Fast schuldenfreiJeder Bürger von Kürten steht statistisch nur mit 110 Euro in der Kreide

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Münzen und Geldscheine liegen auf einem Holztisch.

Kürten gehört zu den Kommunen, mit der geringsten Pro-Kopf-Verschuldung im Land.

Nur wenige Kommunen im Land stehen besser da.  Mit dem Neubau des Schulzentrums wird die Verschuldung in Zukunft aber stark steigen.

Nur einigen wenigen Kommunen in Ostwestfalen geht es genauso gut wie der Gemeinde Kürten. Sie sind nahezu schuldenfrei und die daraus resultierende Pro-Kopf-Verschuldung ist marginal. In Kürten liegt sie laut einer aktuellen Berechnung des WDR bei etwa 110 Euro pro Bürger.

Schon der Kommune Odenthal mit seinen überproportional vielen wohlhabenden Bürgern geht es da schlechter. Rund 1.600 Euro beträgt hier die Verschuldung pro Kopf.

Die erwartete Erhöhung der Grundsteuer macht Bürgern Sorge

Andererseits sind viele Kürtener Bürger wegen der Verschuldung, die künftig wegen der Schulsanierung zu erwarten ist, besorgt. Die Angst vor einem möglichen Anstieg der Grundsteuer geht um. Doch Bürgermeister wiegelt ab.

Auf der jüngsten Ratssitzung wurde Bürgermeister Willi Heider (parteilos) erneut mit der Nachfrage eines Bürgers konfrontiert. Die Grundsteuer werde auf über 1.500 Prozentpunkte erhöht, höre man. Auf diesen Spitzentitel in Deutschland dürfe Kürten aber nicht stolz sein.

94 Millionen Euro für Schulzentrum werden mit Krediten finanziert

Heider erklärte, dass noch gar nichts beschlossen sei und das Ganze nur auf einer Prognose der Kämmerei beruhe. Die 94 Millionen Euro für die gesamte Sanierung des Schulzentrums müssen allerdings überwiegend mit Krediten finanziert werden, und aus diesen Krediten folgen Tilgungszahlungen und Zinskosten.

Fragen zur Finanzsituation bekommt der Bürgermeister auch schon mal gestellt, wenn er privat in seiner Gemeinde unterwegs ist. Die Kommune müsse mehr informieren, machte der Fragesteller im Gemeinderat deutlich. „Da sind die dollsten Sachen im Umlauf“, erklärte er.

Zwiespalt zwischen Schuldenstand und Schuldenprognose

Die Antwort des Bürgermeisters: Alle Beratungen seien öffentlich, die Kommune verschweige nichts. Auch die Zeitung berichte immer ausführlich.

Den Zwiespalt zwischen Schuldenstand und Schuldenprognose kennt auch der Bürgermeister. „In den vergangenen 20 Jahren haben wir keine Schulden aufgenommen“, berichtete er. Der Schuldenstand, der noch vor wenigen Jahren über acht Millionen Euro betrug, sei daher zuletzt deutlich gesunken. Laut Haushalt 2024 liegt er aktuell etwas über zwei Millionen Euro.

Bis 2027 soll die Pro-Kopf-Verschuldung auf 3.200 Euro klettern

Dies ist allerdings eine Momentaufnahme. Mit Fertigstellung der Schulsanierung läuft die Zinstilgung an. Im Haushalt werden für das Jahr 2027 rund 65 Millionen Euro an Schulden ausgewiesen, ungefähr das 32-fache des momentanen Stands. Die Pro-Kopf-Verschuldung klettert dann auf etwa 3.200 Euro.

Aus der Riege der NRW-Kommunen mit dem geringsten Schuldenstand wird sich Kürten dann verabschieden. Diskutiert wird in der Gemeinde über eine Summe von insgesamt 150 Millionen Euro, die in den nächsten zehn Jahren für den Erhalt der kommunalen Infrastruktur erforderlich sind.

Auch andere Projekte müssen bezahlt werden

Neben der Gesamtschule steht der Neubau der beiden Feuerwehrhäuser in Dürscheid und Olpe auf der Liste, die Sanierung des Obdachlosenhauses am Halfenberg in Kürten und des DRK-Hauses an der Bergstraße. Dann Ausgaben für Sanierung oder Ausbau der Grundschulen und für die kommunalen Straßen.

Auch Investitionen in die Unterbringung zugewanderter oder geflüchteter Menschen muss Heider einkalkulieren. Das Alte Rathaus am Karlheinz-Stockhausen-Platz und die Alte Schule, ebenfalls ein kommunales Gebäude, stehen vor einer umfassenden Sanierung.

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