Stunden später als geplant wurde am Dienstag ein Blindgänger in Euskirchen entschärft. Nun hat sich die Stadt zu den Gründen geäußert.
Blindgänger hinter dem BahnhofDarum dauerte die Entschärfung in Euskirchen so lange

Der Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg, der bei Bauarbeiten hinter dem Euskirchener Bahnhof entdeckt worden war, ist entschärft. Die Entschärfung durch die Experten verzögerte sich mehrfach.
Copyright: Stadt Euskirchen/Tim Nolden
Am Ende war es ein Geduldsspiel: Vier Anläufe brauchte es, bis der Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg unschädlich gemacht war. Dabei hatte nicht etwa die 125-Kilo-Bombe den Experten Stefan Höreth und Christoph Wassenberg vom Kampfmittelbeseitigungsdienst (KMD) Probleme bereitet, sondern Menschen. Mehrere waren trotz der Absperrungen immer wieder in den Evakuierungsbereich gelaufen und verhinderten die zügige Entschärfung der Bombe.
So dauerte es bis 22.15 Uhr am Dienstag, bis der am Nachmittag nahe dem Bahnhof entdeckte Blindgänger entschärft war. Gefunden wurde die Weltkriegsbombe auf einer Baustelle an der Johannesbergstraße. Dort wird zum einen das neue Rathaus errichtet, zum anderen läuft dort die Altlastensanierung auf dem früheren Gaswerk-Gelände.
Bombenentschärfung: Radius wurde von der Stadt angepasst
Zunächst hatte sich die Evakuierung hingezogen: In einem Radius von rund 400 Metern um den Fundort hinter dem Bahnhof mussten die Menschen ihre Wohnungen verlassen. Von der Evakuierung waren laut Stadt 1870 Menschen betroffen.
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Ursprünglich sollte mit der Entschärfung um 19 Uhr begonnen werden, doch die KMD-Experten konnten erst gegen 20.30 Uhr loslegen – und mussten immer wieder unterbrechen.
Die Stadt hatte im Emil-Fischer-Gymnasium eine Sammelstelle eingerichtet. Betreut wurde diese vom Deutschen Roten Kreuz (DRK). Viel Vorlaufzeiten hatten die Ehrenamtler nach Angaben von Einsatzleiter Michael Lickfeld nicht. Um 16.10 Uhr erfolgte die Alarmierung, um 17 Uhr sollte an der Emil-Fischer-Straße bereits alles startklar sein – was Lickfeld zufolge geklappt hat. Zwei Seniorinnen wurden vom DRK abgeholt, auch ein Liegendtransport wurde organisiert.
Und das generationenübergreifend – vom Baby bis zum Senior.
Zunächst waren es nach Angaben von Lickfeld etwa zehn Euskirchener, die das Angebot des DRK in Anspruch nahmen. Je länger sich die Arbeit an der alten Bombe durch die Unterbrechungen hinzog, desto mehr Menschen kamen zum Gymnasium. Gegen 20.30 Uhr waren es gut 80. „Und das generationenübergreifend – vom Baby bis zum Senior“, so Lickfeld.
Das DRK kümmerte sich am Dienstag nicht nur um die Evakuierten, sondern auch um die rund 150 Kräfte der Stadt und verschiedener Organisationen, die damit beschäftigt waren, die Straßen abzusperren und zu überprüfen, dass die Bewohner tatsächlich alle ihren Wohnungen verlassen haben.
Wohl nicht der letzte Blindgänger in Euskirchen
Betroffen von der Evakuierung waren auch der Euskirchener Bahnhof und der Busbahnhof. Dort ging ab 18 Uhr nichts mehr. Die Bahnen fuhren nicht mehr, bis es vonseiten der Stadt eine Entwarnung gab. Die RVK hatte offenbar früh damit gerechnet, dass die Entschärfung länger dauern könnte und vorsorglich alle Busverbindungen mit Stopps am Euskirchener Bahnhof bis 3 Uhr morgens eingestellt.
Es dürfte nicht der letzte Blindgänger gewesen sein, der in Euskirchen entdeckt worden ist. Erst Anfang Juli war eine Weltkriegsbombe in der Erft entdeckt worden. Sie konnte nicht entschärft werden – ein Sprengkommando musste sie kontrolliert zur Detonation bringen. Wie viele Blindgänger in der Kreisstadterde noch schlummern, könne seriös nicht gesagt werden, heißt es vom KMD. Und dass es weitere Bomben-Entschärfungen in Euskirchen geben wird, gilt als sicher. Das zeigen schon die vom Kampfmittelbeseitigungsdienst ausgewerteten Luftbilder.
Mehrere Menschen waren noch im Sperrgebiet unterwegs
Und was sagt die Stadt zur Verzögerung? Immerhin mussten fast 1900 Menschen stundenlang auf die Rückkehr nach Hause warten, weil wenige im Sperrbereich unterwegs waren. „Es gab mehrere Fälle, in denen Personen plötzlich in der Evakuierungszone aufgetaucht sind“, sagt Tim Nolden, Pressesprecher der Stadt: „Es handelte sich nach unserer Einschätzung eher um Menschen, die die Tür nicht geöffnet haben, als das Ordnungsamt geklingelt hat und die dann später das Haus verlassen haben und somit plötzlich mitten im abgesperrten Bereich aufgetaucht sind.“
Sicher gebe es Menschen, die bewusst in Sperrzonen eindringen – das sei aber diesmal nicht der Fall gewesen. Wegen abgestellter Klingeln oder fest schlafender Menschen könne, so Nolden, nicht hundertprozentig sichergestellt werden, dass wirklich alle den Sperrbereich verlassen haben. Zudem habe es vereinzelt Gerüchte gegeben, die Sperrung sei aufgehoben, was dazu geführt habe, dass Personen durch die Absperrung laufen wollten, so Nolden.
Die Menschen, die plötzlich im Sperrbereich waren, sind laut Nolden verwarnt worden. Eine Ahndung samt Bußgeld sei hingegen hochkomplex. Grundsätzlich sagt Nolden: „Das Verhalten verurteilt die Stadt scharf. Es ist so ärgerlich wie vermeidbar.“