ProbeIn Odenthal bringen mehrere Generationen ein Musical auf die Bühne

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Die Tänzerinnen und Tänzer stürmen verkleidet in den Proberaum und erschrecken die Zuschauenden.

In verschiedenen Workshops lernten sie die Tänze, Musik- und Schauspielstücke.

Innerhalb einer Woche haben die Teilnehmenden Tanz, musikalische und schauspielerische Stücke gelernt. 

Ein bunter Trubel herrscht im Haus Altenberg. Der Verein Rheinisch-Bergische Arbeitsgemeinschaft Musik (RBAG) ist hier für eine Woche eingezogen, um ein Musical auf die Beine zu stellen.

Insgesamt 145 Menschen jeden Alters erarbeiten in verschiedenen Workshops das Stück „Der Geist von Canterville“, das sie am Samstag in der Waldorfschule Refrath aufführen. Das Stück ist eine Adaption der Erzählung „The Canterville Ghost“ von Oscar Wilde aus dem Jahr 1887.

In Altenberg kommen Familien zusammen

Dreimal im Jahr kommt der Verein zusammen, um gemeinsam unterschiedliche musikalische Stücke unter dem Namen „Music&Al“ auf die Bühne zu bringen. Die Teilnehmenden kennen sich teilweise schon über Jahrzehnte.

„Mittlerweile kommen Menschen mit ihren Kindern, die als Kinder selbst mit ihren Eltern hier waren“, erklärt Vorstandsmitglied Friederike Schröder und fügt hinzu: „Hier haben sich sogar schon Familien gegründet.“ Sie selbst hat das erste Mal mit neun an einer Veranstaltung der RBAG. Das war vor 30 Jahren. Seitdem habe sie kaum ein Jahr ausgelassen.

Der 20-jährige Niko Kolter ist seit 2018 dabei. Damals war er 15 und ist seitdem an der Bühnenerfahrung gewachsen: „Mit der Zeit habe ich mich entwickelt und kann mittlerweile auch mehr Rollen übernehmen“, schildert er. Er und seine Schwester hätten vor fünf Jahren eine Anzeige in der Zeitung gesehen und seitdem sie das erste Mal teilgenommen hatten, sei klar gewesen: „Das sind Freunde, die man einmal im Jahr sieht.“

Kinder der Tanzgruppe sitzen auf dem Boden und üben einen Move.

In verschiedenen Workshops lernten sie die Tänze, Musik- und Schauspielstücke.

Christina Schaberger ist durch die RBAG über sich hinausgewachsen. Sie kommt seitdem sie elf Jahre alt ist, also seit 22 Jahren, zu den Veranstaltungen und hat mit der Geige im Orchester oder auch ein Solo-Stück auf der Bühne gespielt.

Doch dieses Jahr sieht etwas anders aus als die bisherigen: Zum ersten Mal steht sie mit einer Gesangsrolle auf der Bühne. „Vor fünf Jahren hätte ich mich das nicht getraut“, gibt sie zu. Doch die anderen hätten sie ermutigt, die Rolle anzunehmen und bis jetzt bereue sie es noch nicht. Ohne Aktionen, wie diese, hätte sie als Teenager auch nicht angefangen, im Orchester zu spielen. „Die Gruppe hier gibt einem sehr viel“, betont sie.

Diese eingeschworene und familiäre Atmosphäre sei aber kein Hindernis dafür, dass man sich in der Gruppe leicht einfindet. „Wir bekommen immer wieder die Rückmeldung, dass sich auch neue Familien hier sofort gut aufgehoben fühlen“, berichtet Vorstandsmitglied Philipp Verpoot.

Haus Altenberg: Seit Jahren Veranstaltungen dabei

Der 31-Jährige war mit sieben Jahren das erste Mal dabei und ist seitdem bei jeder Produktion dabei. „Früher bin ich mit aufgetreten und heute übernehme ich die Orga“, erklärt er.

Das Besondere an dem altersübergreifenden Konzept sei, dass junge und ältere Menschen voneinander lernen. In diesem Jahr sind Menschen von einem bis 80 Jahren an dem Projekt beteiligt. „Es kommt dann vor, dass ein 15-Jähriger neben jemandem am Pult sitzt, der 40-Jahre Geigenerfahrung hat“, erklärt Verpoot.

Er selbst habe als 16-Jähriger beim Bühnenbild gelernt, wie man sägt. „Ein älterer Herr kam zu mir und meinte, komm, ich zeige dir das jetzt“, erinnert er sich. Dieser Austausch zwischen der Jugend und den Älteren sei sehr wertvoll.

Der „Geist“ steht auf der Bühne.

Die Teilnehmenden bei „Al on Stage“ proben für ihren Musival-Auftritt am Samstag. In verschiedenen Workshops lernten sie die Tänze, Musik- und Schauspielstücke.

Die mittlerweile jahrzehntelange Erfahrung vieler Teilnehmenden helfe dabei, das straffe Programm bis zur Aufführung durchzuziehen. Innerhalb einer Woche wurden die Rollen gecastet, das Stück geprobt, das Bühnenbild erstellt und die Kostüme angefertigt.

„Da kommt einiges zusammen“, findet Friederike Schröder. Doch der Spaß stehe im Vordergrund und die Teams „machen es ebenso gut, wie sie es schaffen“, erklärt sie. Der Weg sei das Ziel, die Teilnehmenden wollen voneinander und miteinander lernen.

Das Feedback werde immer mit pädagogischen Ansätzen gegeben. Wenn jemand nicht so gut singen könne, würde er eben eine Sprechrolle bekommen oder beim Bühnenbild oder Kostüm helfen. „Es sind alle wichtig, um das Stück am Ende auf die Bühne zu bringen“, betont sie. Man achte darauf, dass niemand enttäuscht ist.

Die Referenten, die Workshops leiten, kommen größtenteils aus artverwandten Gebieten. Einige sind hauptberuflich Musiker, viele sind Pädagogen.

Am Samstag, 29. Juli, um 15.30 Uhr tritt die RBAG mit dem Stück „Der Geist von Canterville“ in der Waldorfschule Refrath auf. Der Eintritt ist kostenlos, Anmeldung bis Samstag 10 Uhr unter f.schroeder@rbag-musik.de


Das macht die RBAG

Der Verein Rheinisch-Bergische Arbeitsgemeinschaft Musik (RBAG) wurde 1972 gegründet, die Veranstaltungen gibt es noch länger. Er organisiert generationsübergreifend musikalische Projekte, der Fokus liegt dabei aber auf Kindern und Jugendlichen.

Dreimal im Jahr organisiert die RBAG diese Projekte in Altenberg. Unter „Al in Motion“ finden im Frühling drei Tage lang Workshops zu Tanz, Chor und Band statt. Bei „Al on Stage“ erarbeiten die Teilnehmenden jedes Jahr im Sommer ein Musical. Und zur Weihnachtszeit, dieses Jahr vom 8. bis zum 10. Dezember, Findet die Adventszeit mit Al statt. Hier singen und tanzen die Teilnehmenden zusammen und schaffen besinnliche und bewegte Weihnachtsmusik.

„Al“ steht als Abkürzung für Altenberg.

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