Serie „Liebe ist...“Overatherinnen überwinden Hürden und überzeugen alle von ihrer Beziehung

Lesezeit 4 Minuten
Laura und Christel Wendeler halten einen Regenbogen-Regenschirm.

Laura und Christel Wendeler haben alle von ihrer Liebe überzeugt.

Laura und Christel Wendelers Geschichte ist holprig, doch gemeinsam kämpfe sie gegen jedes Problem an. 

Ihre Freundschaft habe sich anders angefühlt, intensiver als andere. Doch brauchte Christel Wendeler einen Schubs von außen, um sich einzugestehen: Das mit Laura könnte auch Liebe sein.

Die beiden singen im Jungen Chor Overath. Dort haben sie sich vor acht Jahren kennengelernt und sich auf Anhieb sehr gut verstanden. Das ist auch Chorleiter Claus Schürkämper aufgefallen. „Ich habe viel von Laura erzählt“, sagt Christel. Der Chorleiter habe schließlich gefragt: „Du bist ganz schön verknallt in Laura, oder?“ Da sei ihr bewusst geworden: „Ja, das könnte sein.“


Erzählen Sie uns Ihre Geschichte

Dieser Artikel ist der zweite Teil der Serie „Liebe ist...“. In unregelmäßigen Abständen werden wir Beiträge veröffentlichen, in denen es um das schönste und manchmal auch schrecklichste Gefühl der Welt geht.

Sie möchten uns von Ihrer ungewöhnlichen oder besonderen Liebesgeschichte erzählen? Sie haben eine Trennung durchlebt und sind nie ganz über diese Beziehung hinweggekommen? Dann melden Sie sich bei uns unter (02202) 93 78 56 10 oder redaktion.rhein-berg@ksta-kr.de


Diese Erkenntnis sei nicht leicht gewesen, auch wenn gleichgeschlechtliche Beziehungen gesellschaftlich immer mehr akzeptiert werden. „Sich das einzugestehen, war schon ein Ding. Ich habe mich gefragt, was mit mir nicht stimmt und wieso ich nicht ‚normal‘ bin“, erinnert sie sich. Beide hätten bis dato Interesse an Männern und in ihrem Umfeld keine Beispiele von gleichgeschlechtlichen Paaren gehabt.

Christel habe Angst gehabt, eine Freundin zu verlieren, wollte aber trotzdem mit Laura über die Situation sprechen: „Ich hätte es nicht fair gefunden, wenn es für sie nur Freundschaft ist und für mich mehr“, sagt sie. Auf der Rückfahrt von einem gemeinsamen Termin saßen die beiden in Lauras Smart und Christel erzählte ihr, worüber sie sich seit dem Gespräch mit dem Chorleiter den Kopf zerbrach. Laura erwiderte: „Ja, da habe ich auch schon drüber nachgedacht.“

Overatherinnen konnten ihr Glück nicht teilen

Diese rationale Reaktion sei „typisch“ für sie. Während Christel sich manchmal zu viele Gedanken mache, habe Laura erst durch sie gelernt, Situationen und Gefühle zu reflektieren.

Seit dem Gespräch in Lauras Smart sind die beiden ein Paar. Auch wenn sie ihr Glück nicht so unbeschwert genießen konnten, wie andere, haben sie sich eine Leichtigkeit in ihrem Umgang miteinander bewahrt.

Laura und Christel Wendeler tragen ihre Brautkleider und schauen sich an.

Es habe das Paar zusammengeschweißt, für ihre Liebe zu kämpfen.

Sie haben ihre Beziehung anfangs nicht öffentlich gemacht, weil sie Angst vor Gerüchten hatten. „Wir hätten unser Glück auch gerne geteilt. Aber dieser Teil ist weggefallen“, sagt Laura. Als sie es schließlich doch erzählt haben, hätten sie sich viel rechtfertigen müssen. Christel habe zu einer Freundin gesagt: „Das ist so unfair. Andere hätten gerade die rosarote Brille auf und würden die Liebe feiern und wir kämpfen gerade dafür.“

Besonders die Familien hätten Zeit gebraucht, bis sie sich an die Beziehung gewöhnt haben. „Unsere Familien sind recht katholisch und sie konnten das am Anfang nicht so wirklich verstehen. Sie dachten, es sei nur eine Phase“, sagt Laura Wendeler.

Das Paar hat mittlerweile alle von seiner Liebe überzeugt

„Mittlerweile haben wir alle von uns überzeugt. Und dass das gut ist“, sagt Christel. Ihre Familien stünden jetzt voll hinter der Beziehung. „Sie wollen ja auch nur, dass wir glücklich sind.“

Trotzdem: Auf Meilensteine in ihrer Beziehung würden ihre Familien immer noch anders reagieren, als bei ihren Geschwistern: Lauras Eltern hätten sich über ihre Verlobung zum Beispiel anders gefreut, als über die Verlobung ihrer Schwester. „Wenn ich daran denke, könnte ich sofort wieder weinen“, sagt sie und wirkt, als müsse sie ihre Tränen zurückhalten. Das sei wieder ein Moment gewesen, in dem ihnen die rosarote Brille abgesetzt und ihre Freude gedämpft wurde.

Manche Menschen brauchen Zeit

„Aber das ist jetzt gegessen. Die brauchten einfach einen Moment. Das nehmen wir ihnen auch nicht böse“, sagt Christel und fügt hinzu: „Es ist okay, wenn sie Zeit brauchen. Sie sind mit anderen Werten aufgewachsen.“

Menschen stehen in einer Traube und strecken die Hände in die Luft.

Laura und Christel Wendeler haben alle von ihrer Liebe überzeugt. Das haben sie mit einer großen Hochzeit gefeiert.

Um ihre Liebe zu feiern, für die sie so viele Hürden überwunden haben und mit der sie so viele Leute überzeugt haben, haben sie ihre Hochzeit extra groß gefeiert. „Es war so schön zu sehen, wie viele Menschen sich schließlich doch für uns freuen“, sagt Christel.

Es habe sie zusammengeschweißt, dass sie so sehr für sich und ihre Beziehung kämpfen mussten. Für andere gleichgeschlechtlichen Paare würden sie sich aber wünschen, dass sie es einfacher haben.

Hürden beim Kinderwunsch von queeren Paaren

Die beiden haben auch noch längst nicht alle Hürden überwunden: Auch bei ihrem Kinderwunsch werden ihnen Steine in den Weg gelegt: Als queeres Paar bekommen sie, anders als heterosexuelle Paare, keine finanzielle Unterstützung bei künstlichen Befruchtungen. Und während heterosexuelle Mütter einfach irgendeinen Mann als Vater ihres Kindes angeben könnten, muss diejenige von ihnen, die nicht schwanger ist, das Kind nach der Geburt adoptieren.

„Das geht auch erst acht Wochen nach der Geburt“, sagt Christel. Sie hoffen, dass sich auch da politisch bald etwas zum Besseren wendet. Damit es irgendwann normal ist, eine Person des gleichen Geschlechts zu lieben, sei es wichtig, als queere Menschen Raum einzunehmen.

Ihr Tipp für erfüllte Liebe: „Seid offen und hört auf euer Herz. Das Geschlecht ist egal. Die Verbundenheit zur anderen Person zählt.“

KStA abonnieren