Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Mühlenmuseum OdenthalDie einzigartigen Modelle von Günter Blömer sind gefährdet

4 min
Ein alter Mann steht in einem Raum mit zahlreichen Holzmodellen von Häusern und Mühlen

Günter Blömer mit einigen seiner Holzmodelle, die er gebaut hat. Doch die Zukunft des kleinen Mühlenmuseums ist bedroht.

Weil die Ausstellung an der Dhünn nur geduldet ist, fürchtet der 92-Jährige um sein Lebenswerk. Er hofft auf den Felsenkeller in Altenberg.

„Mir bleibt nicht mehr viel Zeit“, sagt Günter Blömer und schaut nachdenklich auf sein Lebenswerk. Seit Jahrzehnten hat der heute 92-Jährige die Welt im Modell nachgebaut, historische Gebäude, Schiffe, Kutschen, Mühlen und Landschaften der Vergangenheit maßstabgetreu umgesetzt. Stets legt er dabei die Konstruktionen, die Technik dahinter frei, denn Blömer will keine glatten Fassaden zeigen. Er will wissen, wie etwas funktioniert, was die Welt im Innersten zusammenhält.

Hunderte von Modellen entstanden so in seiner winzigen Werkstatt, die längst ein kleines, inoffizielles Mühlenmuseum geworden ist. Wer den schmalen Mühlenweg entlangkommt, kann ganz zwanglos eintreten und schauen und wer ein bisschen Glück hat, dem erklärt der Meister seine Werke.

Das kleine, inoffizielle Mühlenmuseum ist bedroht

Doch die Idylle ist bedroht. Seit langem ist klar, dass die kleinen Ausstellungsräume hier, unmittelbar in der Dhünnaue, nur geduldet sind, solange der Eigentümer lebt, dann aber aus baurechtlichen Gründen weichen müssen. „Wenn ich die Augen zumache, dann weiß ich nicht, was passiert“, sagt Blömer und der sonst so energische Mann wird leise.

Seit Jahren arbeiten sich wechselnde Akteure an Lösungsversuchen ab – bisher ohne Erfolg. Nun wagt Dieter Feist einen neuen Vorstoß, um das „provisorische Museum mit seinen handwerklichen Kunstschätzen“ doch noch zu retten. Er greift eine Idee auf, die Günter Blömer selbst hatte: Der Felsenkeller, das imposante ehemalige Ausflugslokal in Altenberg, in Sichtweite des Doms, könnte ein idealer Ort sein, um die Sammlung zu präsentieren.

Der historische Felsenkeller in Altenberg böte genug Platz

Feist hat eine Schwäche für Herausforderungen. 1985 rettete er den damals völlig verfallenen mittelalterlichen Kochshof in Oberodenthal und restaurierte ihn mit vielen Helfern. Heute hat hier der Verein „Zugvogel deutscher Fahrtenbund“ seinen Bundessitz. Auch der seit längerer Zeit geschlossene Felsenkeller, 2021 zusätzlich vom Dhünnhochwasser beschädigt, wird gerade denkmalgerecht saniert.

Das Baudenkmal Felsenkeller und auch die „handwerklichen Kunstschätze“ von Blömer - beides stehe in öffentlichem Interesse, wirbt Feist. Er sieht die Gemeinde in der Pflicht und argumentiert mit gleich mehreren Vorteilen: Der Eigentümer des Felsenkellers hätte einen Mieter, die Gemeinde könnte den Verbleib der publikumswirksamen Arbeiten in Odenthal sicherstellen und Günter Blömer hätte die Gewissheit, dass seine Ausstellungsstücke auch für die Zukunft gesichert seien.

In Altenberg könnten zwei  Sammlungen präsentiert werden

Thomas Kloth, Eigentümer des historischen Gasthauses Felsenkeller, scheint nicht abgeneigt. „Ich sehe das sehr positiv“, sagt er auf Nachfrage. „In der Sache ist das sehr stimmig“, meint er. Kloth verwahrt auch noch die „Altenberger Sammlung“, ganz unterschiedliche Exponate zum Thema Altenberg, die der Erbauer des Hauses, Robert Keller, einst in seiner Sammelleidenschaft zusammengetragen habe, so Kloth.

Ein altes Fachwerkhaus ist eingerüstet.

Das historische Ausflugslokal Felsenkeller in Altenberg wird gerade denkmalgerecht saniert. Hier könnten vielleicht auch Platz für die Exponate des Mühlenmuseums sein.

Keller, durch seine Beteiligung am Wiederaufbau des Altenberger Doms zu Wohlstand gekommen, hatte das Haus zwischen 1880 und 1900 errichten lassen. Die Sammlung sei derzeit ausgelagert, da das Haus eine Baustelle sei. Blömers Modelle und Kellers Sammlung, „das würde sich gut ergänzen“, meint Kloth. Der Platz sei da. „Die Modelle könnten hier eine Heimat finden.“

Wissenschaftliche Analyse: neues touristisches Angebot für Altenberg

Auch eine wissenschaftliche Untersuchung, in der Carina Friedrichs, Architekturstudentin der Fachhochschule Köln, vor einiger Zeit Nutzungsmöglichkeiten für den historischen Felsenkeller in Altenberg untersucht hatte, nennt eine museale Nutzung als denkbare Option. In der Masterthesis werden zudem Möglichkeiten für gastronomische Betriebe, Co-Working-Spaces, Informationspunkt, Kolonialwarenladen, Ausstellungsräume, öffentliches WC, Standesamt und Wohnungen betrachtet – auch in verschiedenen Kombinationen. Für eine museale Nutzung spreche vor allem, dass es sich in den vorhandenen Räumen umsetzen lasse und ein neues touristisches Angebot in Altenberg sei, so Friedrichs.

Einen Mietzins erwartet Kloth nach eigener Aussage für den Ausstellungsraum für die Blömer-Modelle nicht: „Ich werde bei der Sanierung unterstützt, dann ist man auch der Öffentlichkeit verpflichtet“, so Kloth. Doch momentan seien die Handwerker im Haus tätig, die Sanierung, „eine Mammutaufgabe“, so Kloth, bringe Staub und Dreck mit sich.

Die Gemeinde könnte den nahtlosen Umzug sicherstellen

Seit 2023 unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die Restaurierung des geschichtsreichen Hotels und Ausflugslokals, in dem einst die Größen der deutschen Sozialdemokratie von Philipp Scheidemann bis Helmut Schmidt und Johannes Rau zu Gast waren. Bisher sind mehr als 100.000 Euro für die denkmalgerechte Sanierung aus dieser Quelle geflossen. Der Felsenkeller gehört damit zu wenigen ausgewählten Objekten in NRW, die von der Stiftung Denkmalschutz in besonderer Weise langfristig unterstützt werden.

Der Abschluss der denkmalgerechten Sanierung sei noch nicht genau abzusehen, sagt Kloth. Doch Zeit, die laufe ihm weg, sorgt sich Blömer. Bliebe eigentlich nur die Gemeinde, die sich als Mittler zwischenschalten könnte, sollte zeitlich kein nahtloser Übergang vom Mühlenmuseum in den Felsenkeller möglich sein. Dann, so überlegt nicht nur Kloth, könne die Gemeinde die Exponate aus dem Mühlenmuseum notfalls zwischenlagern, bis der Felsenkeller seine Türen öffnen kann.

Das aber ist eine politische Entscheidung, die im Gemeinderat getroffen werden müsste. In der Vergangenheit war das Thema Mühlenmuseum allerdings stets in einer Sackgasse gelandet. In den Felsenkeller könnte auch ein ganz besonderes Modell von Blömer einziehen: der maßstabsgerechte Nachbau des historischen Felsenkellers nach Originalplänen - ein dreidimensionaler Blick zurück in die Vergangenheit – und vielleicht auch ein Blick in die Zukunft.