Neustart nach UmbauKürtener Gasthaus „Zur alten Ulme“ sucht neuen Pächter

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Die Kneipe soll bleiben, hoffen Sohn René und die Eltern Willi und Rosemarie Pütz.

Die Kneipe soll bleiben, hoffen Sohn René und die Eltern Willi und Rosemarie Pütz.

Kürten – Anfragen und Nachfragen, meist besorgter Natur, sind in den letzten Wochen bei Rosemarie und Willi Pütz häufig eingegangen: „Was wird denn aus eurer Gaststätte? Macht ihr die ,Alte Ulme’ wieder auf?“ Ja, so ist es geplant.

Nach einer behutsamen Modernisierung soll die urige Kürtener Dorfkneipe wieder öffnen. Und zwar mit einem neuen Pächter. Der wird vom Ehepaar Pütz derzeit händeringend gesucht. Im Februar, nach Abschluss des Umbaus, sollen die Neuen starten.

Abschiedsfest für bisherigen Pächter

Vor ein paar Tagen gab es das Abschiedsfest für die bisherigen Pächter, die mit Mitte 60 in den Ruhestand wechseln. Das Ehepaar Erika und Dietmar Johannwille hatte die Gaststätte 26 Jahre lang mit viel Herzblut geführt und mit ihrer liebenswürdigen Art einen großen Stamm an festen Besuchern gehabt.

Beim allerletzten Bier am Abschiedsabend rollten bei allen Gästen ein paar Tränchen, die letzten Steaks und Schweinehaxen kamen als Spezialität des Hauses aus der Küche. „Hier kommen allein 40 Kegelklubs auf die Anlage“, berichtet Rosemarie Pütz. Und dann die ganzen Vereine, von der Montania über die Karnevalisten des Karnevalsclubs, vom Musikverein bis zur Feuerwehr.

Dass ohne die „Alte Ulme“ das Kürtener Dorfleben ärmer werden würde, liegt da auf der Hand. In der Kneipe feierten die heimischen Fußballer ihre Siege und nach dem Karnevalszug kamen die Jecken zur Nachfeier (die dann gerne länger ausfiel).

Schließung keine Option

Aber die „Ulme“ soll ja bleiben. Schließung oder Umbau seien keine Option gewesen, sagt Willi Pütz. Das Ehepaar stellt sich damit bewusst gegen das bergische Kneipensterben. Immer weniger Gasthäuser gibt es, manche von ihnen stehen dann leer und verfallen, andere werden umgebaut zu Wohnzwecken.

Dann ist wie bei einem K.o. gegangenen Boxer: Sie werden nie zurückkehren. Gründe für den Niedergang der Kneipenkultur gibt es viele, von veränderten Freizeitbedingungen bis zu den kaum zu erfüllenden Sicherheitsvorgaben der Behörden.

Bergischer Charme nicht gefährdet

Ein bisschen modernisiert werde im Inneren, ohne den bergischen Charme des Gastraums zu gefährden, beruhigt Willi Pütz. Der ausgetretene Fußboden aus hellgrauem Linoleum soll zum Beispiel weichen und ein neuer Anstrich kommen.

Das große Kürten-Panorama, das den Gastraum, füllt, soll aber bleiben. „Wir haben ein Sommer- und ein Winterbild“, erklärt der Eigentümer dazu. Die Galerie der Kürtener Buuren-Teller erinnert an das, was die „Alte Ulme“ seit Generationen ist: Brauchtum für die Kürtener, sozialer Kitt für Alt und Jung, Tratsch- und Klatschbörse, Mittelpunkt der Vereinswelt, Ort für Reuekaffees und Hochzeiten.

Stall wird zur Küche

Beim Rundgang zeigen sich bereits erste Veränderungen. Der alte Stall, bislang als Mehrzweck- und Abstellraum genutzt, soll als moderne Küche eingerichtet werden. Berge an Schutt haben Handwerker rausgekarrt, und zufällig eine alte Senkgrube freigelegt; sie diente einst als Donnerbalken.

Seit 150 Jahren ist das Haus eine Gaststätte. „Das hat sich so ergeben“, berichtet Rosemarie Pütz, deren Elternhaus die „Alte Ulme“ ist. Ihre Urgroßeltern, Höller mit Familiennamen, hatten mit dem Ausschank an die Bauern angefangen.

Aus dem Bier zum Feierabend sei dann nach und nach mehr geworden. Später sei die Kneipe von ihrem Vater Paul Felder geführt worden. Seit 1977 ist die Gastwirtschaft verpachtet, an die Familien Mertens und Stefer, zuletzt an Johannwilles.

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