Insolvenz nach 33 JahrenFoto Häuser schließt Ende Mai

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Das Foto-Geschäft Häuser in der Bergisch Gladbacher Innenstadt schließt.

Das Foto-Geschäft Häuser in der Bergisch Gladbacher Innenstadt schließt.

Bergisch Gladbach – Auch wenn Sven Pätzmanns Fotogeschäft an der Hauptstraße 171 nur 120 Quadratmeter groß ist: Der 38-Jährige hat darin die ganze Welt kennengelernt. Nicht nur, weil ihm seine Kunden beim Abholen der entwickelten Bilder gleich begeistert von ihrer Urlaubsreise erzählten und die schönsten Schnappschüsse zeigten. Sondern auch, weil die Passfoto-Bestimmungen je nach Zielort ganz unterschiedlich waren: Für ein Visum nach Indien musste Pätzmann seine Kunden fünf mal fünf Zentimeter groß ablichten, das Foto brauchte zwingend einen hellblauem Hintergrund. Und von wegen einheitliche Bestimmungen in der EU: Für jedes Passfoto, weiß Pätzmann, galten andere Richtlinien.

Mit der Weltreise geht es für Pätzmann nun zu Ende: Am 31. Mai wird Foto Häuser, seit mehr als 30 Jahren eine Geschäftsgröße in der Innenstadt, schließen müssen. Pätzmann hat Insolvenz angemeldet, der Ausverkauf beginnt ab sofort. Für die Schließung sieht Pätzmann nicht nur einen Grund, sondern viele: „Obwohl immer mehr fotografiert wird, bringen immer weniger Menschen die Fotos anschließend zum Entwickeln“, erklärt er. Damit sei eine der wichtigen Umsatzquellen verloren gegangen. Und Fotokameras würden zunehmend im Internet gekauft – auch wenn es hinterher keinen Service gebe.

Passantenstrom verlagert sich

Aber auch lokal habe sich einiges geändert, hat Pätzmann beobachtet: „2012, als die Fußgängerzone neu gepflastert wurde, war für uns das schlechteste Geschäftsjahr überhaupt“, sagt er. Die Baustelle vor der Tür habe der Kunde „nicht schick“ gefunden. Außerdem merke er, dass sich der Strom der Passanten mehr und mehr zur Rhein-Berg-Galerie verlagere. „Die parken oft dort und schaffen es gar nicht mehr so weit bis nach hinten.“ Nicht mehr bis zum Konrad-Adenauer-Platz. Zudem sei die Miete mit mehr als 7000 Euro im Monat horrend hoch in seinen Augen. „Den Umsatz muss man erst einmal machen“, sagt er. Als dann die Bank mit Blick auf die schlechten Geschäftszahlen den Kreditrahmen verkleinerte, musste Pätzmann das Handtuch werfen. „Das war für uns das Fallbeil.“

Seit 1981 lebt der gebürtige Bonner in Bergisch Gladbach. In genau diesem Jahr hatte sein Vorgänger Matthias Häuser das Geschäft eröffnet. 2001 übernahm Pätzmann das Geschäft, in dem er eine Lehre als Fotoeinzelhandelskaufmann absolviert hatte.

Seine Schwester Antje Naatz betrieb das Fotostudio im Geschäft: Gut gingen neben den Passfotos zuweilen sogar Erotikfotos, aber auch Schwangerschaftsbilder, vor allem jedoch Aufnahmen von Kindern. Die Geschwister suchten den „süßesten Fratz“ Bergisch Gladbachs, ließen über die niedlichsten Hunde für einen Hundekalender im Internet abstimmen. Nein, Untätigkeit kann sich Pätzmann nicht vorwerfen lassen: Er gab Kurse für Einsteiger, die ihre Spiegelreflexkamera kennenlernen wollten. Anderen zeigte er, wie sie Fotobücher professionell gestalten können.

Die 13 Jahre in seinem Fotogeschäft möchte Pätzmann nicht missen. Er schwärmt von den vielen Auszubildenden, „die ganz schüchtern angefangen haben und dann selbstbewusst im Anschluss tolle Jobs bekommen haben“. Von interessanten Kunden, die nicht nur von der Weltreise erzählten, sondern auch die Geschichte, warum sie ein neues Passfoto brauchten: „Einige waren zuvor beraubt worden.“ Auch an Prominenz erinnert er sich: „Heidi Klums Tochter hat hier ein Passfoto machen lassen“, erzählt er und lächelt.

Ein Insolvenzverwalter hat jetzt die Abwicklung übernommen. Es ist unwahrscheinlich, dass sich noch jemand findet, der das Fotostudio übernimmt. Die drei Vollzeit- und die Teilzeitangestellte müssen sich nach neuen Arbeitsplätzen umsehen. Was Sven Pätzmann und seine Schwester zukünftig machen werden? Ein paar Sekunden Stille. Dann: „Ich weiß es noch nicht.“

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