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Doppeltes JubiläumDie Barbara-Apotheke versorgt seit 40 Jahren die Menschen in Blecher

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Fünf Frauen stehen vor Regalen mit Medikamenten in einer Apotheke.

Das Team um Apothekerin Nicola-Ciliax-Kindling (Bildmitte) hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten vergrößert, auch das Angebot wurde ausgeweitet.

Apothekerin Nicola Ciliax-Kindling übernahm das Geschäft 1995 ungeplant, nachdem ihre Schwiegermutter plötzlich gestorben war.

Ein unerwarteter Schicksalsschlag katapultierte Nicola Ciliax-Kindling 1995 über Nacht in die berufliche Selbstständigkeit als Apothekerin. Jetzt feiert ihre Barbara-Apotheke in Odenthal-Blecher gleich zwei Jubiläen: die Gründung vor 40 Jahren und die Geschäftsübernahme zehn Jahre später.

1985 hatte ihre Schwiegermutter Helga Kindling mit der Barbara-Apotheke die erste Apotheke in Blecher eröffnet. Viele Baugebiete rechts und links der Bergstraße hatten für Zuzug gesorgt und die neue Apotheke ersparte der wachsenden Einwohnerschaft lange Wege in die Nachbarorte, um ein ärztliches Rezept einzulösen.

Nicola Ciliax-Kindling übernahm die Apotheke in einer Notlage

Doch zehn Jahre später stand die Barbara-Apotheke plötzlich ohne Apothekerin da: „Meine Schwiegermutter ist in einer Mittagspause an einem Herzinfarkt gestorben“, berichtet Nicola Ciliax-Kindling über das für die Familie dramatische Ereignis. Trotz der Trauer musste sofort ein anderes Problem bewältigt werden: „Man darf eine Apotheke nicht einfach ein paar Tage lang schließen oder ohne Apothekerin weiterführen“, erklärt Ciliax-Kindling die strengen Auflagen für ihren Berufsstand.

Eine Apotheke vor 40 Jahren. Blick hinter die Verkaufstheke

Helga Kindling gründete 1985 die erste Apotheke in Odenthal-Blecher.

„Daher war da sofort auch die Überlegung: Wer macht jetzt am nächsten Tag die Apotheke auf?“ Die Antwort lag nahe und war dennoch ein Sprung ins kalte Wasser. Nicola Ciliax-Kindling hatte Pharmazie studiert und war frisch approbiert. Aber sie war auch erst 27 Jahre alt, hatte einen anderthalb Jahre alten Sohn, war mit dem zweiten Kind schwanger und mit der Leitung eines Betriebes, den eine Apotheke nun mal darstellt, eher nicht vertraut.

Die Apotheke ist modernisiert, neu organisiert und digitalisiert

Doch sie schloss am nächsten Tag die Tür auf – und blieb. „Irgendwie hat es funktioniert“, sagt sie. „Aber rückblickend denkt man schon: ,Wie habe ich das geschafft'.“

Heute präsentiert sich die Apotheke unweit des Kreisverkehrs in Blecher modernisiert, neu organisiert und digitalisiert. Das Team ist auf mittlerweile 13 Mitarbeiterinnen angewachsen, darunter auch eine angestellte Apothekerin, die es Kindling ermöglicht, die Apotheke auch einmal während der Geschäftszeiten zu verlassen, etwa wenn sie als CDU-Fraktionschefin in kommunalen Ausschüssen oder dem Gemeinderat tätig ist.

Das Apothekengeschäft umfasst viele verschiedene Dienstleistungen

Viermal täglich wird Ware angeliefert, einmal zudem auch nachts. Während vorne der Verkauf läuft, Rezepte eingelöst, beraten und auch nicht-verschreibungspflichtige Dinge wie Hygieneartikel, Seifen und Duftstoffe angeboten werden, läuft im Backoffice die Prüfung der Waren und Rezepturen, werden Wochenblister mit Tabletten für Kunden zusammengestellt, die das alleine nicht mehr schaffen.

Im Labor werden Salben, Lösungen und Tinkturen hergestellt, unter anderem auch Zäpfchen für Behinderte, „die es in dieser Zusammensetzung auf dem Markt nicht gibt“, sagt Kindling. „Auch muss jede verschriebene Rezeptur auf Plausibilität geprüft werden“ erklärt die Pharmazeutin. Und obwohl sie ein paar Tage zuvor noch eine Tinktur hergestellt habe, sei das „nicht mehr ihr Kerngeschäft“, verrät sie.

Die Apotheke hat einen Einzugsbereich von 6.000 Menschen

Ihren eigenen Schwerpunkt legt sie auf pharmazeutische Dienstleistungen. „Ich berate gerne“, sagt sie. Inhalationsschulungen gehören dazu, auch Grippeimpfungen.

Der Einzugsbereich, den die Apotheke versorgt, umfasse geschätzt 6.000 Personen, meint sie, negativ wirkten sich der Mangel an Ärzten in Blecher, der Versandhandel und die Vergütungssituation aus. „Die Situation für Apotheken ist fatal“, kritisiert sie. Statt der geforderten Vergütungserhöhung sollten die Apotheken nun Zusatzleistungen erbringen, dafür brauche man aber wieder Personal.

Dass ihr die Tätigkeit auch nach 30 Jahren immer noch Spaß mache, liege vor allem an der Dankbarkeit der Kunden. „Daher arbeite ich weiter, solange ich lustig bin“, sagt die 57-Jährige. Auf eine möglichst lange Dauer hoffen auch viele in Blecher. Ins Gästebuch zum Jubiläumsfest schrieb jemand: „Ich hoffe, dass die Apotheke noch so lange hier ist, wie ich lebe.“