Zu groß, zu teuerOdenthaler Politik will Pläne für Regionale 2025 abspecken

Lesezeit 4 Minuten
Viele gute Ideen könnten Altenberg und Odenthal noch attraktiver machen. Doch das Geld ist knapp und so könnten viele Pläne in der Schublade verschwinden.

Viele gute Ideen könnten Altenberg und Odenthal noch attraktiver machen. Doch das Geld ist knapp und so könnten viele Pläne in der Schublade verschwinden.

Odenthal – Pandemie mit Folgen: Aus Sorge vor Infektionen ist die geplante Sondersitzung zur Entwicklungsachse Odenthal – Altenberg kurzfristig abgesagt worden. Langfristig könnte die Krankheit mit ihren finanziellen Auswirkungen auch das Projekt gefährden, mit dem man sich seit mehr als zwei Jahren beschäftigt und auch bei der Regionale 2025 bewirbt. Denn mit Kosten von knapp 20 Millionen Euro, die das Planungsbüro Junker und Kruse im Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) prognostiziert, und von denen nur rund acht Millionen aus verschiedenen Fördertöpfen nach Odenthal fließen könnten, erscheint vielen Politikern das finanzielle Risiko zu groß. Zudem sind einige Vorhaben schlecht zu kalkulieren, da sich benötigte Flächen in Privatbesitz befinden.

„Mit Blick auf den Haushalt sehen wir das Vorhaben heute völlig anders als noch vor zwei Jahren“, sagt Nicola Ciliax-Kindling, Chefin der CDU-Fraktion. Alle Projekte, die nicht mit einer 90-prozentigen Förderung rechnen könnten, seien kritisch und müssten notfalls eingefroren werden. In letzter Konsequenz könnte dies dann auch heißen: „Regionale ade“. Jedes Vorhaben müsse geprüft werden, aber Dinge jetzt „mit Macht durchzudrücken“, die nicht zu bezahlen seien, das sei unverantwortlich, meint Ciliax-Kindling. In ihrem Machbarkeits-Fokus stehen mit dem Familienzentrum oder der Nutzung der Alten Kaplanei eher Projekte in der Ortsmitte als in Altenberg.

Fraktionskollege Markus Wißkirchen sieht die Entwicklung mit Sorge und fürchtet um das Gesamtkonzept. In Altenberg sieht er allerdings noch erheblichen Abstimmungsbedarf. Die vielen Akteure hier machten es schwer, ein von allen unterstütztes Konzept zu finden, kommentiert Bürgermeister Robert Lennerts (parteilos) die Lage und erklärt damit gleichzeitig, warum der Kreis – bei den Regionale-Plänen mit im Boot – eine Moderation finanzieren will. So sollen Unstimmigkeiten unter den Eigentümern vor Ort ausgeräumt werden.

„Uns erinnert das stark an die Regionale 2010“, spricht Peter Sittart (Bündnis 90/Die Grünen) ein dunkles Kapitel an. Damals waren die Altenberg-Pläne am Ende geplatzt wie Seifenblasen. „Es sollte nicht wieder so ausgehen.“ Dennoch haben die Grünen viele Projekte auch in Altenberg schon für sich gestrichen: So seien die Umgestaltung von Klostergarten und Domplatz und auch ein großer Parkplatz auf der Wiese am Sportplatz mit den Grünen nicht zu machen, sagt Sittart. Positiv sieht man den barrierearmen Rundweg Altenberg. Die Dhünnpromenade im Zentrum findet kaum grünen Zuspruch: „Das ist viel Aufwand für wenig Nutzen.“

Viele gute Ideen könnten Altenberg und Odenthal noch attraktiver machen. Doch das Geld ist knapp und so könnten viele Pläne in der Schublade verschwinden.

Viele gute Ideen könnten Altenberg und Odenthal noch attraktiver machen. Doch das Geld ist knapp und so könnten viele Pläne in der Schublade verschwinden.

Gerade die Dhünnpromenade hält die SPD hingegen für eine gute Idee, eine „Zukunftsvision“. Man könne sich die Umsetzung aber auch in Etappen vorstellen, so Rolf Deiters. Auch die Verbesserung des „verwahrlosten“ Parkplatzes in Menrath sei wünschenswert, samt einer Brücke über die Dhünn. Grundsätzlich wolle man Projekte für die Odenthaler Bürger umsetzen, nicht vorrangig für Touristen.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Tolle Vorschläge, aber wo soll das Geld herkommen?“, gibt Hans-Josef Schmitz, Fraktionsvorsitzender der FDP, zu bedenken. Zumal die Gemeinde nicht Planungskosten für private Eigentümer übernehmen sollte, kritisiert er. Persönlich gefalle ihm die Umgestaltung des Parkplatzes Menrath zum Reisegarten, der von Wanderern, Altenberg-Besuchern und Sportvereinengenutzt werden könnte.

Bürgermeister Lennerts wirbt derweil weiter dafür, wenigstens Teile des Großprojektes zu retten. „Mit Förderung sind einige Dinge machbar“, sagt er. Das Konzept soll nun am 18. Februar öffentlich diskutiert werden.

Von A(ltenberg) bis O(denthal)

Das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (kurz ISEK) soll die Entwicklungsachse Odenthal-Altenberg als Regionale-Projekt möglich machen und gilt zudem als Schlüssel zur Erschließung von Fördergeld. Das Konzept des Planungsbüros Junker und Kruse sieht auf knapp 150 Seiten rund 35 Einzelprojekte von Odenthal bis Altenberg vor. Gesamtaufwand: knapp 20 Millionen Euro (darin enthalten rund eine Million Planungs- und Verfahrenskosten). Mögliche Fördergelder: rund acht Millionen Euro.

Die Ortsmitte soll als Standort für Wohnen, Bildung, Einkauf und Freizeit attraktiver gemacht werden. Auf rund zehn Millionen Euro schätzen die Planer die Kosten allein für die Ortsmitte, je zur Hälfte aus der Gemeindekasse und Fördertöpfen zu finanzieren.

Im Zentrum ist unter anderem geplant: die Aufwertung des historischen Kerns (400000 Euro), die Rad- und Fußgänger-gerechtere Gestaltung der Durchgangsstraßen (eine Million), eine Dhünnpromenade (1,3 Millionen) und ein Begegnungszentrum am Dhünntalstadion (4,7 Millionen).

Das Domareal in Altenberg soll innerhalb der Mauern („intra muros“) der alten Abtei für rund sechs Millionen Euro harmonisiert und die „mit den Jahren entstandenen Brüche und Fehlentwicklungen“ beseitigt werden. Dazwischen sehen die Planer das „verbindende Band“ der Dhünn, das für zwei Millionen Euro deutlicher sichtbar gemacht werden soll.

Auf dem Weg in Richtung Altenberg könnte das Mühlenviertel aufgewertet (420000 Euro), das Wegenetz Strauweiler ergänzt (534000 Euro) und der Parkplatz in Menrath zum Reisegarten umgestaltet (700000 Euro) werden. Eine neue Nutzung für Gut Menrath wird noch gesucht und wurde daher von den Planern noch nicht kalkuliert.

KStA abonnieren