Mehr AbstandHinweise an Bussen erinnern in Bergisch Gladbach an Abstandspflicht zu Fahrrädern

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Ein Fahrradfahrer hat eine Schwimmnudel auf seinen Gepäckträger geklemmt. Damit will er auf den nötigen Sicherheitsabstand im Straßenverkehr hinweisen.

Mit einer Schwimmnudel macht ein Radfahrer auf den vorgeschriebenen Abstand aufmerksam. (Symbolbild)

1,5 Meter Abstand, die Länge einer Schwimmnudel, beim Überholen von Radfahrern sind vorgeschrieben – oft wird sich nicht daran gehalten.

Seit 2020 müssen Fahrzeuge innerorts 1,5 Meter Abstand beim Überholen zu Fahrrädern halten. So heißt es im Paragraf fünf der Straßenverkehrsordnung.

Im Juli 2023 startet die Gladbacher Stadtverkehrsgesellschaft, der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC), die Regionalverkehr Köln (RVK) und die Wupsi eine gemeinsame Aktion „Abstand halten“. Sie wurde auf dem Betriebshof der Wupsi in Bergisch Gladbach vorgestellt.

Ein bisschen spät, möchte man meinen. Aber die Aktion kommt nicht als Nachzügler daher, sondern als eine Art Gedächtnisstütze. Willi Schmitz, Geschäftsführer der Gladbacher Stadtverkehrsgesellschaft: „Wir haben den Eindruck, dass die Vorschriften beim Abstand zu Fahrrädern bei vielen einfach nicht bekannt sind.“

Fahrräder blockieren de facto den Verkehr in Bergisch Gladbach

Sechs Busse der RVK und der Wupsi fahren nun mit großen Hinweisen auf die Abstandspflicht durch die Region. Ein idealer Platz, um Autofahrer an die gesetzlichen Regeln zu erinnern. Die Mitglieder des ADFC konnten denn auch den Alltagssituationen berichten, bei den denen eben nicht der Abstand eingehalten wird.

Aus einem sehr einfachen Grund: Wenn Fahrräder auf einer normalen Fahrbahn fahren, selbst einen Abstand zum Bürgersteig von 80 Zentimeter und mehr halten, selbst Platz brauchen, kann ein Fahrzeug nicht überholen, ohne auf die Gegenfahrbahn zu kommen.

Fahrräder blockieren also de facto den Verkehr. Überholmanöver ohne den Sicherheitsabstand sind die Folge. Verschärfend kommt in Bergisch Gladbach hinzu, dass der Großteil der roten Radwege zu schmal und in einem sehr schlechten Zustand sind. Radfahrer müssen diese Wege nicht benutzen und können auf die Fahrbahn wechseln - was wiederum viele Autofahrer nicht wissen oder verstehen. Auch verbale Auseinandersetzungen sind inzwischen häufig.

Sicherheit geht absolut vor.
Marc Kretkowski, Geschäftsführer der Wupsi

Die Vertreter von RVK und Wupsi kennen die Situation. Ihre Fahrer sind gehalten, den Sicherheitsabstand einzuhalten - auch wenn der Fahrplan nicht gehalten werden kann. Marc Kretkowski, Geschäftsführer der Wupsi: „Sicherheit geht absolut vor.“ Zusammen mit Marcel Frank, dem Geschäftsführer der RVK, erinnerte Kretkowski daran, dass sich die Busunternehmen inzwischen als Mobilitätsunternehmen verstehen. Marcel Frank: „Wir denken auch an die Sicherheit der Benutzer unser Leihräder.“

Einen kleinen vierstelligen Betrag gibt die Gladbacher Verkehrsgesellschaft für die Aktion aus. Schmitz: „Die Aktion ist jetzt erst einmal für ein Jahr finanziert.“ Wie es danach weiter geht, sei noch offen. Schmitz erwartet übrigens keine Welle der Begeisterung für die Aktion. Autofahrer seien eben noch klar in der Mehrheit. Bernhard Werheid, ADFC-Vorstand von Rhein-Berg und Oberberg erinnerte an die aktuellen Verkaufszahlen von Fahrrädern.

Jährlich würden zwei Millionen E-Bikes und zwei Millionen normale Fahrräder verkauft. Tendenz steigend. Und das sei auch in Bergisch Gladbach zu sehen: Immer mehr Fahrräder seien auf den Straßen unterwegs. Was den Anstieg der absoluten Zahlen bei Verkehrsunfällen mit Fahrrädern (plus 16 Prozent) auch erkläre. Und um die Sicherheit von immer mehr Fahrradfahrer geht es bei der Aktion „Abstand halten“.

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