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Start des Festivals am DomDie Weltliteratur ist zu Gast in Altenberg

Lesezeit 4 Minuten
Das Festival „Literatur am Dom“ ist mit Moderator Denis Scheck und Autor Arno Geiger in Altenberg gestartet.

Das Festival "Literatur am Dom" ist mit Moderator Denis Scheck und Autor Arno Geiger gestartet.

Die Veranstaltung "Literatur am Dom" ist weit über die Region hinaus bekannt - sie startete mit Arno Geiger.

Das Festival „Literatur am Dom“ ist gestartet. „Wenn du liest, wird das Buch dein Freund, Seite für Seite“, schwärmte Sema Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein. Sie ist die Vorsitzende des Fördervereins von „Literatur am Dom“, der seit vier Jahren erfolgreich Weltliteratur ins Bergische Land bringt. Dank der Unterstützung von Sponsoren und dem engagierten Team ist das Festival ein voller Erfolg, was die stetig wachsenden Besucherzahlen eindrucksvoll belegen.

Ina Brandes (CDU), Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, bekannte sich als begeisterte Anhängerin des Festivals am Altenberger Dom. „Ich erinnere mich noch gut an den Abend im letzten Jahr und werde auch im nächsten Jahr wieder dabei sein“, versprach sie. Über den in diesem Jahr vorgestellten Roman von Arno Geiger, „Reise nach Laredo“, sagte sie: „Ich habe nur die ersten 30 Seiten gelesen, um mir den Abend nicht zu verderben, doch schon das war eine tiefgehende Erfahrung. “

NRW-Ministerin Ina Brandes (CDU) ist ein großer Fan der Literatur-Festivals in Altenberg.

NRW-Ministerin Ina Brandes (CDU) ist ein Fan der Literatur-Festivals in Altenberg.

Nachdem sie angekündigt hatte, ein Exemplar des Buches zum 90. Geburtstag ihrer Tante zu kaufen und signieren zu lassen, betraten die Hauptakteure die Bühne: Arno Geiger und der Literaturkritiker Denis Scheck, der das Festival gemeinsam mit Karin Graf konzipiert hat.

„Gegen 10 Uhr vormittags soll der Privatmann Karl in den Waschzuber … Der Wahnsinn des Sommers ist vorbei...“, las Arno Geiger mit seinem angenehmen Wiener Akzent. Sein Roman erzählt die Geschichte des abgedankten Kaisers Karl V., der 1500 in Gent, Burgundische Niederlande, geboren wurde und 1558 in Cuacos de Yuste, Spanien, verstarb. „Die meisten Biografien von Kaiser Karl, der ein Reich regierte, in dem die Sonne nie untergeht, sind etwa 400 Seiten lang und die letzten drei Seiten berichten über die Zeit nach seiner Abdankung. Mein Roman konzentriert sich ausschließlich auf diese Zeit“, erklärte Arno Geiger.

Sema Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein, Gründerin und Organisatorin, eröffnet das Festival.

Sema Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein, Gründerin und Organisatorin, eröffnet das Festival.

„Wenn man eine Prinzessin fragt, kann man sich manchmal etwas wünschen, und ich habe mir Arno Geiger gewünscht“, erzählte Denis Scheck augenzwinkernd. Dann begann er, den Autor nach seinen Motiven und seinem Leben zu befragen. Auf wundersame Weise verband sich alles miteinander. Scheck stellte kluge Fragen, und Geiger antwortete ehrlich, nachdenklich und manchmal humorvoll. „Karl verlangte von seinen Untertanen nach seiner Abdankung, dass sie ihn Karl nennen, doch keiner hat das gemacht, sie haben ihm seinen Wunsch verweigert“, erzählte der Autor. Außerdem hätten viele diesen Schritt als Schwäche ausgelegt. In seinem Roman bricht Karl nach Laredo auf, um ein Niemand zu werden. Letztlich schreibt Geiger einen Roman, in dem er der Frage nachgeht: „Wie kann der Mensch ehrlich zu sich selbst sein? “ Er versteht sich als „Kosmonaut des Innenraums“, nicht als Historiker, der Fakten korrekt wiedergibt.

„Ich schreibe, um mein Leben besser zu verstehen“, antwortete er auf eine Frage von Denis Scheck. Dieser enthüllte, dass der Autor eine geheime Seite hat: Er „containert“ – allerdings keine Lebensmittel, sondern weggeworfene Schriftstücke. „In Wien wird der Papiermüll in öffentlich zugänglichen Containern gesammelt“, berichtete er. „Obwohl ich als Schriftsteller schon sehr erfolgreich war, hat mich keiner dabei erkannt“, erzählte er und bemerkte fast beiläufig: „Liebesbriefe sind nicht sehr ergiebig, im Gegensatz zu Ehebriefen.“

Mit jeder gelesenen Sequenz tauchte das Publikum tiefer in die Gedankenwelt Karls ein, der mit seinen Weggefährten nach Laredo reist. Karl reitet zunächst ein Pferd, tauscht dann mit einem Elfjährigen und lenkt schließlich die von Maultieren gezogene Kutsche. „Die Maultiere erinnern an Don Quijote“, bemerkte Scheck. „Ja, Cervantes schwingt in dem Roman mit, doch er wird nie erwähnt“, fügte Geiger hinzu. Am Ende der letzten gelesenen Sequenz wünschte sich der Moderator, dass er weiterlesen solle. Für ihn ist die schönste Stelle des Romans, als Geronimo Karl zu dem „Greif“, einem Fabelwesen aus Adler und Löwe, führt. Eine fantasievolle Geschichte, in der klar wird, dass Geiger in dem Roman den langen Traum Karls erzählt. Es geht nicht um Realität, sondern um die von Karl geträumte Reise nach Laredo. Sie ist auch eine Anspielung auf „Streets of Laredo“, eine Cowboy-Ballade, gesungen von Johnny Cash, in der es zum Schluss heißt: „Ich weiß, dass ich falsch gehandelt habe.