Bürgermeisterwahl in OdenthalRobert Lennerts über die Perspektiven im Rat

Lesezeit 4 Minuten
Wird stärker nach politischen Schnittmengen suchen müssen: Bürgermeister Robert Lennerts.

Wird stärker nach politischen Schnittmengen suchen müssen: Bürgermeister Robert Lennerts.

  • Robert Lennerts hat die Bürgermeisterwahl souverän mit 73,7 Prozent der Stimmen gewonnen.
  • Die Grünen sind mit der CDU nun auf Augenhöhe.
  • Und Lennerts muss stärker nach politischen Schnittmengen suchen.

Odenthal – Robert Lennerts hat die Bürgermeisterwahl in Odenthal souverän mit 73,7 Prozent der Stimmen gewonnen. Stephanie Peine sprach mit dem alten und neuen Bürgermeister über die Wahl und die Perspektiven.

Die wichtigste Frage vorweg: Was wird jetzt aus der Bürgermeister-Band?

Robert Lennerts: Es war klar, dass mit Lutz Urbach, der nicht zur Wiederwahl in Bergisch Gladbach antrat, ein Gitarrist fehlen würde. Der Wahlausgang in Overath und Rösrath kostet die Band nun aber einen weiteren Mann an der Gitarre und auch den Schlagzeuger. Bleibt Band-Sänger Robert Lennerts da die Stimme weg? Ich bin erstaunt über manche Wahlergebnisse. Die Wechselstimmung hat mich überrascht. Und gerade in Rösrath, mit unserem dienstältesten Bürgermeister Marcus Mombauer, hätte ich es nicht für möglich gehalten. Ich würde mich gerne weiter für das Band-Projekt engagieren, vielleicht als „(Ex-)BMs and friends“ (lacht).

Sie fallen nicht unter die „Ex-BMs“, denn Sie sind mit großer Mehrheit wiedergewählt worden. Dieses Mal lag es nicht nur an sieben Stimmen, wie bei ihrer ersten Wahl. Hatten Sie schon Sekt kalt gestellt?

Ich hatte auf ein eindeutigeres Ergebnis als 2015 gehofft. Aber ich wusste, dass es in einigen Bezirken, etwa in Osenau, nicht leicht werden würde. Am Ende lag mein Ergebnis in keinem Wahlbezirk unter 60 Prozent. Das war mein Ziel.

Warum sind Sie vom Wähler nicht genauso abgestraft worden wie die CDU? Auf vielen Gebieten haben Sie gemeinsame Politik gemacht.

Die Frage ist berechtigt. Ich denke, viele wollten diese absolute Mehrheit der CDU nicht mehr. Dass CDU und Grüne aber nun auf Augenhöhe sind, damit hatte ich nicht gerechnet. Die Grünen haben auf einen eigenen Bürgermeisterkandidaten verzichtet und auch keine Wahlempfehlung ausgesprochen. Ich weiß nicht, inwieweit es Auswirkungen gehabt hätte, hätten sie es getan.

Der Rat ist grüner geworden, weil viele Bürger gegen geplante Bauvorhaben waren. Es gibt keine absolute CDU-Mehrheit mehr. Was bedeutet das für Sie als BM? Sind Sie in Ihrer Arbeit jetzt blockiert?

Nein. Ich fühle mich nicht blockiert. Natur- und Klimaschutz sind keine Lippenbekenntnisse von mir. Beispielsweise muss Solarenergie auch für Odenthal ein Thema sein, die energetische Sanierung unserer Gebäude und die weitere Umsetzung des Mobilitätskonzepts wollen wir angehen. Es gibt auch große Schnittmengen zwischen schwarz-grün. Das klappt im Kreis ja auch. Aber es wird Projekte geben, von denen man sich jetzt verabschieden muss.

So wird wohl die „Lange Gerade“ in Scheuren vom Tisch sein. Erberich war ja noch nicht konkret und für die Fläche am Penny-Markt gibt es zwar einen gültigen Bebauungsplan, aber die baurechtliche Umsetzung wird noch zu klären sein, da sich die Grünen gegen das aktuelle Planungskonzept ausgesprochen haben.

Und was ist mit der Ponywiese? Das Bauvorhaben ist vom Rat in seiner letzten Sitzung noch durchgeboxt worden. Ein Widerspruch von Grünen, FDP und Teilen der SPD gegen den Beschluss läuft. Muss der Investor noch bangen?

Ich bin sicher, dass unsere Vorgehensweise rechtmäßig war. Die Änderung des Flächennutzungsplans liegt jetzt bei der Bezirksregierung zur Genehmigung. Nach Veröffentlichung tritt er in Kraft. Wenn eine Mehrheit fordern würde, den Bebauungsplan wieder aufzuheben, dann müsste sie das komplette Verfahren umkehren – mit allen Konsequenzen.

Wie sähen die aus?

Das könnten Schadensersatzansprüche des Investors sein. Das wäre für die Gemeinde eine finanzielle Katastrophe. Grundsätzlich werden wir in der Konsequenz der geänderten Mehrheitsverhältnisse wahrscheinlich weniger bauen können. Man muss sehen, was für Folgen das hat. Es kann sein, dass es den einzelnen Bürger auf Dauer mehr Geld kostet. Es spielt eben schon eine Rolle, ob es gelingt, Einkommensteuerzahler nach Odenthal zu holen oder nicht.

Welche Ziele haben Sie sich für die zweite Amtszeit gesetzt? Wo soll Odenthal 2025 stehen?

Ich wünsche mir, dass wir die Infrastruktur verbessern können. Die Straßen sind teilweise in einem unzumutbaren Zustand. Auch das Kanalnetz muss saniert werden. Ich hoffe, dass wir den Verkehrsknoten Odenthal-Mitte entzerrt bekommen, gleichzeitig die Ortskerne aufwerten können.

Dass wir fahrradfreundlicher werden, den Wechsel zu alternativen Verkehrsmitteln erleichtern, die Verkehrs- und Lärmbelastung verringern. In diesen Punkten kann man sicher gut mit allen Ratsfraktionen kooperieren. Und ich wünsche mir, dass wir die Regionale gut und sinnvoll für Odenthal umgesetzt bekommen.

KStA abonnieren