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UmweltfrevelMüll, Feiern und freilaufende Hunde in Bergisch Gladbacher Naturschutzgebiet

4 min
Freilaufender Hund im Naturschutzgebiet Grube Cox.

Hunde frei laufen zu lassen und dann auch noch die Wege zu verlassen, ist streng verboten im Naturschutzgebiet.

Naturschützer und Behörden schlagen Alarm und weisen auf strengen Schutz der ehemaligen Dolomitgrube Cox hin.

Müll liegt auf dem Boden, die Infotafel zum Naturschutzgebiet der Grube Cox daneben ist offenbar mutwillig zerstört worden und kaum noch zu lesen – und auf der anderen Seite der Wasserfläche lässt eine Spaziergängerin ihren Hund in einen der Seen laufen. Eigentlich streng verboten auf dem Gelände der ehemaligen Dolomitabbaugruben, in denen sich nach Ende des Gesteinsabbaus seltene Tiere und Pflanzen angesiedelt haben.

Manchmal baden sogar Menschen da drin oder klettern an den Hängen.
Spaziergänger auf einem Weg an der Grube Cox

„Manchmal baden sogar Menschen da drin oder klettern an den Hängen dort“, weiß ein Spaziergänger von vor allem im Sommer verbreiteten Naturfreveln im Schutzgebiet der ehemaligen Dolomitgrube zu berichten. Seinen Namen möchte er lieber – ebenso wie zwei Joggerinnen, die vorbeikommen – nicht in der Zeitung lesen. Diejenigen, die hier teilweise am Wochenende abends auch teils lautstark feiern würden, schienen ihm bisweilen ziemlich auf Krawall aus zu sein, sagt er noch, bevor er weitergeht. „Mit denen will ich mich nicht anlegen.“

Luftbild der Grube Cox in Bergisch Gladbach.

Mitten im Wald liegt das aus drei künstlich entstandenen Seen bestehende Gelände der Grube Cox zwischen Bergisch Gladbach-Lückerath und -Heidkamp.

Auch der Rheinisch-Bergische Kreis und die Stadt Bergisch Gladbach schlagen Alarm: „Zum Schutz der hier lebenden Tiere und heimisch gewordener Pflanzen ist es strengstens verboten, die ausgezeichneten Wege zu verlassen, an den Hängen und Abbruchkanten zu klettern, Pflanzen zu pflücken oder Tiere zu fangen, Hunde freilaufend mitzuführen, Müll abzulagern, zu grillen, Feuer zu machen oder in den Gewässern zu baden“, schreiben Kreisverwaltung und Stadt in einer gemeinsamen Erklärung.

„All das ist leider immer wieder in dem Naturschutzgebiet zu beobachten“, sagt ein Kenner des Naturkleinods in der grünen Mitte der Kreisstadt beim Stadtteil Lückerath, nur wenige Schritte von der Bensberger Straße entfernt. „Manche wollen auch unbedingt auf die Insel drauf – ganz schrecklich“, ergänzt der Vorsitzende des Bergischen Naturschutzvereins (RBN), Mark vom Hofe.

Abfall liegt im Naturschutzgebiet der Grube Cox in Bergisch Gladbach.

Müll im Naturschutzgebiet, Anrainer berichten von abendlichen Feiern.

Dabei will er die Menschen gar nicht grundsätzlich aus dem Areal heraushalten: „Sie müssen nur auf den Wegen bleiben“, betont er, „und dürfen nicht in die geschützten Bereiche oder gar ins Wasser rein.“ Naturschutz heiße die Natur zu schützen, aber auch sie zu „sehen, hören, riechen und erfahren, was Natur ist“, weiß der Vorsitzende von RBN und Naturschutzbeirat des Rheinisch-Bergischen Kreises. Deshalb seien in dem Gebiet um die ehemalige Dolomitgrube ja auch Infotafeln aufgestellt und Wege angelegt worden. „Von denen aus kann man alles sehen“, sagt vom Hofe, „und auf denen soll man auch unbedingt bleiben – das gilt übrigens auch für den angrenzenden Lerbacher Wald.“

Bis 1985 wurde in der Grube hochwertiger Dolomit abgebaut

Von 1969 bis 1985 wurde in der Grube Cox hochwertiger Dolomit für die Glasindustrie abgebaut. Danach hat sich das Gebiet   zu einem ökologisch besonders wertvollen Lebensraum entwickelt. Die vom Menschen geschaffene Landschaft ist seit 1996 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Sie stelle ein gelungenes Beispiel für Naturschutz aus zweiter Hand dar, erläutern die Naturschutzexperten von Stadt- und Kreisverwaltung. Eingebettet in eine vielfältige Kulturlandschaft und in direkter Nachbarschaft zu den weitläufigen, naturnahen Waldflächen, die von der Stadt Bergisch Gladbach im vergangenen Jahr erworben wurden, ergänze die Grube Cox ein „bedeutendes Biotopverbundsystem in der Region“.

Vergammelte Infotafel im Naturschutzgebiet der Grube Cox.

Demoliert: Die Infotafeln zum Naturschutzgebiet Grube Cox sind in die Jahre gekommen, offenbar aber auch mutwillig beschädigt worden.

Aufgrund ihrer strukturellen Vielfalt bietet die Fläche laut Naturschutzexperten „Rückzugsräume für seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten“, darunter Arten wie der Braune Sandlaufkäfer, verschiedene Sandbienenarten, Ringelnatter, Zauneidechse und Fledermäuse.

Biologische Station hat  Pflegekonzept für die Grube Cox entwickelt

Die Biologische Station Rhein-Berg hat ein Pflegekonzept entwickelt, das eine gezielte Erhaltung und Entwicklung dieser ökologisch wertvollen Strukturen vorsieht – etwa durch die Pflege von Sandmagerrasen, den Erhalt offener Bodenstellen und das Freihalten der Steilhänge von Baumbewuchs.

Blick auf das Naturschutzgebiet der Grube Cox.

Ein Naturraum aus zweiter Hand, in dem sich seltene Tiere und Pflanze angesiedelt haben, ist in der ehemaligen Dolomitgrube Cox entstanden. Doch nicht alle respektieren das.

Für Erholungssuchende ist die Grube Cox zugänglich und lädt zur Naturbeobachtung und zum Erleben besonderer Landschaften ein. Sogar der Kölnpfad führt durch ihr Areal. „Spaziergänge auf den ausgewiesenen Wegen sind ausdrücklich erlaubt und erwünscht“, äußern sich die Naturschutzverantwortlichen von Kreis und Stadt. Allerdings bitten die Stadt Bergisch Gladbach, die untere Naturschutzbehörde und die Biologische Station „alle Besucherinnen und Besucher, die Regeln einzuhalten, um die empfindlichen Lebensräume nicht zu gefährden“. „Nur durch gegenseitige Rücksichtnahme kann dieser besondere Ort für künftige Generationen erhalten bleiben“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung.

Die Grube Cox ist wichtiges Bindeglied in einem ökologischen Netzwerk
Aus einer Stellungnahme des Rheinisch-Bergischen Kreises und der Stadt Bergisch Gladbach

Durch ihre Lage in unmittelbarer Nähe zu den großen, historisch gewachsenen Waldflächen der Hardt und des Lerbacher Waldes stellt die Grube Cox laut Experten zudem ein „wichtiges Bindeglied in einem ökologischen Netzwerk“ dar, das sowohl Lebensräume sichere als auch Wanderkorridore für Tierarten zum Bereich der Saaler Mühle und des Gierather Waldes ermögliche. „Dieses Zusammenspiel zwischen offenem Gelände und geschlossenen Waldstrukturen macht das Gebiet besonders wertvoll für den regionalen Artenschutz“, so die Vertreter von Naturschutzbehörden und Biologischer Station. Aus diesem Grund steht die Grube Cox immer wieder auch auf dem Streifenplan der Ranger, die seit knapp zwei Jahren in Rhein-Berg im Einsatz sind.

„Es kommt darauf an, dass alle mitachtgeben, dass die Natur dort geschützt wird“, sagt Naturschützer Mark vom Hofe. „Man kann nur appellieren, dass die Menschen auf den Wegen bleiben und sich rücksichtsvoll verhalten, sonst bleibt am Ende nur alles abzusperren – dann hätten wir dort eine zweite Große Dhünn-Talsperre, wo man dann nicht mehr ans Wasser rankommt.“