Kommentar zur Demo für BildungswendeProtest darf in Bergisch Gladbach kein Luxus sein

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Schüler ziehen als Protestzug durch die Stadt.

Schüler ziehen als Protestzug durch die Stadt.

Lehrkräfte und Eltern hätten Schülern ermöglichen müssen, ohne Konsequenzen für bessere Bildung zu demonstrieren, findet unsere Autorin.

Es ist ein besonderes Ereignis, denn es kommt sehr selten vor, dass Protestanten ausgerechnet für Bildung auf die Straße gehen. Schon eher wird fürs Klima demonstriert oder für den Frieden. Da passt es vielleicht ins Bild, dass die Resonanz mit 80 Schülerinnen und Schülern beim Demonstrationszug am Mittwoch in Bergisch Gladbach vielleicht nicht so groß war, wie es sich die Bezirksschülervertretung erhofft hat.

Aber es ist falsch, der von der Bildungskrise betroffenen Generation vorzuwerfen, sie sei unpolitisch oder desinteressiert. Alle, die am Mittwoch zu der Kundgebung gekommen sind – insbesondere die jüngeren Jahrgänge – haben großen Mut und Rückgrat bewiesen. Sie haben während der Unterrichtszeit die teils katastrophalen baulichen Mängel ihrer Schulgebäude und den Personalmangel kritisiert und müssen jetzt sogar Disziplinarstrafen befürchten.

Eklatante Mängel in der gesamten Schulgemeinde

Dabei betreffen die eklatanten Gründe für die Kundgebung die gesamte Schulgemeinde, nicht bloß die Schüler. Das Lehrpersonal ist überlastet und unzufrieden. Eltern machen sich Sorgen, ob ihre Kinder dem Leistungsdruck gewachsen sind.  

Deshalb hätten es Lehrer wie Eltern den engagierten Jugendlichen   zumindest ermöglichen müssen, dass sie an einem Vormittag für ihre Belange eintreten können, ohne sich Sorgen über Konsequenzen machen zu müssen. So erscheint Streiken als Luxus, den man sich leisten kann oder nicht. Offenbar ist aktuell der gesellschaftliche Druck so groß, dass diese Freiheit nicht mehr vorhanden ist. Diese Botschaft sollte die Politik begreifen, auch wenn nicht hunderte Demonstranten auf die Straße gegangen sind.

Zu hoffen bleibt, dass bei der nächsten Demo – vielleicht vorsorglich an einem unterrichtsfreien Tag terminiert – wirklich alle von der Bildungskrise Betroffene vor Ort sind: Schüler, Lehrer und Eltern.

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