„Heiße Luft“Mieter und Vermieter in Rhein-Berg über Pläne für bezahlbaren Wohnraum

Lesezeit 3 Minuten
Mieter und Vermieter RB

Die Geschäftsstellen von Mieterverein sowie „Haus und Grund“ in Bergisch Gladbach liegen an der Paffrather Straße direkt nebeneinander.

Rhein-Berg/Bergisch Gladbach – 400.000 neue Wohnungen hat sich die Bundesregierung als Ziel gesetzt, um dem Problem des fehlenden Wohnraums beizukommen. Das „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum“ hat auf Bundesebene beraten, wie dieses Ziel erreicht werden kann, und erste Ergebnisse präsentiert.

Bei Vermieterverein Haus und Grund Rhein-Berg kommen die jüngsten Aktivitäten der Bundesregierung überhaupt nicht gut an. „Die Bundesregierung hat zwar eine Zeitenwende ausgerufen, aber die Zeitenwende durch Krieg und Energiemangel verschlafen.“ 400 000 neue Wohnungen zu schaffen sei mit der Realität nicht mehr vereinbar: „Bauen ist nicht mehr bezahl- oder schlichtweg machbar“, so Sylvia Schönenbröcher, die Geschäftsführerin von Haus und Grund Rhein-Berg.

Rhein-Berg: Vermieterverein beklagt teures Bauen

Das liege unter anderem an den gestiegenen Materialpreisen, zum Beispiel für Holz, an fehlenden Handwerkern sowie Lieferengpässen. „Die Politik muss jetzt Maßnahmen ergreifen, die das Bauen vor dem Hintergrund der aktuellen Krise wieder bezahlbar machen“, fordert Schönenbröcher. Die Energiekrise und deren Folgen müssten Vorrang haben.

Die Lösung der Bundesregierung sei nicht praxistauglich. Die Gaspreisbremse zum Beispiel greife erst ab März und damit zu spät. Stattdessen solle sich die Politik auf die Versorgungssicherheit konzentrieren und dafür eine europäische Gesamtlösung finden. Weiter: „Statt einer Einmal-Entlastung und einer dauerhaften Belastung durch den CO2-Preis muss dieser sofort abgeschafft werden.“

Mieterverein beklagt fehlenden Wohnraum

Der Verein fordert ein Regulierungsmoratorium für fünf Jahre. Das heißt: keine 65-Prozent-Regel für erneuerbaren Energien bei neuen Heizungen. „Wer 100 Prozent kann, soll es machen und dafür belohnt werden. Wer es nicht kann, hat dafür triftige Gründe.“ Auch die Regulierung für Photovoltaik auf Mehrfamilienhäusern in städtischen Gebieten gehöre gekippt. Zudem soll ein Versorgungsatlas auf den Weg gebracht werden, „damit man überhaupt weiß, zu welcher Technologie man greifen soll“. Die aktuellen Vorhaben seien nichts als heiße Luft. „Was wir jetzt brauchen, sind pragmatische Lösungen. Und was die Menschen jetzt erwarten, sind warme Wohnungen.“

Hans Jörg Depel, Geschäftsführer des Mietervereins Köln, der auch eine Geschäftsstelle in Bergisch Gladbach betreibt, ist froh, dass die Bundesregierung „die Zeichen der Zeit erkannt“ habe. Denn fehlender Wohnraum sei ein soziales Problem. Und 400 000 neue Wohnungen und davon 100 000 öffentlich gefördert sieht Depel als „schönes Ziel“.

Demografie als Problem für den Wohnungsmarkt

Bei der Umsetzbarkeit, zumindest der kurzfristigen, hat aber auch der Mietervereins-Geschäftsführer Bedenken. Einig mit dem Vermieterverein ist er sich darin, dass Bauland zur Verfügung gestellt werden müsse. „Das Wohnungsproblem ist so groß wie seit Jahrzehnten nicht“, meint er.

Schlaues Bauen sei wichtig, meint der Geschäftsführer. Denn Hans Jörg Depel sieht ein demografisches Problem: Die Balance zwischen der Schaffung neuen Wohnraums und dem Erhalt von bezahlbarem, bestehenden Wohnraum sei wichtig.

Das könnte Sie auch interessieren:

Denn die Babyboomer-Generation gehe bald in Rente und brauche barrierefreie Wohnungen. Und gerade vor dem Hintergrund aktueller Krisen sei weniger Geld bei den Leuten da.

KStA abonnieren