Odenthal – Der Altenberger Dom ist ein Bauwerk mit Geschichte und Geschichten. Er ist Relikt einer ehemaligen Klosteranlage der Zisterzienser, architektonisches Musterbeispiel der Gotik, Grablege bergischer Grafen, Zeugnis eines gelungenen Wiederaufbau-Programmes im 19. Jahrhundert, Gotteshaus, spirituelles Zentrum – aber auch Ausflugsziel und Touristenattraktion. Für interessierte Gäste bietet die Domführungsgesellschaft Altenberg Führungen an.
Seit dem Sommer sind diese nun zentral über die Touristeninformation i-Punkt Altenberg zu buchen. Damit einher geht allerdings auch eine Erhöhung der Preise für Führungen. Zwei Domführer und bisher sieben Domführerinnen, lizenzierte Honorarkräfte im Auftrag der Domführungsgesellschaft, erklären Interessierten, warum der Dom steht, wo er steht; warum er mal eine Ruine war und bei strenger Betrachtung gar kein Dom ist. Residierte hier doch nie ein Bischof.
Gruppen- und öffentliche Führungen
Gruppen- und öffentliche Führungen für Erwachsene und Kinder, Sonderführungen für sehbehinderte und blinde Menschen, auf Deutsch oder Englisch und mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten von der Romanik über Glasmalereien bis hin zu Tieren im Dom – die Führungen sind ebenso vielfältig wie beliebt.
Gebucht werden konnten die Veranstaltungen früher zweimal wöchentlich telefonisch bei einer dafür bezahlten Kraft, die die Organisation im Rahmen eines Minijobs übernahm, abwechselnd angestellt bei der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinde. Denn die Domführungsgesellschaft ist ein Konstrukt, dem neben der Stiftung Altenberg und dem Altenberger Dom-Verein auch die katholische und die evangelische Kirchengemeinde in Altenberg angehören.
Altenberg: Touristikinformation täglich besetzt
Für die Übertragung der Buchungsaufgaben auf den i-Punkt Altenberg hätten gleich mehrere Gründe gesprochen, erklärten die Beteiligten. „Wir haben uns professioneller aufgestellt“, bewertet Pfarrerin Claudia Posche das neue Verfahren positiv. Der i-Punkt sei täglich besetzt und habe Zugriff auf die Kalender der Kirchengemeinden.
Zudem sei der immer wieder befristet abgeschlossener Minijob aus arbeitsrechtlicher Sicht problematisch gewesen, erläutert Pfarrer Thomas Taxacher. Eine Festanstellung der Mitarbeiterin, die hervorragende Arbeit geleistet habe, so Posche, sei aber leider nicht möglich gewesen.
Einnahmen blieben aus
Zudem gab es finanzielle Gründe: „In Coronazeiten ist die Zahl der Führungen auf null gegangen“, so die Sprecherin der Domführer Susanne Heydasch-Lehmann. Auf null gingen damit auch die Einnahmen, während die Minijobberin aber weiter bezahlt werden musste. „Da war eine Neuaufstellung nötig.“
Als nahe liegende Lösung bot sich an, die Buchungen der Domführungen bei der Touristik-Information Altenberg anzugliedern, die für Touristen normalerweise ohnehin erste Anlaufstelle ist. Hier werden die Reservierungen nun digital gebucht und an die Domführer weitergeleitet. Seit Juni habe man im Auftrag der Domführungsgesellschaft mehr als 100 Führungen angenommen, sagt Marion Ohligschläger, als Angestellte der Gemeinde Odenthal beim i-Punkt beschäftigt. Von den Einnahmen erhalten die Domführer ihr Honorar und auch die Kommune Odenthal erhält für den Buchungsservice einen Anteil.
Preise für Führungen angehoben
Im Rahmen der Umstellung seien die Domführungen zwar teurer geworden, „aber nicht teurer als anderswo“, meint Susanne Heydasch-Lehmann. Das Entgelt für eine Gruppenführung wurde von 60 auf 90 Euro angehoben, das Einzelticket von vier auf sechs Euro. Damit stieg auch das Honorar der Domführer.
Domführungen
Angebote und Preise
Domführung für Erwachsene (bis 15 Personen): 90 Euro. Jede weitere Person 6 Euro
Domführung für Kinder/Schüler (bis 30 Personen inklusive Begleitpersonen): 90 Euro. Jede weitere Person 6 Euro
Klosterführung (bis 15 Personen): 180 Euro. Jede weitere Person 12 Euro
Domführung für Sehbehinderte und Blinde (maximal zehn Teilnehmer plus Begleitpersonen): 180 Euro
Englischsprachige Führung: Aufschlag von 30 Euro je Gruppe
Öffentliche Domführungen (ab Frühjahr, ohne Anmeldung): 1. und 3. Samstag im Monat, 11 Uhr: 6 Euro pro Person. Treffpunkt am Domportal.
Neu im Angebot: Gutscheine für Gruppenführungen: Mindestbetrag 90 Euro
Tourist-Information i-Punkt Altenberg, Eugen-Heinen-Platz 2, Telefon: (02174) 419950 (info@odenthal-altenberg.de)
Öffnungszeiten montags bis freitags 10 bis 17 Uhr, samstags, sonntags und feiertags 10 bis 18 Uhr.
Die Reform stößt aber auch auf Kritik. Domführer und Domführerinnen seien im Vorfeld nicht ausreichend eingebunden worden, bemängelt Dr. Petra Janke. „Ich hätte mir gewünscht, dass wir gemeinsam Ideen entwickelt hätten.“ Die Kunsthistorikerin hat seit 2010 Führungen in Altenberg angeboten, sich jetzt aber verärgert zurückgezogen.
Kritik am neuen System
„Mir fehlt zudem die gemeinsame Absprache der Termine“, erklärt sie einen weiteren ihrer Kritikpunkte. Die Führungen wurden früher alle zwei Monate im gemeinsamen Kreis gesichtet, besprochen und vergeben. „Da konnten wir untereinander verhandeln, wer welche Führung nehmen möchte“. Nun würden die Anfragen wöchentlich per E-Mail verschickt und jeder müsse sich sehr kurzfristig entscheiden. „Einzelkämpfer statt Team“, so empfindet Petra Janke die Entwicklung.
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Sie bedauere auch, dass die Kollegin, die die Termine früher buchte, ihren Mini-Job verloren habe. Ungelöst ist nach Auskunft von Petra Janke zudem bisher auch noch die Entlohnung der Domführer für die ab Frühjahr geplanten öffentlichen Führungen ohne Anmeldungen. Die seien früher genauso bezahlt worden wie die reservierten Führungen. Nun solle nach Teilnehmerzahl entlohnt werden, also nach dem „Glück-Pech-Prinzip“.
