Gegen den HerztodErsthelfer werden im Rheinisch-Bergischen Kreis bald per App alarmiert

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Ein Ersthelfer macht Herz-Druckmassage bei einem Patienten, zwei Rettungssanitäterinnen sind dabei,

Per App „Katretter“ sollen von der Rettungsleitstelle des Kreises künftig im Umkreis von 1500 Metern registrierte Ersthelfer alarmiert werden, die Herz-Druckmassagen bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Stillstand durchführen (M.), bis der Rettungsdienst eintrifft.

Freiwillige Lebensretter für Notfälle mit Herz-Kreislauf-Stillstand will der Rheinisch-Bergische Kreis durch eine neue Alarmierungs-App gewinnen.

Es kann jeden erwischen – zu Hause oder in der Bahn ebenso wie auf der Arbeit oder auf offener Straße. Und dann heißt's: Lebensgefahr. Denn wer einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleidet, braucht in der Regel schneller Hilfe, als der Rettungsdienst vor Ort sein kann. Ersthelfer können hier Leben retten.

Die Quote von Ersthelfer-Wiederbelebungen allerdings ist in Deutschland äußerst gering. Gerade mal gut 40 Prozent betrage sie, während sie in anderen europäischen Ländern bei 80 Prozent liege, sagte Landrat Stephan Santelmann am Montag. Anlässlich der „Woche der Wiederbelebung“ stellte er da zusammen mit dem ärztlichen Leiter des Rettungsdienstes beim Kreis, Dr. Florian Breuer, sowie dem Gesundheitsausschussvorsitzenden Ulrich Heutz wie angekündigt eine neue App fürs Smartphone vor.

Falsch machen kann man als Ersthelfer nichts, aber Leben retten.
Dr. Florian Breuer, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst beim Rheinisch-Bergischen Kreis

Die soll unter dem Namen „Katretter“ bei einem Notruf wegen eines Herz-Kreislauf-Stillstands künftig registrierte Ersthelfer, die sich gerade im Umkreis von 1500 Meter um den Einsatzort befinden, alarmieren und so helfen, die rund neun Minuten bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu überbrücken.

Auf einem Handy-Bildschirm ist die App Katretter zu sehen. Im Hintergrund ist unscharf ein Arbeitsplatz der Feuer- und Rettungsleitstelle des Rheinisch-Bergischen Kreises zu sehen.

Die App zeigt dem registrierten Ersthelfer, wie weit es bis zum Einsatzort mit Herz-Kreislauf-Stillstand ist. Der Retter kann dann entscheiden, ob er den Einsatz annimmt und bekommt von der App den Weg zum Einsatzort gezeigt.

Gerade die erste Zeit nach einem Herz-Kreislaufstillstand sei entscheidend, so Mediziner Dr. Florian Breuer. Nach drei bis fünf Minuten beginne das Gehirn abzusterben. Schnelle Erste Hilfe durch entsprechende Herz-Druck-Massage in dieser ersten Zeit könne die Chancen für den Betroffenen verdoppeln bis verdreifachen. Dabei sei Herz-Kreislauf-Stillstand die dritthäufigste Todesursache, mehr als 70 000 Menschen würden daran jedes Jahr in Deutschland sterben, so Breuer.

Überlebenschancen im Kreis durch Katretter-App verbessern

Mit der App Katretter will der Kreis die Überlebenschancen in Rhein-Berg verbessern helfen. Bis zu drei registrierte Ersthelfer im Umkreis von 1500 Metern können damit   von der Leitstelle zur Notfallstelle alarmiert werden, noch bevor sich der Rettungswagen ebenfalls dorthin auf den Weg gemacht hat.

Ein Ersthelfer nimmt eine Herz-Druckmassage bei einem Patienten auf einer Rasenfläche vor.

Schnelle Hilfe in den ersten Minuten ist nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand entscheiden für ein Überleben.

Die App zeigt dem Ersthelfer, der den Einsatz freiwillig annehmen kann, aber keineswegs muss, per Navigation den Weg zum Patienten. „Falsch machen kann man als Ersthelfer nichts, aber Leben retten“, so Breuer: Einfach die Hand mittig auf der Brust platzieren, dann 30 Herz-Druck-Massagen am besten im Rhythmus eines Liedes wie „Staying alive“ und dann zwei Beatmungen – und alles wieder von vorn.

Kreis bietet Auffrischungsschulungen für Interessierte im Oktober an

Was   in jedem Erste-Hilfe-Kurs auf dem Programm steht, will der Kreis – wie von Heutz im Gesundheitsausschuss angeregt (wir berichteten) – in Auffrischungsschulungen im Kreishaus vermitteln (siehe „Schulungen“). Im Übrigen sei ein kompletter Erste-Hilfe-Kurs alle zwei Jahre zu empfehlen, so Breuer. Für die Auffrischungskurse im Kreishaus meldeten sich bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der Katretter-App der Gesundheitsausschussvorsitzende Heutz und Landrat Santelmann gleich   als erste Teilnehmer an.


Schulungen

Auffrischungskurse zur Herz-Kreislauf-Wiederbelebung bietet der Kreis jetzt für interessierte Bürgerinnen und Bürger an. Nachdem Gesundheitsausschussvorsitzender Ulrich Heutz vorige Woche ein entsprechendes Angebot wie berichtet angeregt hatte, gab die im Kreishaus mit der Koordination der App Katretter beauftragte Kristin Schuhmann erste Termine bekannt: am Mittwoch, 11. Oktober, und Montag, 16. Oktober, jeweils von 19 bis 21 Uhr. Anmeldungen per E-Mail an: katretter@rbk-online.de


Die Erfahrungen, die man in Berlin mit der Katretter-App bereits gemacht habe, seien sehr positiv, so Breuer.

Bis 2025 müssten alle Kreise und kreisfreien Städte Apps wie Katretter einführen, sagt Landrat Santelmann. Dass Rhein-Berg das mit Katretter jetzt schon mache, sei auch Verdienst von Dr. Florian Breuer, so der Kreishauschef.


So funktioniert's mit der App Katretter

  • Wer mindestens einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert, eine vergleichbare Schulung oder einen entsprechenden Gesundheitsberuf hat und mindestens 18 Jahre alt ist, kann sich als Ersthelfer registrieren.
  • Bei Bedarf wird er dann über die App Katretter auf seinem Handy von der Leitstelle zu einem entsprechenden Herz-Kreislauf-Stillstand-Notfall in 1500 Meter-Umkreis um den aktuellen Aufenthaltsort alarmiert.
  • Die App, über die man sich für den Rheinisch-Bergischen Kreis als Ersthelfer registrieren kann, ist im regulären App-Store des eigenen Smartphones erhältlich.
  • Registrierte Ersthelfer erhalten über die App die Alarmierung und die Navigation per Fahrrad oder zu Fuß zum Einsatzort.
  • Über einen entsprechenden Schieber können sie den Einsatz annehmen, dies ist aber keine Verpflichtung.
  • Durch die App erhalten sie auch einen digitalen Ausweis, mit dem sich der Ersthelfer am Einsatzort legitimieren kann.
  • Nach einem Einsatz werden die Ersthelfer um eine kurze Rückmeldung per Fragebogen gebeten und können im Bedarfsfall auch psychologisch betreut werden. (wg)
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