Es ist nur allzu verständlich, dass Traute Fuchs das Vertrauen in unser Rechtssystem verloren hat, findet unsere Autorin.
KommentarNur stur nach Paragrafen zu urteilen, ist unmenschlich

Da ist kein Durchkommen. Die 91-jährige Bergisch Gladbacherin ist auf ihrem eigenen Grundstück eingesperrt.
Copyright: Christopher Arlinghaus
Der Streit in der kleinen Siedlung im Juck in Bergisch Gladbach zerstört die vorweihnachtliche Harmonie. Das Eigentumsrecht ist gnadenlos, lässt laut Gerichtsurteil keine Ausnahmen zu. Zwar ist das Urteil des Oberlandesgerichts Köln formal korrekt. Aber es fehlt die Menschlichkeit. Die Folgen für die Eigentümerin sind dramatisch: Sie verliert ihre Eigenständigkeit und damit auch den Lebensmut. Denn realistisch betrachtet hat die 91-jährige Bewohnerin auf lange Sicht keine Möglichkeit, in ihrem Haus weiterzuleben.
Nur stur Paragrafen anzuwenden, ist falsch. Es muss doch möglich sein, die individuelle Geschichte mitzubewerten. Und was ist, wenn der Nachbar auf die Idee kommen sollte, auch anderen Nachbarn, den Garaus zu machen und ihnen ebenso den Weg zu ihren Häusern versperrt? Denn ihm gehören weitere Teilstücke des Sträßchens, das durch die Siedlung führt. Dass Traute Fuchs das Vertrauen in unser Rechtssystem verloren hat, ist jedenfalls nur allzu verständlich.
Es ist also an der Zeit, dass sich die Politik dieses Themas annimmt, um zu klären, ob die private Erschließungsstraße in eine öffentliche Straße umgewidmet werden kann. Sehr tröstlich ist, dass es doch noch Menschen gibt, die der Unbarmherzigkeit des Nachbarn Mitgefühl entgegensetzen und konkret helfen.

