Markt statt KantineAnsturm auf die Hofläden im Kreis

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Michael Friedrich und Mitarbeiterin Julia Kierdorf haben einen Marktstand am Hofladen aufgebaut.

Michael Friedrich und Mitarbeiterin Julia Kierdorf haben einen Marktstand am Hofladen aufgebaut.

Rhein-Berg – Dosensuppen und Nudeln zu hamstern, schien anfangs der Corona-Krise für viele Familien eine wichtige Maßnahme zu sein. Doch „Dosenfutter“ allein macht keine Familie über Wochen hinweg satt, und es soll ja auch gesund sein. Die Wochenmärkte in Rhein-Berg sind gut besucht trotz des Abstandsgebots, und auch die Hofläden in Rhein-Berg erfahren Andrang und mussten ihre Verkaufsstellen entsprechend einrichten. Auch in den kleinen Verkaufsstellen auf den Bauernhöfen gibt es nun Einbahn-Regelungen und Wartezeiten draußen für die Kunden.

Alte und neue Kunden

Michael Friedrich vom Biohof Tixhoven in Overath schildert, dass fühlbar mehr zu tun ist - an den Marktständen in Overath und Refrath, aber auch im Hofladen. „Das ist nicht verwunderlich“, sagt Friedrich, „weil Kunden, die sowieso kamen, nun mehr kaufen, Kantinen und Restaurants haben ja zu.“ Friedrich ist seit 24 Jahren dabei und stellt fest, dass auch Kunden kommen, die er schon länger nicht mehr gesehen hat. „Die Kunden erinnern sich an uns“, sagt der Landwirt, „aber es kommen auch neue.“ Michael Friedrich und sein Team haben Hofladen wie Verkaufsmobil mit Trennscheiben und Desinfektionsmobil ausgerüstet, die Mitarbeiter tragen längst Handschuhe und auch die Präsentation des Angebotes ist anders: „Früher hatten wir volle Körbe in der Auslage, in die die Kunden hineingreifen konnten“, berichtet Friedrich, „nun haben wir alles hinten und holen die Ware für die Kunden heraus.“ Vor dem eigentlichen Hofladen steht nun der Verkaufswagen, aus dem die Ware verkauft wird. Außerdem haben Kunden die Möglichkeit, per E-Mail vorzubestellen. Angehörige von Risikogruppen werden auf dem Biohof Tixhoven bevorzugt behandelt, sie müssen nicht Schlange stehen. Die Kunden kauften, so Friedrich, „einen Tacken mehr“ weil sie zuhause seien, Restaurants und Kantinen ja zu seien. Viele Kunden griffen auch zu Ingwer und Zitrone, wohl als Vorbeugung.

Ähnliche Erfahrungen hat Mareike Steffens vom gleichnamigen Geflügelhof in Bergisch Gladbach gemacht: „Die Kunden kaufen mehr“, berichtet sie, „weil sie mehr kochen, das sind dann eben zwei Hähnchenbrüste statt einer oder statt zehn Eiern gleich 20.“ Das gelte für den Marktstand ebenso wie für den Verkauf ab Hof. Im Hofladen der Steffens dürfen sich nicht mehr als drei Kunden auf ein Mal aufhalten, aber das sei problemlos, sagt Mareike Steffens: „Die Kunden regeln das allein, es ist für mich völlig okay, den Hofladen offen zu halten, weil die Menschen halt sehr diszipliniert sind.“ So ruhig und beschaulich, wie das mancher auf einem Bauernhof erwarte, gehe es allerdings nicht zu. Der 24 Stunden lang zugängliche Selbstbedienungskühlschrank werde ebenfalls rege genutzt, sagt Steffens, Eier und die Milchprodukte vom Thomashof seien schneller weg als gewohnt.

Matthias Stöcker vom Biohof Stöcker mit Kälbchen.

Matthias Stöcker vom Biohof Stöcker mit Kälbchen.

Lambert Stöcker hat auf seinem Bauernhof Schilder für das Abstandhalten aufgestellt, seine Kunden holen das Fleisch von den Galloway- und Wagyu-Rindern direkt am Hof ab. „Wir hatten dafür ein kleines Zeitfenster, das haben wir verdreifacht“ berichtet der Landwirt. Weil die Fleischpakete meist vorbestellt werden, lässt sich der Kundenandrang aber gut steuern - und Lambert Stöcker sorgt sich derzeit weit mehr wegen der anhaltenden Trockenheit, die seinem Betrieb zu schaffen macht.

Newsletter als Vertriebsorgan

Philip Peters vom Biobauernhof Scheurenhöfchen in Bergisch Gladbach vertreibt sein Fleisch schon länger über einen Newsletter: „Wir können das im Voraus planen, und für uns ist die Direktvermarktung ja auch ein Nebengeschäft“, sagt Peters. „In erster Linie sind wir Milchviehbetrieb und die Milch wird wie immer alle 48 Stunden abgeholt.“ Kunden, die Bio-Fleisch von ihm kaufen wollen, verständigt Peters via Internet, kann also auch einen Vermarktungstermin mal zeitlich nach hinten schieben oder die Abholung entsprechend den Corona-Regeln staffeln.

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Insgesamt sind die Direktvermarkter also recht zufrieden mit der Situation, denn da viele Familien das Kochen und gemeinsame Essen neu für sich entdeckt haben, nutzen sie auch gern die Möglichkeit, im nahen Umkreis Frisches beim Bauern einzukaufen.

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