Papierfabrik ZandersKommende Wochen entscheiden über insolvente Gladbacher Firma

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Ein Verkehrsschild auf dem Zanders-Gelände. Schienenfahrzeuge fahren dort schon lange nicht mehr.

Ein Verkehrsschild auf dem Zanders-Gelände. Schienenfahrzeuge fahren dort schon lange nicht mehr.

Bergisch Gladbach – Wieder eine Woche vorbei, in der die Papierfabrik Zanders ums Überleben kämpft. Auch in der zweiten Insolvenz wird versucht, ein tragfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln. Die Zeit drängt. Bis spätestens Ende nächster Woche will Insolvenzverwalter Mark Boddenberg geklärt wissen, ob die Produktion fortgeführt werden kann. Wir fassen die wichtigsten Entwicklungen zusammen.

Wie ist der Stand der Verhandlungen?

Ein Geschäftsmodell liegt inzwischen vor. Und klar ist, dass das Werk sich noch einmal verkleinern wird. Dabei rückt immer stärker die Chromolux-Produktion ins Zentrum. Dieses Papier ist nach wie vor so etwas wie der Markenkern von Zanders. Es ist ein hochwertiges, insbesondere in der Werbung benutztes Feinpapier. Vereinfacht gesagt, wird die Oberfläche eines normalen Papiers veredelt, zum Glänzen gebracht. Seit 1958 wird Chromolux bei Zanders produziert.

Und ist immer noch so begehrt?

Fachleute sprechen davon, dass Zanders bei Chromolux europäischer Marktführer ist. Fakt ist, dass die Nachfrage nach dem Chromolux-Papier von Zanders hoch ist. Und wenn es etwas gibt, worauf Insolvenzverwalter Boddenberg bauen kann, dann sind es die vollen Auftragsbücher für Chromolux.

Ist es denn möglich, dass Zanders nur noch Chomrolux produziert?

Ja, das ist denkbar – auch ohne eigene Papierfabrik. Das würde einen radikalen Schnitt bedeuten.

Und der ist geplant?

Es geht in jeden Fall in die Richtung einer weiteren Produktionsverkleinerung. Dafür braucht es erstmal Kapital. Denn das Werk muss umgebaut werden.

Und woher soll das Geld kommen?

Da sind die erste Insolvenzgesellschaft und die Jool-Gruppe gefordert. Die erste Insolvenzgesellschaft hat tatsächlich eigenes Kapital, das eingebracht werden kann. Und eines ist klar: Sollte Zanders wirklich die Pforten schließen müssen, kommen auf diese Gesellschaft unkalkulierbar hohe Forderungen zu. Denn sie wäre dann verpflichtet, die gesamte Immobilie sozusagen besenrein an die Stadt, dem Eigentümer der Immobilie, zu übergeben. Ob die Rücklagen dafür reichen, darf bezweifelt werden – dann lieber in die Fortführung von Zanders investieren.

Und die Jool-Gruppe?

Spannende Frage. Jool-Chef Tom Olander hat bereits Millionen in Zanders investiert. Gleichzeitig hat er aber insbesondere die Stadt mehrfach düpiert. Das Vertrauen, so heißt es bei vielen in der Stadt, ist weg. Aber wenn er glaubt, dass mit Zanders Geld verdient werden kann, wird er investieren. Wenn der Insolvenzverwalter mitteilen kann, dass die Jool-Gruppe investiert, dann ist das ein ziemlich gutes Zeichen.

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Und die Stadt?

Der Dauerbrenner Pachtvertrag. In der vergangenen Woche hat es Gespräche der Fraktionsvorsitzenden gegeben. Bürgermeister Frank Stein hatte sie vorab schriftlich informiert. Die Stadt wird Zanders weiter in ihrer Immobilie dulden, also nicht die Räumung einklagen. Was sie theoretisch jeder Zeit könnte. Und über den Pachtvertrag wird dann erneut verhandelt werden müssen, wenn es tatsächlich gelingt die Fortführung des Werkes zumindest mittelfristig zu garantieren.

Wann wird das soweit sein?

Wenn Zanders ein Patient auf der Intensivstation wäre, dann würden die Ärzte wohl sagen: Die nächsten Tage werden entscheidend sein.

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