Bürgermeister-Stichwahl in OdenthalRobert Lennerts ist Odenthals neuer Bürgermeister

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Robert Lennerts

Robert Lennerts

Odenthal – Um 18.57 Uhr hat das Warten ein Ende. Die Anspannung, das fast 20-minütige Bangen auf die Auszählung des zweiten Briefwahlbezirks, ist vorbei. Ein Aufschrei geht durch den Saal im Herzogenhof. Robert Lennerts, unabhängiger Bürgermeisterkandidat, hat es mit einer hauchdünnen Mehrheit von sieben Stimmen gegen die CDU-Kandidatin Michaela Bräutigam geschafft.

„Robert, Robert“

„Das war ein Krimi sondergleichen“, kommentiert der Sieger die Atmosphäre im Bürgerhaus. Als das Ergebnis feststeht, lässt er sich minutenlang mit „Robert, Robert“-Rufen von seinen Anhängern und der Familie feiern und nimmt fast eine Stunde Glückwünsche von Wählern, aber auch von den Odenthaler Parteien entgegen. Erster Gratulant ist Wahlleiter Heinz Bosbach, der Lennerts einen Blumenstrauß überreicht.

„Das hat für mich gefühlte sechs Stunden gedauert, bis das Ergebnis feststand“, gibt der frisch gebackene Bürgermeister zu. Um sich gleich darauf bei Michaela Bräutigam für den „fairen Wahlkampf unter den Kandidaten“ zu bedanken. Angesichts des knappen Ergebnisses kündigt er an, auf die Menschen zugehen zu wollen.

Ende Oktober endet die Amtszeit von Vorgänger Wolfgang Roeske in Odenthal. Spätestens bis dahin muss der Polizeihauptkommissar Lennerts mit seinem Dienstherren, der Kreispolizei in Bergisch Gladbach, die Formalitäten für den Wechsel klären.

„Auch in Oberodenthal möchte ich das Gespräch suchen und hoffe, dass die persönlichen Befindlichkeiten in Sachen Grundschule ein Ende haben“, sagt Lennerts mit Blick auf die zum Teil sehr harten Bandagen, mit denen von einigen Oberodenthalern gegen ihn als unabhängigen Kandidaten vorgegangen worden war, nachdem er zu Beginn des Wahlkampfes verkündet hatte, dass die Chancen für den Erhalt der Neschener Grundschule schlecht stünden.

Von den zehn Stimmbezirken konnte Lennerts acht für sich entscheiden

In Neschen kassierte er dafür mit 26,01 Prozent sein schlechtestes Ergebnis. Dort holte Michaela Bräutigam (CDU) im Gegenzug 73,99 Prozent, zugleich ihr bestes Ergebnis. Von den zehn Stimmbezirken konnte Lennerts acht für sich entscheiden. Beide Briefwahlbezirke gingen an Michaela Bräutigam, die ansonsten nur in Altenberg (59,02 Prozent) und Neschen (73,99 Prozent) vorne lag. Trotzdem kann sie am Wahlabend ihrer knappen Niederlage doch noch etwas Positives abgewinnen: „Für mich war es zwar ein knappes, aber trotzdem ein gutes Ergebnis, denn ich habe ja 49,95 Prozent der Stimmen bekommen.“

Sie sei zunächst einmal froh, dass es jetzt einen Endstand gebe, bedankt sie sich bei allen Wählern und ihren Unterstützern. „Ich hätte aber natürlich gerne vieles in und mit der Verwaltung für Odenthal bewegt“, bedauert die Rechtsanwältin und CDU-Fraktionsvorsitzende. Erst nach der Fraktionssitzung am Montagabend werde sie sich dazu äußern, ob sie auch an der Spitze der Fraktion bleiben werde.

„Hätte nicht gedacht, dass es so knapp ausgeht.“

Der CDU-Kreisvorsitzende Rainer Deppe kann sich nicht erinnern, „schon einmal ein so knappes Ergebnis gesehen zu haben. SPD-Mann Oliver Deiters tut es „persönlich sehr Leid für Frau Bräutigam. Eine Wahl so knapp zu verlieren, ist nicht leicht, wenn man sechs Jahre in der Fraktion so hart gearbeitet hat.“ FDP-Fraktionschef Hans-Josef Schmitz (FDP) „hätte nicht gedacht, dass es so knapp ausgeht.“

Adrian Nijkamp, Vorsitzender des Behinderten- und Seniorenbeirats, verfolgte die Ereignisse sehr aufmerksam. „Ich kenne beide ganz gut, jeder bringt seine Kompetenzen mit“, befindet er. Er, der 2004 selbst unabhängiger Kandidat war, macht den Odenthaler Bürgern „ein großes Kompliment, sie haben beweisen, dass sie die Demokratie zu nutzen verstehen.“

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