Gastronomie in Rhein-Berg wieder geöffnetKneipenfeeling bleibt vorerst aus

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Es geht wieder los im Café Lukas: Jürgen Steinhauser (r.) begrüßt einen frühen Gast.

Es geht wieder los im Café Lukas: Jürgen Steinhauser (r.) begrüßt einen frühen Gast.

Rhein-Berg – Vor allem als „ungewohnt“ beschreiben viele Gastronomen aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis den ersten Tag, an dem sie nach langer Schließung aufgrund der Corona-Krise wieder öffnen dürfen.

In vielen Restaurants und Kneipen musste die Anzahl der Tische stark reduziert werden, um die Abstandsregeln einhalten zu können. „Das Problem sind eigentlich die Laufwege. Vom Laufweg bis zum Tisch, müssen in alle Richtungen 1,50 Meter Abstand eingehalten werden. Das heißt zwischen zwei Tischen liegen mehr als drei Meter“, erklärt Alexander Vossler, Inhaber des „Quirls“ in Bergisch Gladbach. In seiner Kneipe mit Biergarten, wo sonst gut 300 Gäste Platz finden, können nun nur noch 100 Personen zusammenkommen. An einem Tisch dürfen höchstens zwei Familien aus zwei unterschiedlichen Haushalten sitzen. Viele Tische wurden vorerst weggestellt.

Hälfte der Tische fehlt

Auch ein paar Häuser weiter, im „Wirtshaus am Bock“, musste die Hälfte aller Tische weichen, berichtet Inhaber Tim Forschbach. Dass er bereits am Montag wieder öffnet, war für ihn sofort klar. Sein Team sei froh, wieder geregelte Arbeitstage zu haben. „Die ersten Gäste waren auch schon da. Das freut uns natürlich. Aber ob die Öffnung mit den ganzen Einschränkungen sich auch wirtschaftlich rentieren wird, ist etwas anderes. Das muss sich zeigen“, so Forschbach. Im „Alten Pastorat“ ist am Montag dagegen eher wenig los. „Es ist der erste Tag. Ich hoffe, dass die nächsten zwei Wochen besser werden“, sagt Oberkellner Roberto Vecchio.

Statt 300 dürfen nur 100 Besucher in Kneipe und Biergarten am „Quirls“. Für die Mitarbeiter war am ersten Tag wenig los.

Statt 300 dürfen nur 100 Besucher in Kneipe und Biergarten am „Quirls“. Für die Mitarbeiter war am ersten Tag wenig los.

Alexander Vossler aus dem „Quirls“ hätte sich mehr Zeit für die Vorbereitungen gewünscht. „Die Regelungen stehen erst seit dem Wochenende fest“, berichtet er. Dennoch ist bei ihm alles vorbereitet. Die Speisekarten können per QR-Code gescannt werden. So müssen keine Karten ausgelegt werden, die jedes Mal desinfiziert werden müssen. Mitarbeiter im Service tragen Mundschutz. Um Gläser zu minimieren, sollen mehr Flaschen ausgegeben werden. Dass sie ihre Stammkunden nun wiedersehen, freut die Mitarbeiter der Kneipe sehr, aber: „Das typische Kneipenfeeling als Möglichkeit, um neue Kontakte zu knüpfen, ist nicht möglich. Jetzt geht es erstmal nur ums Gastronomische“, meint Vossler.

Mehr Zeit für die Vorbereitungen benötigt auch Gastronom Markus Wißkirchen – einerseits, weil er einige Umbauten vorgenommen hat, während seine Gastronomie geschlossen war, andererseits, weil die Verordnung des Landes erst am Samstag veröffentlicht wurde und der Wirt in Odenthal-Altenberg noch Zeit braucht zum Tischerücken, Laufwege planen und um all die anderen Vorschriften umzusetzen, die in der Gastronomie gelten. Am Donnerstag will Wißkirchen zum ersten Mal wieder Gäste empfangen.

Strenge Auflagen

Für Gastronomiebetriebe, die nun wieder öffnen wollen, gelten strenge Auflagen: Die Mitarbeiter nehmen die Gäste am Eingang im Empfang und führen sie zum Tisch, wobei zwischen zwei Personen oder Familiengruppen 1,50 Meter Abstand erforderlich sind. Die Gäste werden zur Sicherheit registriert. An der Theke sitzen ist nicht erlaubt, Desinfektionsmittel müssen am Eingang und in den Toiletten zur Verfügung stehen. Bedienungen müssen Masken tragen. (jer)

Auch Jan Gyr von der Gaststätte „Klausmann“ in Bensberg ächzt unter der „Riesenliste an Auflagen“, er will am heutigen Dienstag wieder öffnen. Plexi-Gesichtsmasken, Desinfektionsmittel-Spender – Gyr und sein Team haben das Wochenende durchgearbeitet, um alles passend zu machen, und am Montag ging es dann um die Beschaffung der Hygiene-Utensilien, auch keine ganz einfache Aufgabe , wie Gyr schildert. Und um 22.30 Uhr soll Schluss sein, damit kein Angeheiterter die Regeln des Infektionsschutzes missachtet. Es werde sowieso anders sein, schließlich dürfe ja keiner an der Theke stehen, das Kneipenfeeling werde nicht aufkommen.

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Jürgen Steinhauser vom Café Lukas in Overath war am Montag froh, dass das Ordnungsamt seine Hygienemaßnahmen abgesegnet hatte und voller Elan, wieder durchzustarten. „Wir machen eine Stunde früher auf als gewohnt und hoffen, dass unsere Gäste unsere Anstrengungen honorieren.“

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