBergisch Gladbach stellt Radsperren am Zebrastreifen auf

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Das Foto zeigt ein Drängelgitter am Kreisverkehr Driescher Kreisel in Bergisch Gladbach

Vor dem Drängelgitter am Kreisverkehr Driescher Kreisel müssen Radfahrende absteigen

Wie die Stadt Bergisch Gladbach mehrere neue Unfallhäufungsstellen im Stadtgebiet zu entschärfen versucht. Hier soll sich etwas ändern.

Rote-weiße Sperren sind so aufgestellt, dass Radfahrer nicht mehr ungebremst aus der Fußgängerzone auf die Zebrastreifen am Driescher Kreisel fahren können sollen. Mit dieser sogenannten „Umlaufsperre“ versucht die Stadt, eine der Hauptunfallursachen an dieser Unfallhäufungsstelle zu begegnen. Denn wie auch Schilder über dem Hauptüberweg am Driescher Kreisel besagen: Radfahrer müssen hier absteigen, bevor sie den Vorrang des Zebrastreifens nutzen.

Rot-weiße „Umlaufsperren“ stehen am Ausgang der Fußgängerzone, um Radler vor dem Zebrastreifen am Driescher Kreisel zum Absteigen zu bewegen.

Vor dem Überqueren der Zebrastreifen müssen Fahrräder am Driescher Kreisel absteigen, wie dies auf Schildern zu lesen ist. Da sich aber nicht alle daran halten, sind nun rot-weiße „Umlaufsperren“ am Ausgang der Fußgängerzone aufgestellt worden, um Radler zum Absteigen zu bewegen.

Für viele ist das nicht leicht zu verstehen, zumal am Turbokreisel wenige hundert Meter weiter rot markierte Fahrradwege die Fahrbahnen kreuzen. Hier müssen Autofahrer halten und warten, um gegebenenfalls Fahrradfahrer den Vorrang einzuräumen. Die Warnsperren am Driescher Kreisel sind unterdessen nur eine der Maßnahmen, mit denen die Stadt versucht, an gefährlichen Punkten in der Stadt die Verkehrssituation zu entschärfen.

Viele Unfälle in der Stadtmitte

Denn die Unfälle in der Kreisstadt haben erheblich zugenommen. Allein neun der zehn im vergangenen Jahr neu hinzugekommenen Unfallhäufungsstellen in der Mitte und im Süden des Rheinisch-Bergischen Kreises liegen in Bergisch Gladbach.

Ein Großteil davon wiederum in der Stadtmitte oder auf den Zufahrtstraßen dorthin. Ein Überblick über die neuen Unfallhäufungsstellen in der Kreisstadt und die von der Stadt vorgesehenen Maßnahmen:

Stationsstraße: 67 Unfälle hat die Polizei an der Straße zwischen Busbahnhof am Gladbacher S-Bahnhof und den Zugängen zur Fußgängerzone beziehungsweise zur Rhein-Berg-Galerie in den vergangenen drei Jahren hier gezählt. Dabei wurden an der Stationsstraße seit 2021 vier Menschen schwer und einer leicht verletzt. Hauptunfallursache laut Polizei: falsches Verhalten an Fußgängerüberwegen. Um die Situation zu entschärfen hat die Stadt auch am Busbahnhof Absperrungen aufgestellt. Sie sollen hier laut Stadtsprecher Patrick Ortmanns „den Fußverkehr gezielter lenken, um die Gefahr von Kollisionen mit den ein- und ausfahrenden Bussen zu minimieren“.

Geisterradler unterwegs

Einmündung der Cederwaldstraße auf die Hauptstraße: Es kam laut Polizei und Stadt häufig zu Kollisionen zwischen abbiegenden Fahrzeugen und Radfahrenden. Letztere fuhren an dieser Stelle häufig entgegen der vorgeschriebenen Fahrtrichtung (Geisterradler). Das habe die Unfallgefahr stark erhöht, so Stadtsprecher Ortmanns. Insgesamt 18 Unfälle, bei denen sieben Menschen verletzt wurden, zählte die Polizei an dieser Stelle in den vergangenen drei Jahren. Die Stadt will daher die Radverkehrsführung an dieser Stelle „noch weiter verdeutlichen“.

Kreuzung Mülheimer Straße/ Buchholzstraße/Gierather Straße: 25 Unfälle hat die Polizei hier in den vergangenen drei Jahren erfasst, neun Menschen wurden bei den Unfällen leicht verletzt. Als Hauptunfallursache gibt die Polizei „Fehler beim Abbiegen“ an. Unfallopfer sind dabei vor allem „schwächere Verkehrsteilnehmer“ wie Fahrradfahrende. Die Stadt will nun weitere Gelbblinker im Kreuzungsbereich montieren und appelliert außerdem vor allem an Auto- und Lkw-Fahrer, „vor jedem Ein- und Abbiegevorgang zu kontrollieren, dass aus beiden Fahrtrichtungen der Weg nicht gekreuzt wird“.

Mülheimer Straße zwischen Piddelborn und Damaschkestraße: Hier kam es laut Stadt an verschiedenen Stellen zu Unfällen, häufig unter Beteiligung von Radfahrenden. „Teilweise befuhren die Radfahrenden dabei regelwidrig den linken Radweg“, so Stadtsprecher Ortmanns. Insgesamt zählte die Kreispolizei in den vergangenen drei Jahren auf diesem Abschnitt der Hauptausfallstraße aus der Gladbacher Stadtmitte in Richtung Westen 22 Unfälle, bei denen 18 Menschen leicht und zwei schwer verletzt wurden. Die Stadt plant nun unter anderem, die Radverkehrsführung zu verdeutlichen. Dabei appelliert sie eindringlich: „Es wird darum gebeten, Radwege nur in der vorgeschriebenen Fahrtrichtung zu befahren!“

Falsche Richtung

Das Foto zeigt das neue Abbiegeschild an der Einmündung Bensberger Straße/Am Rübezahlwald

Das neue Abbiegeschild an der Unfallhäufungsstelle Einmündung Bensberger Straße/Am Rübezahlwald,

Einmündung Bensberger Straße/Am Rübezahlwald: Vor der Einmündung der Straße Am Rübezahlwald befinden sich auf der Gladbacher Straße nebeneinander eine Spur für den „normalen“ Verkehr, eine für Busse und Rettungswagen, ein Radweg und ein Gehweg. Beim Abbiegen queren Auto- und Lkw-Fahrer zunächst die Busspur, dann den Rad- und dann den Gehweg. Dabei kommt es laut Polizei häufig zu Fehlern beim Abbiegen. 19 Unfälle hat die Polizei dort in den vergangenen drei Jahren aufgenommen. Unter den Unfallopfern waren vier Leicht- und zwei Schwerverletzte.

Die Stadt Bergisch Gladbach hat bereits im vergangenen Jahr ein älteres, sehr kleines und von vielen Verkehrsteilnehmern als schwer verständlich empfundenes Hinweisschild auf die gefährliche Situation durch ein größeres, übersichtlicheres ersetzt.

Zu schnell unterwegs

Gladbacher Straße an der Grube Cox: Auf dem Abschnitt der Gladbacher Stadt in Lückerath zählte die Polizei in den vergangenen drei Jahren insgesamt 35 Unfälle, bei denen acht Menschen leicht und zwei schwer verletzt wurden. Hauptunfallursache laut Polizei: Die Unfallfahrer waren zu schnell beziehungsweise in ihrem Tempo nicht den Sicht-, Wetter-, Verkehrs- und Straßenverhältnissen angepasst unterwegs. Laut Stadtsprecher Ortmanns kam es des Öfteren zu „Unfällen in Fahrtrichtung Heidkamp, wo die Straße ein Gefälle aufweist“. Daher werde nun „zunächst untersucht, ob der Straßenbelag Mängel aufweist“, so Ortmanns.

Laurentiusstraße/Am Broich/Odenthaler Straße: 23 Verkehrsunfälle (sechs Verletzte) hat die Polizei in den vergangenen drei Jahren in diesem Bereich gezählt. Eine einheitliche Unfallursache sei dabei nicht auszumachen, so der Leiter des Verkehrsdienstes der Kreispolizei, Thomas Schliwitzki. Laut Stadt ist allerdings auffällig, „dass auch hier Radfahrende besonders häufig an Unfällen beteiligt sind“. In der Stadtverwaltung setzt man nun auf die geplante Umgestaltung der Laurentiusstraße, in deren Zuge „die Sicherheit des Radverkehrs besondere Aufmerksamkeit“ erhalte.

Kreisel soll verändert werden

Kreisel Jakobstraße/Johann-Wilhelm-Lindlar-Straße: Fünf Unfälle, bei denen sechs Menschen verletzt wurden, hat die Polizei in den vergangenen drei Jahren an dem Kreisverkehr zwischen Parkplatz am Kopfgrundstück des S-Bahnhofs und den ehemaligen Kalköfen gezählt.

Unfallursache Nummer eins laut Polizei: Vorfahrtsverletzungen. „Verkehrsteilnehmende fuhren teilweise mit überhöhter Geschwindigkeit in den Kreisverkehr ein“, so Stadtsprecher Ortmanns. Daher sei eine „bauliche Verengung“ geplant, um die Einfahrtgeschwindigkeiten zu reduzieren.

Berliner Kissen kommen

Kreisverkehr Buchholzstraße/Hermann-Löns-Straße: Laut Stadt kam es an dem kleinen Kreisverkehr vor allem aufgrund der „Gestaltung des Kreisverkehrs und des hohen Verkehrsaufkommens“ (auch aufgrund der hier herführenden Umleitung während der Bauarbeiten auf der Paffrather Straße, d. Red.) „gehäuft zu Kollisionen mit in den Kreisel einfahrenden Fahrzeugen“.

Insgesamt zählte die Polizei in den vergangene drei Jahren 13 Unfälle, bei denen zwei Menschen leicht verletzt wurden. Die Stadt will nun – sobald die dort anstehenden Tiefbauarbeiten abgeschlossen seien – an den Zufahrten sogenannte „Berliner Kissen“ zur Geschwindigkeitsreduzierung installieren.

Die einzige weitere neue Unfallhäufungsstelle im Südkreis befindet sich auf der K 37 bei Breidenassel oberhalb des Schlingenbachtals bei Overath-Vilkerath (12 Unfälle). Dort plant der Kreis wie berichtet eine Straßensanierung.


Weitere Unfallhäufungsstellen in Bergisch Gladbach

Die am Driescher Kreisel aufgestellten „Umlaufsperren“ sollen die hier bereits seit 2019 bestehende Unfallhäufungsstelle (12 Unfälle in den vergangenen drei Jahren) entschärfen. Neben dieser und den im Haupttext aufgelisteten (neuen) Unfallhäufungsstellen gibt es in der Kreisstadt noch folgende ältere: Autobahnabfahrt A4/Rather Weg (seit 2017, allein 10 Unfälle seit 2021), Bensberger Straße/Talweg (seit 2019, 36 Unfälle seit 2021), Rosenthaler Weg (seit 2021, 3 Unfälle seitdem), Vürfelser Kaule/Wickenpfädchen (seit 2022, 13 Unfälle seit 2021), Einmündung Klutstein (seit 2022, 3 Unfälle seit 2021), Dolmanstraße (seit 2022, 26 Unfälle seit 2021), Alte Wipperfürther Straße/Reuterstraße (seit 2022, 10 Unfälle seit 2021), Siebenmorgen/Wingertsheide/Kippekausen (seit 2022, 7 Unfälle seit 2021), Odenthaler Straße (seit 2022, 21 Unfälle seit 2021), (wg)

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