Als er als Streitschlichter bei drei feiernden Kölnerinnen unerwünscht ist, schlägt der Gladbacher (20) zu. Jetzt steht er vor Gericht.
StrafprozessStreitschlichter aus Gladbach verprügelt Krankenschwester in Köln
Tatort Zülpicher Platz in Köln: Eine Woche vor Heiligabend 2022 schlägt ein 20-jähriger Bergisch Gladbacher einer 30-jährigen Kölnerin so fest ins Gesicht, dass sie einen Ohrring verliert, ihr Gesicht blutet und sie tagelang Schmerzen hat. Jetzt muss sich er sich vor der für ihn als U-21er zuständigen Bergisch Gladbacher Jugendrichterin Britta Epbinder verantworten.
Am Ende kommt Dimitri T. (Namen geändert) mit einem blauen Auge davon. Wenn der Schläger 30 Sozialstunden ableistet, wird das Verfahren eingestellt und er kann seinen Berufsweg, den er in Richtung Bundeswehr einschlagen möchte, weitergehen. Richterin und Staatsanwältin sehen die Körperverletzung als einmaligen und alkoholbedingten Ausrutscher.
Angeklagter mit 2,6 Promille, Opfer mit 1,5
Was hat den jungen Gladbacher damals geritten? Die Kölner Krankenschwester Gabi K. steht in der Nacht mit ihrer fünf Jahre älteren Freundin Katja T. und deren Ehefrau auf dem Zülpicher Platz. Die drei Frauen haben gefeiert, dabei haben sich die Eheleute in die Wolle bekommen, Gabi K. versucht zu schlichten.
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Dimitri T. kommt hinzu, bietet seine Hilfe an und spricht die russisch sprechende Ehefrau auf Russisch an. Die Frauen danken, brauchen aber keine Hilfe. Dimitri geht erst weiter, kommt dann zurück, geht zwischen die drei Frauen, bietet wieder Hilfe an, woraufhin Gabi nach eigener Aussage „Stopp“ sagt und ihm bedeutet, er solle gehen.
Da sei seine Stimmung plötzlich gekippt und er habe zugeschlagen, sagen sowohl Gabi als auch Katja aus. Dagegen sagt Dimitri, er sei zuerst geschlagen worden und habe sich nur verteidigt. Er sehe aber seinen Fehler ein.
Wie auch immer: Im nächsten Moment beenden Kölner Polizisten die Situation. Wo die nachts um zwei Uhr herkommen? „Die stehen immer am Zülpicher Platz“, führt die Kölner Krankenschwester die Anwesenden in dem Bergisch Gladbacher Gerichtssaal in die Spezialitäten weltstädtischer „Feier-Kultur“ ein. Apropos Feier-Kultur: „Haben Sie etwas getrunken?“, fragt die Richterin die Zeugin.
Die bejaht und fällt aus allen Wolken, als sie das Ergebnis ihres Alkohol-Tests erfährt: 1,5 Promille. „Was?“, fragt die Krankenschwester ungläubig, sie habe die Hälfte in Erinnerung, woraufhin die Richterin sie über den Unterschied von Milligramm und Promille aufklärt. Ob denn Dimitri wohl auch betrunken gewesen sei, fragt die Richterin weiter. Die Zeugin: „Ich hatte den Eindruck, dass er betrunken ist, weil alle am Zülpicher Platz betrunken sind.“
Betrunken gewesen ist Dimitri tatsächlich. 2,6 Promille deuten auf Trinkgewöhnung hin. Gleichwohl will die Justiz dem jungen Mann die Zukunft nicht verbauen. Als Halbwaise ist er erst vor drei Jahren mit Mutter und den drei jüngeren Geschwistern nach Deutschland gekommen und bisher nicht wegen Gewaltdelikten aufgefallen.
Die Gladbacher Jugendgerichtshilfe hat ihm schriftlich ein gutes Zeugnis ausgestellt. Und da er im Moment beruflich nichts anderes tut, als auf den Bescheid der Bundeswehr zu warten, dürften ihm die 30 Sozialstunden auch leicht von der Hand gehen.