„Ich wollte die Menschen kennenlernen“Flüchtlingshilfe Odenthal sucht Unterstützer

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Endlich wieder ein Begegnungsfest des AK Asyl auf dem Kochshof.

Odenthal – Er wurde in der akuten Phase der Balkankriege in den 1990er Jahren gegründet – und ist (leider) immer noch nicht arbeitslos. Denn die militärischen Konflikte ändern sich, das Leid der Menschen nicht: Die Ehrenamtler, die sich im Arbeitskreis Asyl zusammengefunden haben, wollen sich um Flüchtlinge in der Gemeinde kümmern.

„Der Schwerpunkt liegt auf privaten Kontakten“, betont Michael Burgmer das Konzept. So hat auch er selbst zum Arbeitskreis gefunden: „Ich wollte die Menschen persönlich kennenlernen, die in meiner Nähe wohnen“, erklärt er, warum er irgendwann einfach in der nahen Flüchtlingsunterkunft Steinhaus anklopfte.

Odenthal: In der Coronazeit viele Helfer verloren

Rund 180 Männer und Frauen fühlen sich dem Arbeitskreis Asyl zugehörig, aktiv seien momentan aber nur noch etwa 30. „In der Coronazeit haben wir viele Helfer verloren“, bedauert Andreas Heine, der in Eikamp aktiv ist. Dadurch, dass man auch die Flüchtlingsheime lange nicht betreten durfte, seien viele Aktivitäten eingeschlafen. „Ich weiß gar nicht mehr, wer da jetzt wohnt“, sagt auch Burgmer.

Zuvor habe man für jede Unterkunft im Gemeindegebiet eine Gruppe von Helfern gehabt und zahlreiche Angebote machen können. Ein Sprech- und ein Nähcafé, auch einen Spiele-Treff, man habe mit der deutschen Sprache geholfen, bei Arztbesuchen begleitet oder Formulare ausgefüllt. Immer sei es darum gegangen, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und zu zeigen: „Ihr seid willkommen“.

Zusammenarbeit läuft nicht immer rund

Derzeit rollt wieder eine neue Flüchtlingswelle auf die Gemeinde zu. Wie berichtet, hatte Claudia Kruse, die Integrationsbeauftragte der Gemeindeverwaltung, vor wenigen Tagen Alarm geschlagen, dass die Odenthaler Flüchtlingsheime überfüllt sind und die Betten für Neuankömmlinge knapp werden.

Dabei läuft die Zusammenarbeit nicht immer rund zwischen hauptamtlichen und ehrenamtlichen Helfern. „Es hat schon Konflikte gegeben“ bestätigt Burgmer ähnliche Aussagen aus der Verwaltung. Die Ansätze seien zu unterschiedlich. Absprachen zwischen Haupt- und Ehrenamtlern seien zwar nötig, aber bei jeder Zusammenarbeit müssten die Rollen klar verteilt sein, betont Burgmer. Der Arbeitskreis lege Wert auf Unabhängigkeit der bewusst nicht als Verein organisierten privaten Helfer: „Wir sind nicht der verlängerte Arm der Verwaltung.“

Viele kleine Schritte der Hilfe

Viele kleine Schritte führten bei den Hilfen manchmal zum Ziel, so wie im Fall einer afghanischen Flüchtlingsfamilie, die für ihre Kinder fast den Einschulungstermin verpasst hätte, erzählt Burgmer. „Die haben wir dann begleitet, auch mit den Kindern das Busfahren geübt“. Im Falle eines Marokkaners habe er den Einbürgerungsantrag begleitet, die Fragen des Einbürgerungstests mit dem Kandidaten geübt. Das Verfahren laufe. „Wenn es klappt, dann ist das ein großes Erfolgserlebnis“, sagt Burgmer.

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Vor kurzem konnte auch endlich wieder das Begegnungsfest auf dem Kochshof gefeiert werden – traditionell ein Höhepunkt der Veranstaltungen des Arbeitskreises. Bei Musik, bei Tanz und gutem Essen sollen die Geflüchteten Gelegenheit zum Austausch haben. „Je nach Unterbringungsort in der Gemeinde lernen sich die Menschen hier erstmals kennen“, freuten sich Burgmer und Heine. Weitere Helfer werden immer gesucht.

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