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Prozess um tödlichen Angriff19-jähriger Angeklagter ließ sich für Faustschlag feiern

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Tod in Innenstadt

Der Tatort am Tag nach dem tödlichen Angriff.

Bergisch Gladbach/Köln – Es klang unglaublich, was der 19 Jahre alte Angeklagte Tarek H. (Name geändert) am Dienstag im Kölner Landgericht aussagte. Mit den Worten „du hast ihm die Faust gegeben“, habe ihn die Gruppe und im speziellen der Zeuge Phil S. (Name geändert), regelrecht gefeiert. Gefeiert für einen Faustschlag, der einem 40 Jahre alten Bergisch Gladbacher am 31. August 2017 in der Fußgängerzone das Leben kostete.

Am Dienstag war der zweite Verhandlungstag, an dem der 19-Jährige auf der Anklagebank saß. In seinem Geständnis gab der Kölner die Tat vollumfänglich zu.

Mit den Worten „Ich bin verantwortlich für den Tod an Herrn Krause (Name geändert). Es tut mir leid, ich schäme mich sehr“, zeigte sich der Angeklagte reumütig.

Es falle ihm schwer sich an die Ereignisse vom letzten Sommer zu erinnern, als er mit einer Gruppe Jugendlicher in der Bergisch Gladbacher Innenstadt unterwegs war.

„Ich wollte mich beweisen“

Auf die Frage nach dem Grund für den Faustschlag, sagte der 19-Jährige: „Der Mann hat mich beleidigt und ich wollte vor den anderen nicht bloßgestellt werden. Ich wollte mich beweisen, vielleicht würden sie mich akzeptieren.“ Ob er wahrgenommen habe, dass das Opfer alkoholisiert war, wollte die Vorsitzenden Richterin Ulrike Grave-Herkenrath vom Angeklagten wissen. Es sei ihm nicht direkt aufgefallen, sagte Tarek H. aus.

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Der Zeuge Phil S., ein 16 Jahre alter Bergisch Gladbacher der ebenfalls mit der Gruppe unterwegs war, hatte den Zustand des Opfers offenbar gänzlich anders in Erinnerung: „Das Opfer war alkoholisiert und betrunken“, sagte der Zeuge vor Gericht aus. Auch sei Krause sehr aggressiv gewesen, habe den Streit angezettelt.

„Aggressiver Blick“

Wie er denn die Aggression des Opfers erkannt habe, wollte die Vorsitzende Richterin wissen. „Der Mann hatte einen aggressiven Blick“, erklärte der Zeuge und ergänzte: „So blöde und ernst.“ Dann habe der Begleiter des Opfers den Jugendlichen Schläge angedroht. Der Angeklagte habe den Streit schlichten wollen. Als das Opfer Tarek H. daraufhin mit „Hurensohn“ beschimpft habe, habe er, zusammen mit dem 19-Jährigen, den alkoholisierten Mann verfolgt. „Dann hörte ich einen Knall wie von einem Schlag und das Opfer lag auf dem Boden“, sagte der Zeuge. Gesehen habe er allerdings nichts. Dann berichtete der 16-Jährige über das Verhalten der Gruppe nach der Tat: „Wir standen unter Schock und hatten Angst.“

Nebenklägeranwalt, Dr. Karl-Christoph Bode, konfrontierte den Zeugen mit der Aussage des Angeklagten, er sei nach der Tat von der Gruppe für den Faustschlag „gefeiert worden“. Die Antwort des 16-Jährigen: „Natürlich feierten wir ihn, aber aus Angst.“

Bode sprach den Schüler auf dessen Suspendierung vom Unterricht in der Schule an, diese sei ja eng mit dem Fall verbunden gewesen. Die Gründe wollte der 16-Jährige nicht angebeten. Dies tat der Anwalt schließlich für den 16-Jährigen. Dann wandte sich Bode mit drastischen Worten an den Angeklagten: „Ihnen kann man ansehen, dass Sie die Tat bereuen. Der Zeuge zeigt sich jedoch völlig uneinsichtig. Der Tod eines Menschen geht ihm am Arsch vorbei“, so der Nebenklägeranwalt.

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