Der russische Angriff auf die Ukraine stellte auch die Lokalredaktion in Bergisch Gladbach vor schwierige Fragen.
Krieg und KarnevalWie die Lokalredaktion in Gladbach den russischen Angriff erlebt hat
Die erste Nachricht vom russischen Angriff auf die Ukraine hört der Reporter der Lokalredaktion an Weiberfastnacht 2022 morgens um sieben auf dem Weg zur Arbeit. Da ist der erste Post der geplanten Online-Reportage über Corona-Weiberfastnacht mit dem Schminken daheim schon im Internet veröffentlicht worden.
In der Redaktion überlegen wir: Kann man eine Reportage über die wenigen Karnevalsspuren, die in der weitgehend abgesagten Session stattfinden, jetzt noch fortsetzen, während in der Ukraine die russischen Raketen einschlagen und russische Panzer vorrücken?
Wir entscheiden uns dafür, genau das zum Thema zu machen, was die Menschen an diesem Tag bewegt: Feiern oder nicht feiern? „Was da in der Ukraine passiert, ist schlimm. Keine Frage“, sagt Silvia Schmidt aus Overath-Heiligenhaus damals. Auf der anderen Seite steckten der Gastronomie zwei Jahre Pandemie in den Knochen, hätten viele schon verzweifeln lassen. „Auch deshalb sind wir heute hier“, sagte Silvia Schmidt und schaute in die Runde im Bensberger „Bistro am Schloss“.
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Ob Möhnemess in Schildgen oder Kamelleregen für Schul- und Kita-Kinder in Eikamp – viele Menschen äußern sich an diesem tag tief bewegt – und hin- und hergerissen. Ein Zeitdokument. Einige Monate später werden unterdessen gerade auch die Freunde aus Bergisch Gladbachs neuer ukrainischer Partnerstadt Butscha die Karnevalisten in der Kreisstadt animieren, den Karneval zu feiern. Alina Saraniuk vom Bürgermeisterbüro reist sogar zur Proklamation des neuen Dreigestirns eigens an.
An Weiberfastnacht 2022 ist so etwas noch undenkbar. Auch in der Lokalredaktion verfolgen wir die Nachrichten aus der Ukraine – und haben die Lage bei uns vor der Haustür im Blick: Noch am selben Abend formiert sich in Kürten-Bechen ein Fackelzug, der – ursprünglich als Ersatz für den wegen Corona abgesagten Karnevalszug gedacht – zum mahnenden Appell für den Frieden wird. In den folgenden Tagen sollen zahlreiche weitere folgen – und erste Geflüchtete in zerschossenen Autos.