Nach drei MonatenSo denken die Menschen in Rhein-Berg über das Neun-Euro-Ticket

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Neun-Euro-Ticket Rhein-Berg_2

Ingrid Scholz (56) und Nicole Rolle (15) aus Eching (Bayern) nutzten das Neun-Euro-Ticket, um sich in Bergisch Gladbach und Köln fortzubewegen.

Bergisch Gladbach – Drei Monate lang konnten Menschen in ganz Deutschland das Neun-Euro-Ticket nutzen und für einen Pauschalbetrag von neun Euro im Regionalnetz unbegrenzt Bus und Bahn fahren. Die Bundesregierung hatte das Ticket angesichts der immer weiter steigenden Energie- und auch Benzinpreise auf den Weg gebracht, um Menschen dazu zu bewegen, auf den öffentlichen Personennahverkehr umzusteigen.

Nun läuft das Ticket zum heutigen Donnerstag aus, und es wird rege diskutiert, ob es ein ähnliches Folgeangebot geben wird. Viele fordern eine Alternative für das günstige ÖPNV-Ticket.

Bergisch Gladbacher nutzten 9-Euro-Ticket

Auch die Menschen, die am letzten Neun-Euro-Ticket-Tag am Bergisch Gladbacher Bahnhof stehen, haben das Angebot genutzt. Ingrid Scholz und Nicole Rolle sind aus Eching in Bayern mit dem Auto nach Bergisch Gladbach angereist. Sie hatten zwar überlegt, die Strecke mit der Bahn zu fahren, jedoch hätte dann eine mindestens zehnstündige Fahrt vor ihnen gelegen. Als entschieden die beiden sich letztlich doch für das Auto und gegen die Bahn.

Trotzdem nutzen sie das günstige ÖPNV-Angebot: Das Neun-Euro-Ticket hatte Ingrid Scholz sich am Montag geholt, um Bergisch Gladbach und die Umgebung zu besichtigen. Für die Arbeit würde sie es auch nutzen, wenn sie die Möglichkeit dazu hätte, sagt sie. Aber: Da sie sehr ländlich lebt und es keine guten Verbindungen zu öffentlichen Verkehrsmitteln gibt, ist sie auf ihr Auto für ihren täglichen Arbeitsweg angewiesen.

Zu viele Ausfälle und Verspätungen bei der Bahn

Die 15-jährige Nicole Rolle erzählt, wofür sie das Neun-Euro-Ticket genutzt hat: „ Ich bin damit beispielweise zum Chiemsee oder mal nach München gefahren.“ Ingrid Scholz wäre in Zukunft bereit, 30 bis 40 Euro für ein Universalticket zu zahlen, was über einen längeren Zeitraum und täglich nutzbar ist. „Es wäre natürlich schön, wenn es noch günstiger wäre als die 30 bis 40 Euro.“

Eine Frau, die anonym bleibe möchte, erzählt, dass sie das Ticket nur genutzt habe, um zur Arbeit zu fahren. „Ich bin mit dem Ticket sehr happy“ erzählt sie, „sonst parke ich mein Auto in der Rhein-BergGalerie, die erste Stunde parken ist frei. Und innerhalb von drei Monaten musste ich so gut wie gar nicht tanken, darauf bin ich auch stolz.“ Trotzdem werde sie mit dem Auslaufen des Neun-Euro-Tickets wieder ihr Auto nutzen, da es ihr bei der Bahn zu viele Verspätungen und Ausfälle gibt. Für ein ähnliches Ticket wäre sie bereit, 20 Euro zu zahlen.

Gladbacher fährt mit Ticket zu Partys

Ein zwanzigjähriger Dürener erzählt, er habe das Neun-Euro Ticket genutzt, um zur Arbeit zu fahren. Da er noch keinen Führerschein hat, wird er auch weiterhin mit der Bahn fahren. „Ich habe dadurch Geld gespart, aber war nicht schneller“, resümiert er. In Zukunft wäre er bereit, 60 Euro für ein solches Ticket zu zahlen.

Neun-Euro-Ticket Rhein-Berg

Batu Ürkz (24) aus Bergisch Gladbach hat das Neun-Euro-Ticket genutzt, um zu Feiern zu kommen.

Batu Ürkz (24) aus Bergisch Gladbach hat das Neun-Euro-Ticket genutzt, um zu Partys zu fahren. Für alles andere nutzt er das Auto und wird dies in Zukunft auch so handhaben. Bei der Frage, wie viel er bereit wäre, im Monat für so ein Ticket zu zahlen, erzählt er: „Darüber habe ich mich gerade sogar mit meinem Kollegen unterhalten, 22 Euro im Monat würde ich weiter für ein solches Ticket zahlen“.

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Die Politik diskutiert schon seit Wochen über eine Nachfolgeregelung. Bundesfinanzminister Christian Lindner äußerte sich am Mittwoch via Twitter dazu: „Volker Wissing hat mich überzeugt: Er kann mit einem Bruchteil der Finanzmittel des 9-EuroTickets ein bundesweit nutzbares, digital buchbares Ticket realisieren. Jetzt sind die Länder dran. Wenn die Finanzierungsfrage klar ist, kann der Preis festgelegt werden“, postete der FDP-Politiker.

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